46. Was bisher geschah...

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Die Speed-Sightseeingtour durch Rom tat mir nicht nur dank der körperlichen Bewegung gut, sondern die vier Mädels versorgten mich mit jeglichen Klassenfahrtgeschichten der vergangenen Tage. Dabei bewertete ich die Exkursion als gar nicht mal so langweilig wie Denise sie anfangs beschrieben hatte.

Natürlich hatten Henry und ich im Vergleich wesentlich mehr erlebt, aber dafür hatte unsere Klasse nicht so viel Drama durchmachen und sich so manchen Gefahren stellen müssen. Es sei denn man bezeichnete eine Maus in einem der Jungenzimmer als Gefahr – Denise zum Beispiel, aber sie erklärte mir direkt, dass sie Nagetiere im Allgemeinen nicht mochte, seitdem sie mal von dem Kaninchen einer Freundin gebissen worden war. Die Jungs dagegen hatten die Maus sofort adoptiert und anstatt den kleinen Zimmermitbewohner beim Hotelservice zu melden, fütterten sie ihn täglich mit ein bisschen Käse und tauften ihn ganz klassisch Jerry. Hoffentlich blieb Jerry auch in diesem Zimmer und stattete weder unserem Zimmer noch der Küche einen Besuch ab.

Am vierten Tag hatte es Herr Kleicker auf dem Weg zum Vatikan geschafft, in die falsche U-Bahn zu steigen und am Telefon mit Frau Lenz hatte diese ihn damit aufgezogen, dass er Bescheid geben solle, sobald er in Barcelona angekommen sei. An der Stelle warf Rebekka ein, dass Henrys und mein Verschwinden täglich irgendwie zum Thema gekommen war – egal ob als Witz oder Spekulationen darüber, wo wir gerade waren und was wir wohl so machten.

Lennarts Trevi-Unfall war auch nicht sein erstes Glanzstück dieser Klassenfahrt, denn am Tag danach hatte er nicht nur sein Handy in die Toilette von McDonalds fallen lassen, sondern hatte sich von einem Straßenhändler einen Selfie-Stick für fast vierzig Euro andrehen lassen. Besagte Ware war schon am selbigen Abend defekt gewesen.

Vorgestern Abend hatten sich einige Jungs und Mädchen auf Ollis Zimmer zum Trinken und Flaschendrehen getroffen, wobei Rebekka und Denise nur zugeschaut und nur Lizzy und Vera sogar mitgespielt hatten. Sie hatten die Party allerdings verlassen, als sie nur noch in Rock und BH in der Runde saßen. Es war sogar der richtige Moment gewesen, denn wären sie nur ein paar Minuten länger dageblieben, so hätten auch sie gestern fleißig Protokoll schreiben dürfen.

Wenig überraschend dagegen war zum Beispiel Lizzys Beichte, am zweiten Tag einen wirklich attraktiven Italiener am Kolosseum kennengelernt und mich gleichzeitig mit dem Plot Twist zu überraschen, ihm später einen Korb gegeben zu haben. Hatte sie nicht unbedingt was mit einem waschechten Italiener anfangen wollen?

„Hat er etwa kein Englisch gesprochen?", fragte ich mit hochgezogenen Augenbrauen. Abgesehen davon, dass sie vor der Klassenfahrt den Plan verfolgen wollte, süße Italiener aufzureißen, fand sie Dirty Talk auf Englisch unheimlich heiß, weshalb Englischkenntnisse ein sehr relevantes Kriterium für sie waren.

Lizzy seufzte und wollte gerade antworten, als Denise ihr zuvorkam.

„Oh nein, sein Englisch war zwar ganz okay, aber seit ein paar Tagen schreibt sie mit einem Typen, den sie in Hannover am Flughafen kennengelernt hat", rief sie uns über ihre Schulter hinweg zu, ehe sie sich wieder ihrem Gespräch mit Vera widmete.

Grinsend hob ich meine Augenbrauen. „Sag bloß, du entwickelst emotionales Interesse an einem Kerl? Erzähl! Wie heißt er? Wie alt? Was macht er so?"

Lizzy verdrehte die Augen. „Du tust ja so, als wäre ich unfähig, eine emotionale Bindung aufzubauen."

„Wenn man bedenkt, dass du bisher nur eine Beziehung hattest, als du dreizehn warst und danach auf deine Seele geschworen hast, dich erst wieder emotional auf einen Typen einzulassen, wenn es Liebe auf den ersten Blick ist, dann ist das gar nicht mal so unwahrscheinlich." Aufgeregt blieb ich stehen und packte Lizzy am Arm, als mir ein romantischer Gedanke kam. Ich strahlte sie an. „Oder war das diesmal der Fall? War es Liebe auf den ersten Blick, als du in ihn reingerannt bist? Immerhin hast du die nächsten Minuten nahezu von ihm geschwärmt."

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