21. Liebe

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Samuel stand vor dem Altar und Peter schritt mit seiner Tochter Laureen den Weg entlang. Simon, Taddl und Ardy benahmen sich sogar. Sowas erwartet man eigentlich nicht von Menschen, die Dauerlaut sind. Keiner von den Drein hatte eine Cap auf, oder sonst was. Ardy's und Taddl's hatten sich wieder normalisiert und standen mal nicht kreuz und quer, auch wenn das sehr gewöhnungsbedürftig war.

„Laureen Sofia Fusion, wollen sie den hier anwesenden Samuel Olandó zu ihrem rechtlich angesehenen Ehemann nehmen?" „Ja, ich will." „Samuel Olandó, wollen sie die hier anwesende Laureen Sofia Fusion zu ihrer rechtlich angesehenen Ehefrau nehmen?" „Ja ich will." „Sie dürfen die Braut nun küssen."

Jubel. Applaus. Schreie. Wenn meine Oma und somit Laureens Mutter noch gelebt hätte, hätte sie geweint, wie mein Opa. Zu ihm hatte ich noch nie wirklich Kontakt und ich hatte wirklich keine Lust das zu ändern. In seine Familie wird man hineingeboren, die Liebe muss sich entwickeln - zu ihm hatte ich nie sowas wie Liebe entfunden.

Der Beifall legte sich und die Kirche räumte sich langsam. Ich lief mit meinem Anhang zu meiner Tante und meinem neuen Onkel und nahm beide erst einmal kräftig in den Arm. „Danke, dass ihr da seid, dass bedeutet uns sehr viel. Wir haben dich vermisst, dass weißt du oder?" „Ja, natürlich mir ging es nicht anders."

Der Abend verging relativ schnell, zu meinem Verwundern konnte Ardy sehr gut tanzen, sogar Standardtänze. Hätte ich nie im Leben gedacht.

Wir fuhren um 3:00Uhr nach Hause und ich schlief in Ardy's Armen wieder ein, was in einem Einzelbett ziemlich schwer war, aber Simon bestand darauf im Ehebett zu bleiben, mit oder ohne Ardy. Aber zu dritt in einem Ehebett war mir dann doch zu intim.

„Ihr seid zusammen?", grinste Simon und zeigte auf unsere händchenhaltenden Hände. Wir nickten synchron und ich grinste über beide Ohren.

Wir fuhren zu unserem alten Haus, da ich noch ausmisten wollte oder gezwungenermaßen musste. Ich behielt alle Fotoalben, Bilder und Manuskripte meines Vaters. Sonst nahm ich nichts aus meinem alten Haus mit.

„Das ist ein schönes Haus.", sagte Simon und trat hinter mich. „Danke, ich weiß. Was ist mit dem...Testament?" „Du bekommst das Geld. Laureen und Samuel das Anwesen." Ich nickte und betrat den Garten, in dem es sich Taddl und Ardy auch schon gemütlich gemacht hatten. „Wir könnten öfter hier her kommen. Uns gefällts hier"

Samuel und Laureen kamen vorbei und nahmen ihre Sachen, die sie behalten wollten, mit. „Was werdet ihr mit dem Haus anstellen?" „Darüber wollten wir noch mit dir reden.", sagte Laureen, nahm Samuels Hand und wir setzten uns in den Pavillon in unserem Garten. Da mein Vater Leiter einer Firma war hatten wir dementsprechend Geld, welches er in das Haus und mich investierte. Doch Geld ersetzt keine Menschen.

„Wir würden das Haus gerne komplett neu renovieren. Aber nicht für uns. Sondern für dich. Damit du immer wieder zu uns kommen kannst. Wir wollen das Haus nicht vermieten oder verkaufen. Es gehört eigentlich dir. Das ist das mindeste."

Wieso reden ALLE Paare immer in der ‚wir'-Form? ‚Uns geht es gut' ‚Wir sind schwanger' ‚Wir wollen nicht, dass du in den Garten pinkelst'

Urgh.

„Ihr könnt es ruhig vermieten. Ich werde hier nichtmehr wohnen. Klar, ich liebe dieses Haus, aber ich will mir mein Leben in Köln komplett aufbauen, versteht ihr?" „Natürlich. Trotzdem werden wir das Haus behalten. Das sind wir Henry schuldig."

Ich verstand nie wieso sie dachten, dass sie meinem Vater etwas schuldig waren. Ich fand, dass mein Vater Rechenschaft gegenüber den beiden erweisen sollte; nicht andersrum. Es war er, der mich zu ihnen abgeschoben hat. Es war er, der jegliche Verantwortung für eine Tochter abgeschoben hat. Es war er, der uns alle im Stich gelassen hat. Es war er, der niemals für seine Familie das Rauchen aufgegeben hat.

Ich schnaubte verächtlich und rief: „Ardy? Kommst du mal bitte?", um die Stille zu unterbrechen. Ungewohnt gerade und elegant lief er zu uns. Sein nettestes Lachen hatte er auf den Lippen und ungewohnt normal sah er aus. Um es deutlich zu sagen: Er ging als hätte er einen Stock im Arsch. Dieses Bild ist mir ewig in Erinnerung geblieben.

Ich stand auf und legte meinen Arm um seine Hüfte, und er seinen Arm um meine Schultern. „ Ich habe es euch noch nicht gesagt. Aber wir sind zusammen. Seit gestern." Samuels und Laureens Grinsen verbreiterte sich und beide umarmten uns. „Viel Glück euch beiden, ja?"

Wir bedankten uns (urgh, ich musste einfach ein ‚wir' benutzen) und blieben noch ein wenig in meinem alten Haus.

Ich ging in mein altes Zimmer und holte mein altes Tagebuch hervor. Ich hatte viele Sachen geschrieben, vor allem mit 15 Jahren. Ich hatte immer meine Gedanken festgehalten. Immer. Über verschiedene Themen und Bereiche. Jungs, Familie, Schule etc.

Ich schaute gerade mein altes Bücherregal durch als ein Handy klingelte. Taddl ging ran und ich hörte das Gespräch mit. Taddl: „Hey! Na wie geht's dir?"... „Ja uns auch, die Hochzeit war sehr schön." ... „Eigentlich morgen, wieso?"... „Nicht dein Ernst oder? Wir waren doch erst bei ihm!"... „Was will er denn dann von uns?"... „Okay, wann müssen wir da sein?"... „Ich rede mit Simon."... „Ja, tschüss."... „Verdammte Scheiße. Simon! Wir müssen reden!"

Just this time | ArdyWo Geschichten leben. Entdecke jetzt