7720 Forrer Street, 16:24
Donnernd schlugst du die Fahrertür hinter deinem Rücken zu, verschlosst den Wagen und tratst mit Connor den Weg zur Haustür der Johnsons an. Es war eine sehr simpel gehaltene, weiße Eingangstür, die etwa auf Kopfhöhe mit einer Milchglasscheibe in Rautenform verziert war. Du betätigtest die Klingel. Es dauerte einige Sekunden, bis dumpfe Schritte von der anderen Seite zu hören waren, doch schließlich öffnete sich die Tür.
»Detective Joleen Carter, Detroit Police. Das ist mein Partner Connor. Uns wurde ein gewalttätiger Abweichler gemeldet«, stelltest du euch mit erhobenem Polizeidienstausweis vor.
Ein Mann, etwa zehn Jahre älter als du, sah dich mit erschüttertem Blick an und bat dich anschließend herein. Seine vermeintliche Ehefrau und deren gemeinsame Tochter saßen auf der hellgrünen Couch. Das Mädchen, etwa sieben Jahre alt, schluchzte in den Armen seiner Mutter, welche ebenfalls ziemlich traumatisiert wirkte. Du stelltest dich auch den beiden vor, ehe du dich beim Vater erkundigtest, was genau passiert war.
»Wir haben nichts Besonderes gemacht. Nur zusammen fern gesehen. Meine Frau war in der Küche und hat unserer Tochter Äpfel geschnitten.« Dir fiel im Augenwinkel auf, dass das braunhaarige Mädchen deinen Partner intensiv beobachtete, beachtetest es aber vorerst nicht weiter.
»Und wie aus dem Nichts stand dieser Android auf einmal dort drüben.« Er deutete mit der Hand auf die Türschwelle zwischen Wohnzimmer und Küche.
»Wir haben ihn nicht einmal hereinkommen gehört. Er bedrohte meine Frau mit einer Pistole. Ich glaube, das war eine Ruger SR9... Ich habe auch so eine. Er... wollte Geld und Kleidung. Das Ding wurde immer aggressiver und drängte meine Frau zu uns ins Wohnzimmer. Unsere Tochter hat alles miterlebt.«
»Ich wusste gar nicht wie mir geschieht und... und war total erstarrt«, übernahm Mrs. Johnson. »Der Android fing an, mich zu stoßen und schlug mir den Lauf seiner Waffe gegen den Kopf, als wir ihm nichts geben wollten.«
Du warfst einen Blick auf besagte Platzwunde. »Ich sehe, Sie haben die Wunde versorgt, aber vielleicht wäre es besser, wenn sich das ein Arzt nochmal anschaut«, schlugst du vor. Zögernd nickte sie, nachdem sie zwei Finger gegen das in rot getränkte Pflaster gehalten hatte.
»Können Sie sich daran erinnern, wie der Abweichler ausgesehen hat oder kennen Sie vielleicht das Modell?«, fragtest du, um ein möglichst genaues Bild des Täters zu bekommen.
»Er trug noch seine Uniform, als er hier aufgetaucht war, aber ich erinnere mich leider nicht an das Modell, tut mir leid. Das ging alles total schnell«, antwortete die Ehefrau.
Das kleine Mädchen hatte mittlerweile aufgehört zu weinen. Erschöpft lehnte es an seiner Mutter, die beruhigend einen Arm um sie gelegt hatte. Nach einem kurzen Moment der Stille zeigte es zögerlich auf Connor.
»Der Mann sah aus wie der.«
»Kate!«, fuhr ihre Mutter sie an.
Die LED deines Partners leuchtete einen Augenblick lang gelb. Sein Programm suchte augenscheinlich nach Androidmodellen, die ihm ähnlich sahen.
»Schon okay«, winktest du ab. »Ich glaube, ich weiß, was sie meint.« Du knietest dich zu Kate hinunter und lächeltest sie warm an.
»Also hatte der Mann kurze, braune Haare?«
»Ja«, bestätigte sie.
»Und hatte er auch so braune Augen wie Connor?«
»Mmh... weiß ich nicht.«
»Und... kannst du dich daran erinnern, was er anhatte? Eine Jacke vielleicht? Oder bunte Kleidung?«, führtest du aus.
