Die Verabschiedung verlief kurz und schmerzlos. Vorallem weil wir von ein paar Fans gestört wurden. Auch, weil ich noch nicht richtig realisiert hatte oder wollte, dass er jetzt weg war. Wer wusste schon wie lange Ardy wirklich weg sein sollte. Es war Tendenz nach oben.
In unserer Wohnung wieder angekommen schmiss ich mich auf mein Bett und überlegte was ich tun könnte. Zimmer aufräumen? Felix besuchen? Essen bestellen?
Da ich nichts Besseres zu tun hatte schrieb ich Felix über Whatsapp ob er reden wollte. Währenddessen zog ich mir eine Jacke drüber und lief in Windeseile aus der Wohnung. Wenn ich schon zu Felix gehen würde, dann mit viel Eis und herzhaftem Essen. Es ging um einen Freund, da wollte ich nicht so knausrig sein. Als Felix dann endlich meinen Besuch bestätigte, rannte ich noch viel schneller zum nächsten Laden.
Dort angekommen versuchte ich meine Hände zu wärmen; es war schon ziemlich kalt draußen.
Mit blauen Fingern begab ich mich auf die Suche. Meine Wahl fiel mir nicht schwer: Schokoeis und belegte Brötchen.
Vollbepackt rannte ich wieder zurück, in der Hoffnung meine Finger würden währenddessen wegen dem kalten Eis noch absterben.
„Ich habe uns Pizza bestellt.", lächelte mich ein bisschen zu glücklicher Felix an. Er analysierte meine Haltung und sein Blick blieb schnell auf der Tüte in meiner Hand liegen. „Du bist wundervoll, meine Güte. Ich hab so Hunger, ich könnte ein Pferd essen!"
Der YouTuber schloss mich in den Arm und riss mir das Eis, welches er umgehend im Kühlfach buchsierte, und die Brötchen aus der Hand.
Eigentlich dachte ich er wäre noch am Boden, da sein kleiner Nervenzusammenbruch nicht mehr als vier Stunden zurücklag.
„Zieh doch deine Jacke aus und setz dich ins Wohnzimmer, ich bezahle derweil die Pizza."
In meiner Verwunderung über Felix' Verhalten war mir gar nicht aufgefallen, dass es geklingelt hatte. Dennoch folgte ich Felix' Anweisung und schmiss mich auf seine viel zu große Couch.
Mit Pizza bewaffnet versuchte ich Annäherungsversuche an das Thema Kati. Eigentlich scheiterte ich 4 Mal kläglich, bevor mein fünfter Versuch endlich Erfolg mit sich brachte. Ich war einfach direkt gewesen. Diese Rumschwaffelei brachte noch nie etwas.
„Man Felix, du kannst mich so viel zureden, wie du willst, aber was ist dein Problem mit Kati? Wieso ist sie gegangen?"
Seine Augen weiteten sich und versteiften sich auf das Pizzastück in seiner Hand. „Wenn du es wirklich wissen willst."
Felix legte eine Pause ein, die eher theatralisch als verbittert klang. Nicht böse gemeint.
„Es ging ihr zu schnell. Das Zusammenziehen, die eigene Wohnung, der Druck in der Uni. Sie meinte, es wurde ihr zu viel. Auch, dass sie so dermaßen gehatet wurde, ging ihr ziemlich nah. Es tat ihr weh, Sachen wie ‚Du bist scheiße, hässlich und dumm' zu lesen. Auch wenn sie es nach außen nicht zeigen wollte. Ich wollte ihr gut zureden, wir lieben uns ja. Aber sie wollte einfach nichtmehr. Und ich kann sie nicht zwingen bei mir zu bleiben, also habe ich entschieden, sie gehen zu lassen. Auch wenn es mir schwerfällt... Ich liebe sie ja..."
Er nahm einen großen Biss von seiner Pizza. „Und... weißt du?"
Nein, aber ich hasste es, wenn Menschen mit vollem Mund redeten.
„sie sagte, sie kommt wieder... Ist das zu glauben? Sie will jetzt nicht und sie wünschte, wir hätten uns später kennengelernt..."
