"Da ist Mr. Edinburgh. Der lebt noch? Und wie immer, schneidet der seinen Rasen per Handschere.", lachte ich, als wir in meine Straße reinbogen und ich meinen pingeligen, gefühlt- uralten Nachbarn in seinem Vorgarten, bei der Gartenarbeit, beim Vorbeifahren, beobachtete.
Dem Mann hatten wir schon unzählige Nerven gekostet, alleine wenn wir Kinder, beim Kekse verkaufen, anstatt über seinen Gehweg, die Abkürzung über den Rasen nahmen.
Emma blickte kurz zu meinem Fenster hinaus um ihn zu erblicken.
"Der alte Grießgram, der wird über 100 werden.", lachte sie dabei.
Und schon standen wir vor dem Haus meiner Eltern.
"So und vergiss nicht. Heute Abend deine Willkommensparty bei Joshi.", erinnerte sie mich, beim Koffer herausholen, nochmal an unser Gespräch, welches wir führten, nachdem ich von den Konten, der Jungs abließ. Ich zog meine Koffer mit mir mit und stützte mich nochmal über das Autofenster hinein zu ihr.
"Als ob ich das vergessen könnte. Ich freu mich so krass darauf, Joshua wiederzusehen.", ließ ich sie wissen.
Joshua, also Joshi, ist Emma's und mein bester Freund. Wir sind DAS Trio gewesen in der Schule. Der Gedanke, das es nun alles wieder so werden wird, machte mich innerlich glücklich.
Emma lächelte mir zu.
"Dann bis später, Süße.", verabschiedete sie sich bei mir und ich tat ihr gleich. Gerade als ich vom Fenster wieder hoch kam und meine Koffer nahm, hörte ich laute Musik.
~10:00 am. Super Zeit für eine Party!... Nicht!
Mein Blick suchte automatisch woher die lauten Beats kamen. Ich sah zum Haus der Parker's rüber. Die Haustür war weit aufgerissen und...
Ein dunkelhaariges, auch dunkelhäutiges Mädchen stürmte den Weg hinunter. Sie sah traurig aus, soweit ich das erkennen konnte.
Ich glaube, das war Nola.
"Drama Baby! Früher als erwartet!", ertönte die Stimme von Emma noch hinter mir. Sie schien noch nicht weggefahren zu sein."FiNola warte!", rief nun jemand nach ihr, der ebenfalls aus der Tür stürmte. Blonde, lockige Haare, groß, durchtrainiert, wie man an den Konturen seines Tops erahnen konnte... ~Jap, das müsste doch Jere sein!
Emma stieg mitlerweile aus und stellte sich zu mir, auch ich hatte meine Koffer wieder los gelassen und zusammen lehnten wir uns erwartungsvoll an ihren Wagen.Unten, am Ende des Weges konnte Jere Nola stoppen, indem er ihren Arm zu fassen bekam. Widerwillig zog sie sich aus seinem Griff, drehte sich aber dennoch zu ihm um.
"Was?", fauchte sie ihn an.
~Okay, ja sie hatte geweint. Irgendwie tat sie mir leid. Ich hasste es wenn Leute weinten!
"...das war nicht das wonach es aussah!", fing er an ihr weismachen zu wollen. Ohne zu wissen worum es ging, glaubte ich ihn alleine bei diesem Spruch schon nicht. Jeder Typ würde das sagen. Und dann war es doch genau DAS wonach es aussah.
"Ich habe Augen im Kopf Jere! Verkauf mich bitte nicht für blöd! So fing das zwischen uns nämlich auch an!", glaubte sie ihm kein Wort.
Ertappt, aber runterspielen wollend, stand er da und griff sich an seinen Hinterkopf.
~Hui! Was für starkaussehene Arme!
Schnell schüttelte ich den Kopf, um den unangebrachten Gedanken wieder los zu werden.
"So scheiße wie er auch ist, so verdammt gutaussehend ist er leider.", flüsterte mir Emma zu, die vermutlich wusste, was in meinem Weiberhirn vor sich ging. Vermutlich sah sie auch einfach meinen Sabber über meinen Mundwinkel hinauslaufen. ~Ha-Ha-Ha!
"Weißt du Jere - fick dich einfach! Ich hoffe du wirst dich auch irgendwann mal so richtig in ein Mädchen verlieben, das dir dann genauso weh tut, wie du ständig uns Mädels!", brüllte sie ihn nun unter einem Wechselbad der Gefühle an. ~Verständlicherweise!
