667 Riverbank Street, 21:20"Manfred" stand in Serifen auf dem silbernen Klingelschild geschrieben. Deine Fingerkuppen strichen über die Buchstaben, die sich vom Metall abhoben. Du spürtest ihre Umrisse ganz deutlich. Genau hier standest du vor sechs Monaten schon einmal. Genau hier vor der schlichten, schwarzen Fußmatte. Vor der ebenso schwarzen Haustür, die dir in dem Moment riesig vorkam und genau vor besagtem Klingelschild. Der entscheidende Unterschied war, dass du im Gegensatz zu damals deinen Besuch bei deinem besten Freund angekündigt hattest. Es war viel passiert, seit ihr euch das letzte Mal gesehen hattet. Vieles, von dem ihr nichts wusstet, weil ihr kaum noch miteinander redetet. Früher ist kaum eine Woche vergangen, ohne dass ihr miteinander abhingt. Gemeinsam gingt ihr durch dick und dünn. Die letzten sechs Monate waren eher das Gegenteil dieser Freundschaft. Konntest du ihn dann überhaupt noch deinen besten Freund nennen? Deine Nervosität war stärker, als sie eigentlich sein sollte. Deine Gefühle waren nicht mehr dieselben wie damals. Wie sollten sie auch, bei seiner Reaktion damals? Sie schwanden immer mehr, je mehr ihr euch voneinander entferntet. Sie waren mittlerweile sogar gänzlich verschwunden. Ihr wolltet euch nur noch einmal treffen, um euch auszusprechen, wie man es so schön nannte - davon warst du jedenfalls überzeugt. Mental bereitetest du dich darauf vor, dass es das letzte Treffen sein würde und ihr von nun an eure eigenen Wege gehen würdet. Schließlich betätigtest du die Klingel und wartetest darauf, dass Leo die Tür öffnete. Die Sekunden, die du warten musstest, kamen dir wie Stunden vor. Dein Herz pochte heftig gegen deine Brust, als würde es gleich rausspringen, doch als sich die Tür endlich öffnete, verschwand die Nervosität mit einem Mal. Das warme Licht, das aus dem Flur schien, der Schirmständer neben der Tür und er... es war wie Zuhause.
»Hey«, begrüßte dich Leo mit unsicherem Unterton. Du tatest es ihm gleich. Nun standet ihr beide wie verliebte Teenager regungslos herum. In der Luft lag eine seltsame Stille, bis Leo sie unterbrach. »Komm doch erstmal rein.« Du nicktest und betratst sein Haus. Das Haus, in dem du dich mal fast täglich aufgehalten hattest. Aus Gewohnheit stelltest du deine Schuhe dort ab, wo du sie damals immer abstelltest. Leo schloss die Tür hinter dir und führte dich ins Wohnzimmer. Er hatte umgeräumt. Die cremefarbene Couch stand nicht mehr am Fenster, sondern eher mittig im Raum. Der große Flachbildfernseher stand ihr gegenüber. Am Fenster befand sich nun der kleine runde Esstisch mit exakt zwei Stühlen, an dem ihr immer zusammen gefrühstückt hattet.
»Du hast umgestellt. Sieht gut aus«. Small Talk war nicht dein Ding, aber dir fiel in dem Moment nichts Besseres ein. Leo nickte nur. Es war für ihn mindestens genauso seltsam wie für dich. Er unterbrach abermals die Stille, die in der Luft lag.
»Willst du was trinken? Ich hab extra eingekauft.« Noch immer war ein Hauch von Unsicherheit zu hören.
»Gern«, antwortetest du und machtest es dir auf der Couch bequem. »Hast du irgendwas Erfrischendes da?«
»Kommt sofort.« Die Gläser im Küchenschrank klimperten, als Leo eines herausholte und dir Zitronenlimonade eingoss. Er stellte es dir auf den Beistelltisch neben der Couch und ließ sich neben dir nieder. Wieder Stille. Sie war so laut, fast schon unerträglich. Du konntest ihn nicht schon wieder zuerst anfangen lassen. Nach einem leisen Seufzer setztest du an.
»Ich finde, wir-«
»Ich glaube, dass-«, begann auch Leo zu sprechen. Ihr saht euch zum ersten Mal, seit du da warst, richtig in die Augen. Ein subtiles Schmunzeln konnte sich keiner von euch verkneifen. Schließlich gab Leo dir den Vortritt.
»Ich finde, wir sind beide Schuld daran, dass es jetzt so ist, wie es ist. Wir haben beide unüberlegt gehandelt. Wir können nichts mehr daran ändern, aber wir können entscheiden, wie es weitergehen soll. Wollen wir das wirklich einfach alles wegschmeißen?« Leo begann amüsiert und dennoch verwirrt zu grinsen.
»Warum denkst du, dass ich das wollen würde? Wir kennen uns seit der Grundschule, also bitte«, antwortete er dir, als wäre eine Versöhnung selbstverständlich.