Auch wenn er mich zweimal mit Käse bespuckt hatte, konnte ich ihn verstehen. Es war schrecklich sowas zu hören.
„Ich will darüber nicht reden, verstehst du das? Ich hol jetzt das Eis und wir schauen uns einen Film an. Ist das in Ordnung für dich?" Ich nickte.
Natürlich war es okay für mich. Ich hatte eh nichts Besseres zu tun. Ardy war weg und mir langweilig.
Die zwei Stunden vergingen wie im Fluge und es fing an draußen zu regnen.
„Hast du Lust, mit zu Izzi zu fahren? Ich will meinen besten Freund grad einfach um mich haben." „Klar" „Dann zieh dich warm an, es ist kalt draußen.
An kleinen Gesten merkt man ob man einem Menschen wichtig ist. Sei es nur ein Kuss auf die Schulter oder einfache Sätze wie „Schnall dich an" oder „Pass auf dich auf". Man muss nur genauer hinhören.
Ich schlüpfte in meine Schuhe und legte die Jacke an. Mit Schlüssel bewaffnet lief Felix die Treppen hinunter und zu seinem Auto. Netterweise hielt er mir die Beifahrertür auf.
Er gesellte sich neben mich und schnallte sich ziemlich langsam an. Sein Blick wanderte auf seinen Spiegel, an dem ein Foto von Kati klebte.
„Ehm, ja.", sagte er nur und riss das Foto aus der Halterung. „Das wird schon wieder", flüsterte ich und legte meine Hand in seinen Schoß. „Ich weiß", atmete er aus und startete das Auto.
Es war dunkel und der Regen war sehr dominant.
„Wenn man die Augen schließt und dem Regen zuhört, klingt er wie Applaus."
Felix hatte also seine philosophische Ader gefunden. Aber wo er Recht hatte, hatte er recht. Ich konzentrierte mich auf die Regentropfen, die die Scheibe hinunterliefen und war etwas traurig den Beifall nicht mehr zu hören, als Felix den Radio anmachte.
„Wir haben nicht weit zu Izzi. 10 Minuten vielleicht, wenn das überhaupt hochkommt."
Er grinste zu mir rüber und knuffte mich in die Seite.
Was hatten alle Menschen immer mit kitzeln? Ich hatte es schon immer gehasst. Deshalb ließ ich es auch bei anderen Menschen.
Die Straßen waren relativ unbefahren. Nur im Minutentakt fuhr ein Auto vorbei.
Mein Blick war Dank Felix nicht mehr an die Fensterscheibe neben mir gerichtet, sondern der vor mir. Da hatte ich Felix im Augenwinkel und konnte einen nächsten Anschlag gut unterbinden.
„Gleich sind wir da."
Die Straße vor uns färbte sich plötzlich gelb und orange. Ein Lkw.
„Felix, ich glaub, der ist auf unsere Straßenseite. Felix?" „Nein, reg dich ab." Doch die Lichter wurden nur greller und fuhren unmittelbar auf uns zu. „Er IST auf unserer Seite! Tu was! Weich aus!"
Von da an lief alles wie in Zeitlupe ab.
Man konnte Felix Gedankengänge erkennen. Wie er sich von dem kurzen Schockmoment erholte, versuchte zu reagieren und das Auto wegreißen wollte.
„FELIX!"
-----------------Ich habe mich entschieden, die Story wenigstens enden zu lassen. Natürlich ist das noch nicht das Ende. Aber ein Teil davon. Es werden noch zwei oder ein langes Kapitel folgen.
Ich bin mit meiner Motivation zu schreiben momentan ziemlich am Ende und deshalb will ich mir das auch nicht erzwingen und euch das auch nicht antun. Trotzalledem: Die Geschichte wird ein Ende haben, welches auch im Laufe der Woche erscheinen wird.
-Lisa
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Just this time | Ardy
FanfictionEin Mädchen zieht zu ihrem Bruder, als ihr ihre Vergangenheit über den Kopf steigt. Dennoch warten noch mehr Probleme auf sie als geplant.