Strange - a.b

7- Mein Bruder

"...mit Taddl."

Als ich diesen Namen gehört habe, habe ich mir nichts weiter dabei gedacht, außer, dass es ein recht seltener Name ist und ich nur 1 bestimmte Person mit diesem Namen kenne.

Aber als ich ihn dann im Schrank durch die Mickrige iPhone-Beleuchtung sah, war ich so enttäuscht und wütend, dass ich ihn anschrie: "Warum bist du damals weggelaufen, als ich dich am meisten gebraucht habe?! Du hast mich damals einfach allein bei dieser Hexe gelassen und mir somit mein Leben nur noch schwerer gemacht, als es ohnehin schon nach dem Tod von unserer Mutter war! Du hättest mich doch wenigstens mitnehmen können!"

"Kona, bitte...", flüsterte er verbittert "du weißt ja garnicht, warum ich abgehauen bin! Lass es mich dir wenigstens erklären. Bitte, Kona, du bist meine Schwester und ich würde es mir niemals verzeihen, wenn du mir das verzeihst. Auch wenn ich dich verstehen würde...
Also bitte, nur 3 Minuten!"

"Okay...", flüsterte ich "aber wirklich nur 5 Minuten, ja? Und... Ob ich dir verzeihe, mal schauen..."

Er flüsterte noch ein kurzes "Danke, kleine.", bevor er anfing zu erzählen.

"Also nach dem Tod unserer Mutter sind wir ja zu ihr gekommen, unserer Oma. Man würde jetzt denken, dass sie lieb zu mir war, so wie alle Omas zu ihren Enkeln, aber das war sie nicht.
Sie hat mich täglich geschlagen und missbraucht.
Ich konnte mich nicht wehren.
Ich durfte nicht, denn das hätte alles nur noch schlimmer gemacht.
Ich musste immer alles das machen, was sie wollte. Habe ich es einmal nicht gemacht, hat sie mich entweder mit ihrer Pfanne geschlagen oder für Stunden in mein Zimmer gesperrt ohne Essen und Trinken.
Manchmal hat sie auch noch schlimmere Sachen gemacht...
Weißt du noch, als ich dir gesagt habe, dass ich mich wieder geprügelt hätte oder gestolpert wäre?"
Zaghaft nickte ich. Taddl lachte bitter auf.

"Das waren alles Lügen.
Und irgendwann hat es mir gereicht und ich bin abgehauen.", erzählte er mir und ich sah, wie ihm eine Träne über die Wange lief, welche er sich allerdings schnell wieder wegwischte.

"Wa-Warum hast du mir nichts erzählt? Ich hätte dir doch geholfen!", flüsterte ich verzweifelt und konnte nicht verhindern, dass mir auch eine Träne über die Wange lief.

"Sie meinte immer, wenn ich es dir oder irgendjemand anderem erzählen würde, würde sie dir was antun. Sie meinte, sie würde dich umbringen.
Qualvoll. Mit 50 Messerstichen...", schniefte er.

"Ich verzeihe dir. Ich habe ja nie gewusst was sie dir angetan hat und warum du weggelaufen bist."

"Wirklich?, fragte Taddl und ich merkte wie seine Augen vor Freude glänzten.

"Ja", grinste ich und zog ihn sofort in eine Umarmung. Wie ich ihn vermisst habe. Mein Taddl.

"Rauskommen!", rief ein wütender Ardy von draußen, sodass Taddl und ich auseinander schreckten und nacheinander rausgingen.

"Du hast geweint", stellte Joyce fest.
"Später", murmelte ich ihr ins Ohr und sie verstand.

Ich ging zu Ardy und sagte grinsend: "Hey Baba, er ist nur mein Bruder." Dabei zeigte ich auf Taddl. "Außerdem...", fügte ich etwas gekränkt hinzu "sind wir nicht zusammen."

Wenig später kam Joyce zu mir und zog mich in einen leeren Raum. Ich vermutete, dass es einer der Aufnahmeräume der beiden war.

Ohne, dass Joyce gefragt hatte, erklärte ich ihr was war und sie zog mich in eine Umarmung und sagte: "Das ist ja schön, dass ihr euch jetzt quasi ausgesprochen habt.
Aber sag mal... Du stehst doch auf Ardy, oder?"

Grinsend antwortete ich ihr: "Mhm... Irgendwie schon"

"Wusst' ich's doch!", entgegnete sie mir.
"Aber ich glaub er mag mich nur, obwohl es da vorns so einen magischen Moment zwischen uns gab...", antwortete ich ihr ein wenig enttäuscht.

"Hey, glaub mir, ich kenn dich zwar erst seit heute und finde dich echt Mega cool und so, aber es sieht echt jeder, dass Ardy etwas für dich empfindet. Er war noch nie so... so sanft!"

"Okay, ich mach morgen was mit ihm und dann... Mal schauen.", grinste ich sie an.

Ich war froh über das, was sie gerade eben gesagt hat.
Es machte mir Hoffnungen, und diese nicht zu Unrecht.