13 - Schicksalhafte Offenbarungen

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Sebastian POV


Der Winter hatte Hogwarts und die umliegenden Gebiete vollends im Griff. Die Landschaft war überzogen von einer weißen Schneedecke, die unter den seichten Strahlen der Wintersonne funkelten wie mit Diamanten besetzt. Die Bäume und Sträucher wurden ummantelt von winzigen Eiskristallen, was beim näheren Betrachten wie butterweiches Fell aussah. Auf meinem Weg nach Hogsmeade zog ich mir meinen Schal enger, damit mir der eisige Wind nicht unnötig ins Gesicht wehte. Zwar mochte ich den Winter und die Tatsache, dass diese Jahreszeit aus fast allem einen Eispalast zaubern konnte, aber diese Kälte war mir nach wie vor zuwider. Aber was solls. Umso mehr freute ich mich jetzt darauf, dass ich bald den mühsamen Weg geschafft und in der warmen Stube des Drei Besen sitzen konnte. Dort wartete Ominis auf mich. Es war Freitag und mit mir hatten auch andere Schüler Hogsmeade als Ziel. Ich war froh darüber, dass mich meine Mitschüler in Ruhe ließen. Ein paar Halbstarke hatten mich durchaus angesprochen, ob ich ihnen ein wenig Nachhilfe im Duellieren geben könnte. Durch Evas kleine Showeinlage, um wieder Interessenten für die Gekreuzten Stäbe zu erlangen, hatte die Vereinigung wirklichen Zuspruch gefunden. Jedoch war mir bewusst, dass dieses Interesse wohl eher auf die Schönheit meiner alten Schulfreundin zurückzuführen war. Nach den Ferien über den Jahreswechsel begannen die Trainingseinheiten immer dienstags und freitags direkt nach dem letzten Unterrichtsblock. Und obwohl Eva kein Mitglied war, stand sie jedem Training als Mentorin bei. Mich hatte sie als Trainer eingeschleust. Obwohl ich im übertragenen Sinne auch Schüler war, wäre es unfair gegenüber den anderen. Meine Erfahrungen waren weitreichender. Hin und wieder besuchte uns auch Professor Hecat sowie Professor Prince, welcher Eva immer wieder in den höchsten Tönen lobte und sie auch jedes Mal in ein längeres Gespräch verwickelte. Und jedes Mal beobachtete ich sie dabei. Mir gefiel es nicht, wie er sie ansah. In seinen Blicken lag immer etwas Unsittliches. Eva war eine bildhübsche – und für mich die schönste – Frau und noch dazu nicht vergeben, was den ein oder anderen Verehrer anlockte und Professor Prince schien einer davon zu sein. Viel zu oft berührte er sie. Wenn auch nur leicht am Oberarm, wenn er ihr augenscheinlich Mut oder Zuversicht aussprechen wollte. In mir brodelte es jedes Mal, wenn ich beide zusammen sah und ich spürte, wie die Eifersucht immer mehr die Oberhand gewann.


Seit dem Jahreswechsel hatten Eva und ich nicht noch einmal die Möglichkeit, über uns zu sprechen. In Figs Villa ging sie mir aus dem Weg, war immer wieder mit den Hauselfen beschäftigt oder spannte Ominis mit ein. Sie gab mir absolut keine Gelegenheit, um sie ansprechen oder bestenfalls auch berühren und küssen zu können. Sie fehlte mir so unendlich. Aber Ominis hatte Recht: Sie war meine Mentorin und ich ihr Schüler. Diese Tatsache durfte ich über all meine Gefühle für sie nicht vergessen. Aber auch hier in Hogwarts wurde es mir zunehmend schwer gemacht. Sie vertiefte sich in den Unterricht, Professor Hecat überließ ihr den gesamten Unterricht und auch die mentale Unterstützung der Gekreuzten Stäbe. Umso mehr stieg die Eifersucht, dass ich nicht einmal während des Trainings die Chance bekam, mit Eva zu sprechen, weil Prince sie ständig umgarnte. Das frustrierte mich.
Vor dem Drei Besen stoppte ich kurz, blies Luft aus, die direkt vor mir kleine Wölkchen bildete und stieß dann die Tür auf. Sofort fing ich das Augenpaar von Sirona, der Wirtin, auf und ihr strahlendes Lächeln erhellte mein Herz für einen Moment.
„Na, wen haben wir denn da? Wenn das mal nicht mein alter Rabauke Sebastian Sallow ist!", Sirona kam hinter dem Tresen hervor und lief mit ausgebreiteten Armen auf mich zu. Ich setzte mein charismatisches Lächeln auf und erwiderte die Umarmung, in welche sie mich gezogen hatte.
„Ominis wartet bereits an eurem Stammtisch. Setz dich, die erste Runde Butterbier geht auf mich!", sagte sie und beförderte mich mit einem Klaps auf meinen Hintern in Richtung des großen Rundtisches direkt neben dem flackernden Kamin. Leicht verwirrt blickte ich ihr kurz über meiner Schulter hinterher. Hatte sie mir gerade wirklich auf den Hintern geschlagen? Sie muss ja einen super Tag haben.

Shadows of SallowWo Geschichten leben. Entdecke jetzt