Er fing an über ihre Worte, der Wut, sich zu belustigen und lachte lautstark.
"Verlieben ist was für langweiler wie Nate... Aber lieb, das du mir was wünscht.
Du hast eh nur genervt mit deinem immer nur Kuscheln wollen.", wurde er ihr gegenüber ziemlich verletzend.
Und ohne jegliche Vorwarnung, klatschte sie ihm eine ins Gesicht.
"Uuuhh", kam es von Emma und mir gleichzeitig. Wir verzogen leicht unser Gesicht dabei.
Die Show war gerade zu Ende, man sah nur noch wie Jere sich die Wange rieb und Nola weglief.
Emma neben mir musste laut, voller Schadenfreude lachen und verschwand schnell wieder in den Wagen. Sie startete den Motor und fuhr heute mit besonders quitschenden Reifen davon. Was natürlich nicht unerkannt blieb.
Sofort lag Jere's Blickpunkt auf mir.
"Na sieh mal einer an... hat dir die Show gefallen, Fremde?", fragte er mich mehr flirty als genervt. ~Fremde? Erkannte er mich etwa nicht? Okay gut, ich hatte mich doch schon etwas verändert. Ich war nicht mehr pummelig und trug meine Haare lang. Die Akne war weg und meine Brille brauchte ich auch nicht mehr und sonstige Veränderungen, die die Pubertät so mit sich trug.
"Hat es dir die Sprache verschlagen?", setzte er nach, da ich gedanklich wegdriftete und über das Antworten hinwegkam.
"Jere Parker! Das war ein charmanter Auftritt. Das muss ich dir lassen.", witzelte ich über ihn. Verwirrt sah er mich an und kam näher auf mich zu. Man sah ihm richtig an, das er versuchte herauszufinden wer ich war oder wieso ich seinen Namen kannte.
Er stand nun vor mir und betrachtete mich. Von unten bis oben - bis seine Augen in meinen hängen blieben.
~Oh bammel! Was waren diese meeres-blauen Augen in Echt nun noch viel intensiver als auf diesem Instafoto!
"Sorry, aber kennen wir uns?", schien er immer noch nicht zu wissen, mit wem er es zu tun hatte.
Gerade als ich antworteten wollte, rief meine Mum nach mir und unterbrach den Moment.
"Cecilia! Willst du nicht endlich mal rein kommen und hallo sagen.", rief meine Mutter ungeduldig von der Haustür aus mir zu. Mein Blick ging zu ihr und auch Jere's Blick schweifte zu meiner Mum.
"Hi Lucinda", begrüßte Jere meine Mutter, indem er ihr entgegen rief.
"Ach, hallo auch Jere. Schön, das du und Cecilia euch schon getroffen habt. Dann kom rein wenn du fertig bist, Liebes.", war sie plötzlich wie ausgewechselt, als sie Jere's Anwesenheit neben mir wahrnahm und ging wieder dort rein, von wo sie raus kam.
Jere sah mich wieder an. Diese Mal lächelte er.
~Dieses Lächeln war so wunderschön und passte zu seinem Gesamtbild.
"Fuck! Cecilia Miles! Ich werde verrückt!
Damn! Du siehst heiß aus!", bemerkte ich, wie es endlich bei ihm ~klick~ machte. Verlegen biss er sich auf seine Lippe, als er mir seine Hand entgegen reichte, die ich annahm. Tanzend drehte er mich, haltend mit seiner Hand, in meiner Hand über den Kopf, im Kreis, damit er meine ganze Veränderung sehen konnte, die er einforderte.
Als er mich los ließ, standen wir uns wieder gegenüber.
"Ich muss dann jetzt mal hoch. Meine Mum ist schon ganz ungeduldig. Sie hat mich zwei Monate nicht mehr gesehen, das macht sie wahnsinnig.", lachte ich etwas dabei und wollte mich somit erklärend verabschieden.
"Das ist ja gar nichts. Wir haben uns ganze zwei Jahre nicht gesehen.", spielte er vor traurig zu sein und zog mich auf einmal an sich ran. In eine fest, aber nicht erdrückende Umarmung.
~Wie männlich er roch, er trug ein leicht angenehm riechendes Parfüm auf der Haut und wie schnell sein Herz schlug. Das machte mich ziemlich nervös um ehrlich zu sein!
Als ich das in mir bemerkte, löste ich mich von ihm.