»Sowas Graues wie er.« Wieder zeigte sie auf Connor. Deine Augen folgten ihrer Geste. Die LED des Androiden blinkte etwas schneller als zuvor, ehe sie wieder ihr kühles Blaus annahm. Connor setzte sich daraufhin in Bewegung. Seine linke Handfläche hielt er aufrecht neben seinem Oberkörper und ließ sie in eure Richtung zeigen. Das Mädchen konnte seine Handlung offenbar nicht einordnen, was sich darin äußerte, dass es sich hinter seine Mutter flüchtete und einen unverständlichen, verneinenden Laut ausstieß. Etwas am RK800 schien Kate Angst zu machen.
»Ist schon gut. Er wird dir nichts tun. Connor hilft mir, diesen Mann zu finden. Er... hat ein paar echt coole Sachen drauf«, versuchtest du die Kleine zu beruhigen. Ihre Eltern blickten ebenso verwirrt wie Kate zu deinem Partner.
»Vertraust du uns?«, fragtest du das Mädchen. Es schaute Connor noch immer etwas eingeschüchtert an. Dieser setzte ein Lächeln auf, um die Situation zu entspannen. Kates klammernder Griff um den Oberarm ihrer Mutter lockerte sich ein wenig.
»Was denn für coole Sachen?«, hakte sie schüchtern nach.
»Zeig's ihr, Connor.« Auf deinen Lippen bildete sich ein verspieltes Grinsen und aus dem Augenwinkel blicktest du zu Connor, dessen Finger bereits die Münze aus seiner Jackentasche holten.
»Schau gut zu«, sagte er, bevor er Kate einige seiner Tricks vorführte. Ihre Augen, als auch die ihrer Eltern, folgten dem Vierteldollar aufmerksam über seine Fingerknöchel. Nach wenigen Augenblicken fing er die Münze mit seinem Zeige- und Mittelfinger auf, verstaute sie wieder in seinem Jackett und lächelte dem Mädchen zu.
»Cool«, bestätigte sie ebenfalls lächelnd.
»Darf Connor dir noch etwas zeigen?«, fragtest du mit dem Hintergedanken, nun wieder auf den eigentlichen Fall zurückzukommen. Kate nickte. Erwartend blickte dich der Android an.
»Wir machen weiter, Connor. Deine Hand, bitte«, fordertest du ihn auf. Die wenigen Worte deinerseits reichten aus, damit er verstand, was du von ihm wolltest. Er zeigte der Familie ein Hologramm in seiner Handfläche, in welchem ein männliches AP700-Modell abgebildet war. Dieser Android hatte einen ähnlichen Haarschnitt und gleichartige Gesichtszüge wie Connor. Außerdem trug er eine dunkelgraue Uniform, die oberhalb der Brust hellgraue Bereiche aufwies.
»Ist das der Abweichler, der eingebrochen war?«, wollte Connor wissen.
»Das ist er!«, antwortete der Familienvater, während seine Tochter abermals nickte.
»Okay, dann suchen wir nach einem männlichen AP700 mit einer Schusswaffe. Können Sie uns sonst noch irgendwelche Hinweise geben?«, fragtest du nach. Der Mann überlegte kurz.
»Ich meine, etwas am Lauf der Pistole gesehen zu haben... Sah aus wie goldene Buchstaben. Schon lustig...« Seine Stimme verlor immer mehr an Klang.
»Was meinen Sie?«, fragtest du nach. Mr. Johnsons Augen weiteten sich.
»Ich... muss was nachgucken«, entgegnete er und machte sich schnellen Schrittes auf ins Schlafzimmer.
»Gibt es ein Problem, Mr. Johnson?«, folgtest du ihm. Mr. Johnson kramte hektisch in der Nachttischschublade und schob dabei eine Packung Durex und sämtlichen anderen Krimskrams beiseite, um zu seinem Entsetzen festzustellen, dass der Abweichler seine Ruger SR9 benutzt hatte. Das teilte er dir aufgewühlt mit.
Du erblicktest das geöffnete Fenster neben ihm.
»Sie sagten, Sie hörten ihn nicht hereinkommen?«
»Ja, warum?«
»Es lässt sich vermuten, dass der Abweichler durch das Schlafzimmerfenster hereinkam, leise nach einer Waffe oder etwas Ähnlichem gesucht hat und Sie anschließend bedrohte«, erläutertest du.
