Evangeline POV
Ich wollte mich gerade für eine neue Zaubertrankmixtur an meinen Schreibtisch setzen, als ich entfernten Krach vernahm. Ein Blickdurch das große Fenster des Glockenturms zeigte mir eine Lichtershow in der Nähe des verbotenen Waldes. In mir schrillten alle Alarmglocken. Wieder Kobolde? Wilderer? So nah an Hogwarts? Instinktiv rannte ich aus meinem Gemach und suchte Ominis' Unterkunft auf. Er hatte zufälligerweise auch gerade Professor Sharp bei sich: „Kann ich Ihnen helfen, Miss Carter? Sie wirken so eilig." Ich redete ohne groß nachzudenken drauf los: „Ominis, Professor Sharp, ich habe in der Nähe der Brücke zum verbotenen Wald verschiedene Zauber beobachten können. Das macht mir Sorgen! So nah an Hogwarts ... " Professor Sharp zögerte keinen Moment und eilte uns voraus. Ich nahm Ominis bei der Hand und rannte mit ihm zum nächsten Balkon, von dem aus wir fliegen konnten. Ich beschwor einen Besen, half Ominis aufzusteigen und zusammen flogen wir zur Brücke. Dort angekommen, sahen wir Schüler unserer Schule, die sich duellierten. An sich nichts ungewöhnliches. Die Gekreuzten Stäbe verlagerten ihre Duelle auch gerne ins Freie. Aber dann hörte ich eine vertraute Stimme schreien. Auch Ominis reagierte. Seine Miene verfinsterte sich. Er erkannte die Stimme sofort: „Sebastian!" Wir versteckten uns in einem Gebüsch in der Nähe des Geschehens. Professor Sharp flüsterte uns zu: „Das sieht mir nicht danach aus, dass es sich hierbei um ein harmloses Duell handelt. Die Schüler nutzen Confringo und können sich damit erheblich verletzen! Ich schreite ein! Mr. Gaunt, Sie holen die Schulleiterin." Ominis nickte und mit den Worten „Jawohl, Sir!" disapparierte er.
Zusammen mit Professor Sharp näherte ich mich der Gruppe. Wir nutzen einen Desillusionierungszauber und konnten uns so unbemerkt anschleichen. Uns bot sich ein merkwürdiger Anblick von böswilligen Absichten. Die Schüler feuerten alle auf Sebastian, der sich immer wieder versuchte mit verschiedenen Abwehrzaubern zu schützen. Immer und immer wieder schossen sie mit Confringo auf ihn ein. Wir hörten sämtliche Worte, die Leonora von sich gab. Ich war entsetzt über so viel Boshaftigkeit. Sie entwaffnete ihn schließlich und lachte hämisch in die Nacht hinein. Professor Sharp zögerte keinen weiteren Moment und löste einen Patronuszauber aus. Schlagartig wurde es hell, ein Stier rannte aus einer rauchigen Wand und bahnte sich seinen Weg durch die Menge. Geblendet von diesem wahrhaft anmütigen Zauber duckten sich die Angreifer. Geschockt von diesem Anblick des Duells, brodelte die Wut in mir auf und mit ihr auch die alte Magie. Plötzlich hatte ich das starke Verlangen, Sebastian zu schützen. Um jeden Preis. Ich sammelte die lodernde Magie in mir, voller Verlangen nach Schutz für meinen Freund und entwaffnete mit einem lauten Knall alle beteiligten Jugendlichen auf einmal. Leonora sah mich nur entsetzt an und schrie meinen Namen. Auch Professor Sharp blickte sehr erstaunt zu mir. Er hatte meine Kräfte noch nie selbst erlebt. Anschließend bannte ich alle in eine Schockstarre bis Hilfe zu uns stieß. Ich hatte mich erstaunlich gut unter Kontrolle, obwohl der letzte Ausbruch meiner Magie schon recht lange her ist.
Ich sah Sebastian am Boden liegen. Er war sichtlich verletzt, sein weißes Hemd mit Blut beschmiert, zerrissen und er stöhnte vor Schmerz. Mir brach augenblicklich das Herz gefühlt in Tausend Einzelteile. Er hatte sich nicht gewehrt, sondern nur geschützt. Sorge und Freude teilten sich einen Platz in meinem Gefühlschaos. In mir flammten die Erinnerungen aus den Katakomben auf, versuchte sie abzuschütteln. Ich rannte zu ihm, nahm den kraftlosen Körper von Sebastian in meine Arme. Er blickte mich schmerzerfüllt an: „Da bist du ja." brachte er mühsam hervor. Ich konzentrierte mich ruhig auf die Magie in mir. Ich wusste, dass ich ihn heilen kann. Professor Sharp stand stumm neben mir und nickte vertrauensvoll. Obwohl sein Blick mir verriet, dass er den Mächten in mir nicht ganz vertraute. Oder war es Angst? Ich schloss meine Augen und versuchte eine erlernte Methode von Professor Hecat umzusetzen. In der Tat gelang es mir. Ein Teil der alten Magie kam wie ein Schwall hervor, um mich herum fing der Boden an zu glühen und ein leichter schwarz-schimmernder Nebel legte sich wie eine Decke über Sebastian. Für einen kurzen Moment verweilten wir so, bis der Nebel wieder in mir verschwand. Es fühlte sich an, als wisse die Magie, dass sie erfolgreich ihre Aufgabe, zu der ich sie rief, erledigt hatte. Als Sebastian dann die Augen öffnete, atmete ich erleichtert auf. Auch Professor Sharp schnaufte zufrieden, legte mir respektvoll eine Hand auf die Schulter: „Gutgemacht, Miss Carter." In seinem Gesicht konnte ich einen Hauch von einem Lächeln erhaschen.
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Shadows of Sallow
Fiksi Penggemar5 Jahre sind seit dem großen Kampf gegen Ranrok vergangen. 5 Jahre voller Höhen und Tiefen. 5 Jahre, in denen Evangeline Carter ihre Zauberkräfte an Hogwarts festigte, ihre Leidenschaft für magische Tierwesen und Zaubertränke entdeckte und ihrer gre...