16. Kapitel

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Entgeistert sah Sternenpfote ihr in die Augen. Heilerin? Sie?

Oh, beim SternenClan! Was denkt Waldfell sich?

"Vergiss es!" fauchte sie Waldfell ins Gesicht, und die Heilerin zuckte zurück.

"Wegen einer verdammten Wunde sagst du gleich, dass ich keine Kriegerin sein sollte! Ich bin eine Kriegerin!"
knurrend stolzierte sie aus dem Bau, und zum Lagereingang. Dort schlüpfte sie schnell hinaus, und tappte voller Wut über das Moor, ohne darauf zu achten, wo sie war.

"Kaninchendreck! Waldfell hat Erde im Hirn! Ich kann keine Heilerin sein! Ich will ja noch nicht einmal Heilerin sein!" regte sie sich auf.

Mit den Pfoten riss sie immer wieder kleine Grashalme aus, und schleuderte sie von sich weg. Auch kleine Blumen mussten dran glauben, aber das interessierte sie nicht im geringsten.

Ihre Krallen waren wie kleine Messer, die dafür waren, alles nervende zu vernichten. Und das war in diesem Moment eine kleine Biene, die sich auf einer Blume niedergelassen hatte.

"Und du? Du hast auch nichts besseres zu tun als mir um die Ohren zu schwirren!" schrie sie die Biene an, und ihr wurde bewusst wie dumm das eigentlich war.

Ich schreie Bienen an. Als nächstes kommt bestimmt Fasanschwinge und macht sich darüber lustig!
dachte sie genervt.

Sie lief schnell weiter, und unterdrückte das kribbeln in ihren Pfoten, etwas zu zerstören.

Allmählich kam sie der Schlucht näher. Sie war noch nicht so oft an der Schlucht gewesen. Der ganze WindClan mied für gewöhnlich die Schlucht, da man leicht über den Rand rutschen konnte.

Aber heute wollte sie unbedingt zur Schlucht. Heute wollte sie keine Schülerin sein. Heute wollte sie einfach eine normale Katze sein, die ganz normal an einer Schlucht saß.

Sternenpfote konnte bereits das rauschende Wasser tief unten in der Schlucht hören, und stellte sich vor, wie es rasant und unaufhaltsam immer wieder gegen die hohen Wände schlug, und alles was hineinfiel sofort mit sich in den Tod riss.

Aber sie genoss das Laute rauschen, und in ihrem Kopf drehten sich Bilder um spritzende Wellen und den aufkommenden Schaum, der an die Wände schlug.

Vor ihr tat sich bereits die Schlucht auf, und wie erwartet spritzte das Wasser weiter unten an die Felswände.

Der Wasserstand war ungewöhnlich hoch, und ein kaltes Lüftchen kräuselte Sternenpfote's Fell.

Sie schüttelte sich, und setzte sich an den Rand, ohne an Risiken zu denken.

Eigentlich wollte sie sich hierher begeben, um sich zu beruhigen. Doch die Sorgen nagten an ihr, wie ein Eichhörnchen an einer Nuss.

Blattleere stand bevor. Und das mit kleinen Jungen in der Kinderstube!
Dazu noch ihr Training. Ihre Prüfung würde in der Blattleere stattfinden, wenn es fast keine Beute gab!

Sie grub die Krallen in den Boden, und kleine Steinchen bröckelten ab, und stürzten in die Schlucht wo sie in das schäumende wilde Wasser fielen.

Natürlich werde ich meine Prüfung bestehen! Und dann werde ich Anführerin! Noch vor Fasanschwinge!
dachte sie knurrend, und ihre ganze Wut lag in ihrem Blick. Sternenpfote's Augen waren zu schmalen Schlitzen geworden, und sie starrte in die Schlucht, während sie ihre Schultern groß machte, und die Ohren anlegte.

Wie gerne würde sie Fasanschwinge dort hinunter schubsen!
Dann wäre der Großteil ihrer Problemen einfach weg.