Mr. Johnson schloss die Schublade und schlenderte zurück zu seiner Frau und seiner Tochter. Du folgtest ihm abermals.
»Hören Sie, es macht nicht den Eindruck, als wollte der Abweichler gezielt Ihnen etwas antun. Er handelte aus Verzweiflung. Er hätte die Waffe auch anders nutzen können, wenn Sie verstehen. In erster Linie wollte er menschlicher aussehen und sich auch so verhalten, daher die Forderung nach Geld und Kleidung, nehme ich an«, erklärtest du.
»Er wollte so sein wie wir?«, fragte die Tochter der Johnsons.
»Ja, so könnte man es auch sagen. Aber das ist keine Entschuldigung, um eine Straftat zu begehen und anderen Leuten ihre Sachen wegzunehmen«, verdeutlichtest du.
»Sie werden ihn doch schnappen, oder?«, erkundigte sich die Mutter mit etwas forderndem Unterton.
»Ich bin zuversichtlich«, beruhigtest du sie. Natürlich würde das nicht so einfach werden, aber du gabst ihr die Antwort, die sie hören wollte. Es gab immerhin tausende dieser Modelle in der ganzen Stadt und viele Auffälligkeiten hatte der Abweichler nicht. Die Schusswaffe könnte er mit Leichtigkeit verstecken und seine Uniform würde er bestimmt auch bald austauschen.
Du überreichtest dem Ehepaar eine Visitenkarte.
»Wenn Sie eine Kompensierung für die entstandenen Sachschäden wollen, rufen Sie hier an. Das ist die Nummer der Abteilung für Abweichlerfälle. Die Kollegen dort werden Ihnen dann weiterhelfen. Können Sie mir noch sagen, in welche Richtung der Abweichler geflohen ist?«
Mr. Johnson führte dich zur Haustür. »Er ist in diese Richtung die Straße runter.«
Du sahst zu Connor. »Übernimmst du den Garten hinterm Haus?« Dein Partner nickte kurz und verließ das Wohnzimmer.
Ein letztes Mal wandtest du dich an das Ehepaar. »Wenn Sie keine weiteren Anliegen oder Hinweise für uns haben, werden wir jetzt erstmal die Gegend absuchen, um sicherzustellen, dass Sie außer Gefahr sind und dann eine Fahndung veranlassen«
»Bitte tun Sie das. Er soll seine gerechte Strafe bekommen«, forderte Mrs. Johnson und drückte ihre Tochter enger an sich. Du konntest die Gefühle der dunkelhaarigen Frau mit dem Dutt gut nachvollziehen. Wer würde keine Gerechtigkeit wollen, wenn ihm so etwas widerfährt?
Nach einer - zum Glück der Johnsons - erfolglosen Suche verließen Connor und Du das Grundstück der Familie und setztet euch wieder ins Auto.
»Glaubst du, der Abweichler ist noch irgendwo in der Nähe? Ich meine, er wird wohl kaum alle anderen Häuser in der Straße abgeklappert haben und das Ganze ist jetzt bestimmt schon eine halbe Stunde her«, fragtest du deinen Partner etwas pessimistisch gestimmt, während du den Zündschlüssel im Schloss herumdrehtest.
»Es ist tatsächlich eher unwahrscheinlich, dass wir ihn jetzt noch finden könnten. Jedoch handelte er, wie du bereits sagtest, vermutlich aus Verzweiflung. Er hatte wohl kein klares Ziel, bevor er sich nicht sicher sein konnte, dass er als Mensch durchgehen würde«, antwortete er realistisch. Du fuhrst die Straße vorerst weiter geradeaus, bis du in die zweite Querstraße nach links einbogst. Der Wagen passierte einige Mülltonnen, zwei oder drei streunende Katzen und mehrere Zivilisten, doch eine Spur des Abweichlers war nicht zu sehen. Du entschiedst dich kurzerhand dazu, mehrere Streifen nachzubestellen. Vielleicht würde das die Suche erleichtern.
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machine to lover || Connor x Reader
FanficDetective Joleen Carter, von ihrem Vorgesetzten neckisch „Jolly" genannt, arbeitet seit vier Jahren im Detroit Police Department und ist eigentlich ganz zufrieden mit ihrem bisherigen Leben. Wäre da nur nicht das Problem mit der gespaltenen Gesellsc...