4. Auf nach Rom!

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Mein Wunsch, die Fahrt zum Flughafen würde so entspannt werden wie eine Fahrt zur Schule, wurde nicht erhört, als meine Mutter zuerst in die falsche Richtung der Autobahn fuhr. Nachdem sie dann auch noch die falsche Ausfahrt genommen und ein Stoppschild übersehen hatte, überzeugte Anna sie davon, dass es wohl das Beste war, wenn sie fuhr.

Ihr hatten wir es letztendlich auch zu verdanken, dass wir doch noch ohne Hetzerei pünktlich in der Abflughalle eintrafen. Es waren schon einige Leute da, aber glücklicherweise war ich auch nicht die Letzte. Leider Gottes war der Strohkopf namens Henry schon da. Er stand mit ein paar Jungs bei Herrn Kleicker und Frau Lenz und hob mit ein paar charmanten Witzen die Stimmung an. Lizzy war noch nicht da, was nicht ungewöhnlich war, immerhin war sie eine geborene Zuspätkommerin. So wie ich sie kannte, würde sie erst ankommen, wenn wir uns auf dem Weg zur Gepäckaufgabe machen würden. Erst beim dritten Hinsehen entdeckte ich einen dunklen kurzen Haarschopf.

„Hey, Rebekka!", begrüßte ich sie grinsend und gab ihr zur Begrüßung eine Umarmung. „Zum Glück sind wir jetzt zu zweit. Bist du schon lange hier?"

„Seit ungefähr einer Viertelstunde. Wo ist Lisbeth?"

Unwillkürlich schmunzelte ich. Rebekka war wirklich zuckersüß, allein schon aus dem Grund, dass sie ungelogen die Einzige war, die ich kannte, die Lizzy bei ihrem vollen Namen nannte. Aber sie war auch die Einzige, die es durfte, ansonsten wollte Lizzy von jedem anderen bei ihrem Spitznamen genannt werden. Anfangs war ich ein wenig beleidigt gewesen, dass ich nicht diese Ehre hatte, aber ich hatte schnell festgestellt, dass ich sie lieber Lizzy nannte.

„Wahrscheinlich steht sie gerade vor dem Schuhregal und überlegt fieberhaft, welche Schuhe sie am besten anziehen soll", meinte ich und verdrehte grinsend die Augen. Das würde zumindest zu ihr passen!

„November, dein Vater möchte dich gerne noch sprechen", unterbrach Mama unseren Smalltalk und reichte mir ihr Smartphone.

„Hallo, Papa", begrüßte ich ihn grinsend. „Was macht Augsburg?"

Mein Vater war Fußballtrainer des FC Augsburg, weshalb ich ihn eher selten zu sehen bekam. Dank ihm hatte ich auch mal für ein paar Jahre Fußball gespielt, ehe ich mich ganz dem Eiskunstlaufen gewidmet hatte. Wenn ich meinen Vater besuchte, begleitete ich ihn manchmal zum Training seines Vereins und auch sonst schauten wir gemeinsam Fußball. Man konnte also sagen, dass Fußball ein gemeinsames großes Hobby von uns beiden war.

Mein Vater lachte herzlich. „Momentan kann ich mich nicht beklagen. Sie sind fit, immer noch motiviert, verbessern ihre Tricks und Stärken und, was ganz wichtig ist, wissen wie sie ihre Schwächen überspielen können. Wenn wir Glück haben, haben wir nächsten Monat sogar einen neuen Spieler in der Tasche."

So liefen unsere Gespräche jedes Mal ab: Wenn ich nach Augsburg fragte, dann meinte ich nicht die Stadt oder Papas Freizeit, sondern niemand geringeren als den Fußballverein. Zweimal hatte ich schon die Ehre gehabt, die Spieler kennenlernen zu dürfen und ihnen beim Training zuschauen zu dürfen. Bei den Aufwärmübungen hatte mein Vater mich zum Mitmachen überreden wollen, aber erst als seine Fußballsippschaft in seine Überredungsversuche eingestiegen waren, hatte ich nachgegeben. Um ehrlich zu sein hatte es mit den Jungs sogar sehr viel Spaß gemacht, auch wenn ich nicht so fit wie sie war.

Meiner Meinung war war Augsburg einer der besten Mannschaften, die Papa je trainiert hatte, weshalb ich auch ein Fan des FC Augsburg war – eigentlich war ich immer genau von dem Team ein Fan, das er aktuell trainierte.

„Also keine Verletzten zurzeit?"

„Nein, niemand ist verletzt."

„Nicht mal Schucki?" Frederick Schuck war Rekordhalter für den Spieler mit den meisten Verletzungen bei Augsburg. Sei es ein Bänderriss bei einem Spiel, ein gebrochener Arm beim Training oder eine fiese Schnittwunde eines Kochunfalls – wenn jemand verletzt war, dann konnte man davon ausgehen, dass es sich um Schucki handelte. Und trotzdem war Schucki mein Lieblingsspieler. Als ich ihn scherzhaft nach einem alten Trikot von ihm gefragt hatte, hatte er mir doch allen Ernstes sein erstes Trikot von Augsburg gegeben. Es hing nun stolz mit Autogramm an meiner Zimmerwand über meinem Bett.

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