Außer Waldfell natürlich.

Aber warum dachte Waldfell sie sei zur Heilerin bestimmt? Sie war durch und durch Kriegerin! Außerdem dachte Sternenpfote nicht, dass die Krieger vom Wald der Finsternis eine Heilerin trainieren würden.

Als Heilerin konnte sie nicht gleichzeitig mit dem SternenClan und dem Wald der Finsternis Kontakt haben.
Sie wollte nicht hin und her gerissen sein.

Sie wollte einfach eine normale Katze sein. Sie wollte mit ihren beiden Eltern und allen Geschwistern auf dem Moor sitzen, und sich nur darüber sorgen, ob sie die Schmetterlinge fangen würden, oder nicht.

Warum konnte das Leben nicht so einfach sein?

Sternenpfote wusste einfach nicht mehr weiter. Was genau wollte Fasanschwinge jetzt? Sie loswerden? Flockenstern als Gefährten? Den WindClan kontrollieren? Alles? Aber sie könnte den WindClan nicht kontrollieren, selbst wenn sie Flockensterns Gefährtin wäre.

Sie will mich auf jeden Fall loswerden. Das steht fest. Aber wie will sie das machen? Der restliche Clan vertraut mir!
Sie wird das niemals schaffen. Und bevor sie es auch nur versucht, zerfetzte ich ihr die Ohren!

Neben ihr striff Fell durch das Gras. Ihr Kopf schoss herum, und sie sah weißes Fell, und grüne Augen vor ihr.

"Flockenstern!" rief sie erschrocken, doch er legte ihr den Schwanz auf die Schnauze.

"Shhh! Alles gut. Aber ich muss mit dir reden." zischte er schnell, und setzte sich schnell neben sie.

"Was gibt's?" fragte sie tonlos, und sah ihn an.

"Ich... ich weiß nicht ob du es bemerkt hast aber..." er machte eine Pause und schluckte. "Ich mag dich wirklich sehr. Ich weiß, dass du mich vielleicht nicht auf diese Weise magst, aber du hast trotzdem das Recht es zu erfahren."
Flockenstern verstummte, und starrte in die Schlucht.

Sternenpfote starrte weiter in die Schlucht.

Fasanschwinge hatte nicht gelogen! Flockenstern war wirklich in sie verliebt!
Aber liebte sie ihn auch? Sie war noch nie verliebt gewesen. Wenn sie Flockenstern ansah fühlte sie sich nicht anders. Flockenstern war für sie ein Freund, ein Mentor und ein Anführer. Aber er würde nicht ihr Gefährte sein.

Er wird glücklich. Und wenn es mit Fasanschwinge ist! Er hat es verdient eine Gefährtin und Junge zu haben! Aber ich will nicht diese Gefährtin sein!

Sie atmete tief ein, und sah ihn dann an.

"Flockenstern..." hob sie an, aber ihre Stimme brach.

"Ich mag dich. Aber als Freund. Nicht als meine große Liebe. Als mein Mentor, nicht als mein Gefährte, als mein Clangefährte, der sich um alle kümmert, nicht als Vater meiner zukünftigen Jungen. Ich liebe dich nicht. Aber ich wünsche dir trotzdem, dass du eines Tages deine wahre Liebe findest, und alles erreichst, was du in deinem Leben wolltest"

"Ich danke dir, Sternenpfote. Ich danke dir für alles" flüsterte er, und legte seinen Kopf auf ihre Stirn.

Eine Weile verharrten sie so, und sie hörte nur das rauschende Wasser, und Flockensterns gleichmäßigen beruhigenden Atem.

Dann stand er auf, und warf einen sehnsüchtigen Blick auf sie, bevor er sich umwandte, im hohen Gras verschwand, und Sternenpfote allein zurück ließ

Warrior Cats- Sternensees LeidWo Geschichten leben. Entdecke jetzt