"Ist alles okay?", war er etwas überrumpelt, das ich so schnell weg wollte aus dieser innigen Umarmung.
"Wie gesagt... Mum wartet. Wir sehen uns", wurde ich nun kürzer im Abschied um mir meine Nervosität bloß nicht anmerken zu lassen. Ich griff nach meinen Koffern und zog sie den Weg bis zur Haustür entlang.
Ich merkte, wie Jere mich von hinten studierte. Seine Blicke klebten regelrecht an mir.
"Süß, wie dich meine Nähe nervös macht. Und wie wir uns öfter sehen werden.", war da nun diese Art zum Schluss, die ich noch nicht kannte an ihm.
~Bitte hör auf mich anflirten zu wollen!
Ohne eine Reaktion von mir, ging ich ins Haus hinein. Mum ließ die Tür angelehnt für mich..
~Sehr gut. Das hätte nämlich jetzt noch peinliche Sekunden gehabt, wenn ich nervös nach meinem Schlüssel gesucht hätte um aus dieser Situation zu entfliehen! Er bemerkte es schließlich doch!
Wie ich diesen eigenen Duft meines Zuhauses vermisst hatte. In dem ganzen zwei Jahren bin ich nur zwei Mal hier gewesen. Einmal an dem ersten Weihnachten, wo ich weg war bis zu meinem Geburtstag, der zufällig an Silvester war. Und später im Sommer um Joshis Geburtstag zu feiern.
Ansonsten war es mir unmöglich hier her zu kommen, da meine Eltern mich immer dort hinfliegen ließen, wo sie gerade arbeitstechnisch waren.
Sie ließen auch lieber meine Freunde - Joshi und Emma - zu mir fliegen, anstatt das ich in ihrer Abwesenheit hier her kommen würde. ~Manchmal waren meine Eltern komisch, aber sind das nicht alle Eltern?
"Mum? Dad?", rief ich sie durch den langen Flur des Erdgeschosses. Ich ließ meine Koffer hier stehen und suchte sie.
Aus unserem Wohnzimmer, konnte man auf unsere Terrasse und den Garten blicken, da sich hier eine Fensterfront zum Herausgehen befand. Meine Mum saß mit einem Weinglas in der Hand auf unserer Hollywood-Schaukel.
~Um die Uhrzeit? Es war erst 10:45!
Gab es was zu feiern?
Ich ging raus zu ihr auf die Terrasse und stand nun vor ihr. Ein Blick in ihr Gesicht verriet mir, das es kein Grund zum Feiern war, dafür waren ihre Augen zu rot unterlaufen. Sie schien viel geweint zu haben. ~Aber wieso?
"Ist ein bisschen zu früh zum Trinken findest du nicht?", versuchte ich sie vorsichtig anzusprechen um vielleicht in Erfahrung zu bringen, was hier los ist.
Sie schaute mir nun in meine Augen.
"Ach sorry Liebes.", bemerkte sie wohl jetzt erst meine Anwesenheit und stellte das Glas neben sich auf den Tisch, damit sie aufstehen und zu mir kommen konnte.
Sie umarmte mich liebevoll. Nichts anderes hätte ich auch erwartet. Beim Lösen, gab sie mir noch einen Kuss auf die Wange.
"Schön, das du endlich wieder da bist. Dann ist das Haus nicht mehr so leer.", freute sie sich zunächst, doch ihre Stimme brach immer mehr unter ihren Worten ab.
"Was meinst du? Wo ist eigentlich Dad?", fiel mir nun seine Abwesenheit auf.
~Irgendwas war hier komisch und stinkte bis in den Himmel!
Mum drehte sich daraufhin von mir weg. Ich kannte sie, das tat sie nur dann, wenn sie nicht wollte, das ich ihre Tränen sah. Ich ließ keinen Moment vergehen, sondern umarmte meine Mum stützend von hinten und platzierte meinen Kopf auf eine ihrer Schultern. Sie schluchtzte. Ich sagte nichts und bedrängte sie auch nicht. Ich wartete bis sie bereit wäre mir zu erklären was hier vor sich ging...
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Meine Nachbarn, die Parker Brüder
RomansaCecilia Miles ist ein gewöhnliches Mädchen, aus Boston/Massachusetts, das mit den drei Brüdern Hunter, Jere und Nate aufwuchs. Seit sie denken können sind sie schon Nachbarn und ihre Eltern gut miteinander befreundet. Cici, wie ihr Spitzname lautet...