Kapitel 5

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Wir haben bereits schon Samstag Abend und ich sitze in Leggings und Hoodie auf der Couch. Der Tag verlief ruhig. Etwas zu ruhig, wenn man mich fragt. Nicolas hatte mich auch nicht sonderlich viel über die gestrige Nacht gefragt, nur wie es dazu kam das wir ins Museum sind und er das Bild, welches Vincenzo von mir gemacht hat wirklich schön fand. Er vertraut ihm anscheinend wirklich. Ab jetzt beginnen ebenfalls die sechs Wochen, in denen Nicolas ununterbrochen mit mir zusammen ist und ich ihm endlich zeigen kann, mir zu vertrauen. Das Klingeln der Haustüre holt mich aus meinen Gedanken. ,,Fra, endlich." Vincenzo. Nicolas hat gar nicht erzählt, dass er heute vorbei kommt. Ein kleines Lächeln entwischt meinem Gesicht, als er den Raum betritt und mich mustert. Gott, wie ich es liebe, wenn seine Augen meinen Körper analysieren. ,,Na kleine, gut geschlafen?" Ich nicke und wende meinen Blick erst von ihm ab, als er sich gegenüber von mir setzt. ,,Hat sie sich gestern benommen?", fragt Nicolas ihn. ,,Ja, sie war brav." Brav? Was bin ich ein Hund? Ah, die Regeln fallen mir gerade wieder ein. ,,Nico, wann wolltest du mir eigentlich von diesen sechs verfickten Regeln erzählen?" ,,Eigentlich nie." ,,Wow", gebe ich ironisch von mir. ,,Ich dachte wir können heute Abend eventuell etwas Sushi essen gehen. Habe bereits einen Tisch reserviert", sagt Nicolas, der sich nun neben mich gesellt. ,,Gib mir 10 Minuten", antworte ich ihm und renne die Treppen hoch. Jeans und ein graues Oberteil. Perfekt für das heutige Abendwetter. ,,Bin bereit", schreie ich die Treppen runter.

Gerade wollten wir reinlaufen, als Nicolas einen Anruf erhielt und kritisch zu Vincenzo schaut. ,,Sorry ich muss da rangehen." Aus fünf Minuten wurden zehn und aus zehn, zwölf. Zwölf Minuten, indem ich schweigsam vor dem Restaurant mit ihm warte. Warte darauf, dass er endlich etwas sagt, statt mich mit seinen Blicken förmlich aufzufressen. ,,Tut mir leid. Ich werde abgeholt, es ist was geschäftliches. Nimm es mir nicht über Sole. Das Essen ist schon bezahlt, genießt den Abend und bring sie dann bitte nach Hause Vinci. Beziehungsweise weiß ich nicht, wann ich zu Hause sein werde. Du kannst bei uns pennen. Ich will nicht, dass sie alleine ist." Hallo? Ich bin auch noch hier und kann Nachts gut auf mich selbst aufpassen, erstrecht, weil ich dran gewöhnt bin das Nico manchmal spät nach Hause kommt. Ja, dann schlaf ich meist mit einem Messer unterm Kopfkissen. ,,Du hast doch Urlaub?!", gebe ich entsetzt von mir. Nie hat er Zeit, alles dreht sich nur um die Arbeit. ,,Tut mir leid. Wir holen das nach ja?" Wütend laufe ich ins Restaurant rein. ,,Arbeit hier, Arbeit da", äffe ich ihm nach. Hinter mir lacht jemand auf. ,,Hör auf zu lachen. Das ist gar nicht witzig." ,,Du bist süß, wenn du wütend bist." Musste er das jetzt sagen?

Der Kellner führt uns nun zum Tisch und keine fünf Minuten später folgt auch schon das Essen. Ich liebe Sushi so so sehr. ,,Buon appetito", (Guten Appetit) kommt es dann von meinem gegenüber. ,,Buon appetito", erwidere ich. Heute ist er anscheinend nicht sonderlich gesprächig, jedoch sind seine Augen es. Mir fällt direkt auf, wenn jemand seine Augen nicht von mir lassen kann. Warum? Ich ziehe Menschen gerne in einen Bann. ,,Also, was machen wir den restlichen Abend?"  Verwirrt schaut er mich an. ,,Ich muss auf dich aufpassen. Was sollen wir da schon groß machen?" ,,Also erstens muss hier keiner auf mich aufpassen. Ich bin 19 und kann das schon relativ gut und zweitens brauch ich dich nicht als Aufpasser. Du kannst gehen los." ,,Was bin ich ein Hund? Du hast mir nicht zu sagen, wann ich gehen soll. Haben wir uns kapiert?" Er ist glaub ich gereizt. Zumindest empfinde ich es so. Ich verdrehe meine Augen und rufe dann den Kellner zu mir, um ihn zu sagen, dass ich fertig bin, denn der Hunger ist mir vergangen. ,,Gib mir deinen Autoschlüssel", fordere ich ihn auf. ,,Mein was?" ,,Gib mir deinen scheiß Autoschlüssel. Deine Laune heute ist untragbar. Lass mich also schon mal in dein Auto steigen und komm nach, wenn du fertig bist." Kurz überlegt er, rückt den Autoschlüssel jedoch aus. ,,Braver Junge." Und schon spannt er seine Wangenknochen an. So langsam weiß ich, was ihn reizt. Gemütlich laufe ich zum Auto und verbinde es mit meinem Handy, damit ich Musik laufen lassen kann. -Sweater Weather von the Neighbourhood- eines meiner absoluten Lieblingslieder. Beruhig Summe ich zu der Musik mit, bis mich ein Türknallen massiv erschreckt. ,,Spinnst du?" ,,Okey. Also was willst du heute Abend machen?" Was ist auf einmal mit ihm? Plötzlich will er doch nicht mehr nur der Aufpasser sein oder was? ,,Lass uns erstmal bisschen rumfahren und dann nach Hause oder sowas", und zucke dann mit meinen Schultern, während ich mich mit meinem Handy wieder vom Bluetooth löse. Wir schweigen. Schweigen, schweigen und schweigen. Er fährt nun auf eine Autobahn zu, bei der er deutlich Gas gibt. Sind ihm die Gefahren bewusst? Ich hoffe doch. Auf dem Bildschirm seines Autos tippt er rum, verbindet sich mit meinem Handy und lässt das Lied von vorhin weiter laufen. Ich kann ehrlich nicht anders, als mitzusingen. ,, And if I may just take your breath away. I don't mind if there's not much to say" Warum passt das gerade so? Langsam geht er auch deutlich vom Gas runter und ich merke, wie seine Augen sich mir widmen. ,,Konzentrier dich bitte auf die Straße." ,,Hast du Angst Kleine?" ,,Nein, nur keine Lust zu sterben." Er grinst wieder und fährt die nächste Ausfahrt die Autobahn runter.

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