»Schon, aber du warst echt wütend auf mich und andersrum genauso«, stelltest du klar. Du griffst nach deinem Glas und nahmst ein paar Schlucke des kohlensäurehaltigen Getränks. Leo schwieg. Eine Sache, die dich schon immer störte, war, dass er sich nie zuerst entschuldigte. Er würde auch dieses Mal warten, bis du besagte Worte über deine Lippen brachtest. In seinem Blick konntest du sehen, dass er nur darauf wartete.
»Kommen wir auf den Punkt. Mir tut es leid, dass ich dir mitten in deiner Beziehung meine Gefühle gestanden habe. Es war einfach hart für mich zu sehen, wie glücklich du mit ihr warst und dass ich nicht an ihrer Stelle sein konnte. Aber das spielt jetzt keine Rolle mehr, weil... ich keine Gefühle mehr für dich habe«, versichertest du ihm. »Naja, und... ich hab mich so lange nicht bei dir gemeldet, weil ich dir genug Zeit geben wollte. Entschuldigung auch dafür.« Noch einen kurzen Moment verharrte Leo in seiner Position, ehe er nachzog.
»Tja und mir tut's leid, dass ich damals so ausgerastet bin. Weißt du... ich hatte zu der Zeit 'ne echt anstrengende Phase mit meiner Ex und da kam es einfach sehr unpassend von dir. Aber ist schon okay.« Überrascht blicktest du ihn an. »Ihr habt euch getrennt? Ich hoffe nicht... meinetwegen?« Schuldgefühle breiteten sich in dir aus. Das hättest du doch nie gewollt. Du könntest dir nicht verzeihen, wenn du eure Freundschaft zerstört hättest, nur weil du ihm drei Worte an den Kopf geworfen hattest.
»Nein. nicht deinetwegen. Sie hatte nie ein Problem mit dir. Sie war diejenige, die es beendet hat. Keine Ahnung, wer der Typ war, für den sie mich sitzen ließ, aber der scheint ihr offenbar besser zu gefallen. Würde mich nicht mal wundern, wenn's ein scheiß Android ist.« Frust spiegelte sich in seiner Stimme wider. Seine rechte Hand ballte er zu einer Faust. Er vermied den Blickkontakt zu dir. Eigentlich tat er letzteres immer, wenn er log, aber wieso sollte er dich jetzt anlügen? Vielleicht, um deine Gefühle nicht zu verletzen. Vielleicht warst du doch der Grund, weshalb sie nicht mehr zusammen waren, aber du trautest dich nicht, zu fragen. So feige warst du also. Fast schon erbärmlich, dass du die Wahrheit nicht akzeptieren wolltest. Leo ertappte dich dabei, wie du diese Gedanken zuließt. Er schnipste mit den Fingern vor deinem Gesicht herum, damit du ihn wieder ansahst.
»Ich weiß, was du denkst, und die Antwort ist nein, verstanden?! Ich hab dir die Wahrheit gesagt«, seufzte er und lehnte sich weiter in die Couch hinein. Irgendetwas verheimlichte er vor dir, da warst du dir sicher. Du fuhrst fort. »Okay...«, stießt du sanft hervor. »Gut, dann ist alles geklärt? Alles wieder in Ordnung zwischen uns?«, wolltest du dich vergewissern. Leo nickte schulterzuckend. »Schätze schon«, antwortete er selbstsicher. Er drehte den Kopf in deine Richtung. Ein vertrautes Grinsen blitzte auf. »Lust auf Pizza und Mario Kart?« Auch du begannst, zu grinsen. Eure Lieblingsbeschäftigung schlechthin. Nickend griffst du bereits nach deinem Handy, um euch Pizza zu bestellen. »Das Übliche?«, fragtest du deinen besten Freund. »Na klar. Was auch sonst?« Deine Finger huschten über dein Display. Rasch fügtest du eine Pizza Hawaii und eine Pizza Caprese dem Warenkorb hinzu. Leo kümmerte sich derweil um das Elektronische. »Fernseher und Konsole einschalten.« Die Spracherkennung registrierte seine Worte und nur einen Augenblick später erleuchtete der Startbildschirm des neuesten Nintendo-Konsolen-Modells das Wohnzimmer. Er reichte dir einen Controller und startete das Spiel. »Pizza ist unterwegs. Und jetzt lass mich dich fertig machen!«, sagtest du mit diabolischem Grinsen und machtest es dir bequem neben ihm, wobei du ihn leicht zur Seite stießt. Das ließ er natürlich nicht auf sich sitzen. Er drückte dich ebenfalls weg und pikste dich in die Seite - eine sehr empfindliche Stelle deines Körpers. Du kichertest und versuchtest, seine Hände von dir fernzuhalten, was jedoch nur einigermaßen funktionierte, bis Leo schließlich von dir abließ und ihr zu spielen begannt.
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machine to lover || Connor x Reader
FanficDetective Joleen Carter, von ihrem Vorgesetzten neckisch „Jolly" genannt, arbeitet seit vier Jahren im Detroit Police Department und ist eigentlich ganz zufrieden mit ihrem bisherigen Leben. Wäre da nur nicht das Problem mit der gespaltenen Gesellsc...