Kapitel 9

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~Unexpected friendships are the best ones~
***

Kuina führt mich mit in ihr Zimmer. Es ist etwas kleiner als meins. 
Wahrscheinlich habe ich durch meinen hohen Rang im Beach auch Vorteile mit dem Zimmer. Ich kann mich nicht beschweren. 
Das Mädchen lässt sich auf ihr Bett fallen und klopft mit einer Hand neben sich auf die Matratze. Ich setze mich neben sie. 
,,Wie lange bist du schon hier?", fragt sie.
,,Im Beach oder in Boderland?", will ich wissen, bevor ich meine Frage überdenke. ,,Vergiss es, kommt aufs Gleiche hinaus. Ich bin seit einem Tag hier."
Kuina schaut mich fragend an. ,,Und du bist schon Teil der Führungsriege? Wow, du musst den Hutmacher aber richtig beeindruckt haben."
Ich zucke mit den Schultern. 
,,Ich habe auch keine Ahnung, warum er das gemacht hat", gebe ich zu. 
,,Seit wann bist du hier?", frage ich sie.
,,Puh schon etwas länger. Ich habe irgendwie mein Zeitgefühl verloren", antwortet sie. 
Rücklings lege ich mich auf ihr Bett. Kuina tut es mir sofort gleich.
,,Gewöhnt man sich daran?", rutscht es mir raus.
,,Etwas. Aber ich glaube, ganz wird man sich nie dran gewöhnen", sagt sie. 
Ich schlucke. Das habe ich befürchtet.
Kuina rollt sich auf die Seite, um mich anzuschauen. 
,,Du hast ja jetzt mich", erwähnt sie ganz beiläufig, während sie sich durch die Haare fährt.
,,Da bin ich aber beruhigt", sage ich lachend. Sie nimmt sich ein Kissen von ihrem Bett und holt aus. Schnell lege ich schützend meine Hände vor mein Gesicht. Der weiche Stoff trifft auf meine Hände. Ich greife zu und ziehe es dem Mädchen aus der Hand.
Dann richte ich mich auf. Ich stürzte mich auf Kuina und setze mich auf ihre Hüfte. 
Das Kissen schlage ich ihr drei Mal etwas sanfter ins Gesicht. 
,,Kuina, wir müssen-", nehme ich eine Stimme hinter mir wahr. Ich drehe mich um und sehe Chishiya, welcher uns leicht fragend anschaut. 
,,Störe ich bei irgendwas?", will er wissen. Sein Blick wandert zu mir. Erst jetzt bemerke ich, wie ich auf Kuina sitze. Ich rolle mich von dem Mädchen. Kuina setzt sich auf und schaut genervt zu dem Jungen.
,,Weißt du was klopfen bedeutet? Du musst einfach einmal gegen die Tür hauen. Dann könnte ich dich reinlassen, wen ich Zeit habe", setzt sie Chishiya schließlich in Kenntnis. 
Chishiya rollt leicht mit den Augen. ,,Ich wusste ja nicht, dass du Besuch im Bett hast."
Chishiya schaut Kuina an. ,,Wir müssen uns unterhalten."
Auch mein Blick wandert jetzt zu dem Mädchen. Sie hat einen nachdenklichen Blick drauf.
Ich stehe auf. ,,Ich lasse euch dann mal alleine", verkünde ich.

Nachdem ich Kuinas Zimmer verlassen habe, atme ich durch. Ich finde es fragwürdig, wie produktiv eine Freundschaft hier in Borderland ist. Aber dieses Mädchen muss man einfach lieben. Ich habe sie jetzt schon gerne. In Gedanken versunken, wandere ich durch die Gänge. Plötzlich legt sich ein Arm um meine Schulter. Ich drehe mich in meiner Bewegung um, um mich aus dem Griff der Person vor mir zu befreien. 
Danma grinst mich an. ,,Da bist du ja Yuna. Ich habe schon eine Weile nach dir gesucht."
,,Ach ja?", frage ich.
Der Mann nickt. 
,,Komm doch mit mir. Wir haben noch ein paar Sachen zu klären", sagt er. Dann legt er mir eine Hand an den Rücken und schiebt mich mit. Wir landen in einer Suite. 
Nebeneinander setzen wir uns auf eine Couch. 
,,Also, worüber müssen wir reden?", will ich wissen. 
,,Über vieles", antwortet er nur.
Ich unterdrücke ein Stöhnen. Er soll einfach mit der Tür ins Haus fallen. 
,,Vielleicht fangen wir erst mal mit den Schwierigkeitsstufen der Spiele an", fällt mir ein.
,,Dir ist bestimmt das Standardkartendeck bekannt, richtig?", fragt er. 
Ich beantworte seine Frage nur mit einem Nicken.
,,Karo, Kreuz, Pik und Herz. Pik steht für physische Stärke. Karo bedeutet Intelligenz, Kreuz Teamwork. Und als letztes kommen wir zu Herz. Bei einem Herzspiel muss man mit den Gefühlen seiner Mitspieler spielen", erklärt er. 
Ich gehe alles in meinem Kopf durch. Heute war das Spiel anscheinend ein Pik-Spiel. 
Ich erinnere mich daran, dass es sogar angesagt wurde. Pik 4. 
,,Und die Zahlen stehen für die Schwierigkeitsstufe?", stelle ich fest. 
Danma stimmt mir zu. ,,Du bist schlau. Aber das dachte ich mir ja schon."
Ich bleibe still. Ich habe keine Ahnung, was ich dazu sagen soll.
,,Gibt es noch etwas, dass du mit mir besprechen wolltest?", erkundige ich mich.
Er füllt in zwei Gläser, die vor uns auf dem Tisch stehen, etwas Wein. Dann reicht er mir eines. 
,,Lass uns anstoßen. Auf eine gute Zusammenarbeit", sagt er lächelnd. 
Und dieses Lächeln macht mir Angst. 
Ich glaube, dieses Zusammenarbeit wird in die ganz falsche Richtung gehen...


Sick LiesWo Geschichten leben. Entdecke jetzt