19.Kapitel

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Langsam wurde ein roter Flammenball am Horizont sichtbar. Der Himmel färbte sich rosa und rot, und scheuchte langsam die Sterne zurück.

Sternensee's Augenlider waren schwerer als ein Baum, und ihre Pfoten brannten. Sie konnte nicht mehr sitzen.
Sie war so müde, dass sie einen Mond lang schlafen könnte.

Ihre Brüder neben ihr, hatten die Augen nur noch einen Spalt offen, und sahen aus, als würden sie gleich umfallen.

Allmählich erwachte das Lager zum Leben, und Katzen erschienen gähnend auf der Lichtung. Flockenstern trat aus seinem Bau, und nickte den jungen Katzen freundlich zu, bis Fasanschwinge sich zu ihm gesellte, und Sternensee einen gehässigen Blick zuwarf.

Aber Sternensee scherte sich nicht darum. Sie rappelte sich auf, und folgte ihren Brüdern zurück ins Lager. Und Sternensee sah, ihre Mutter hatte ihr Versprechen nicht gebrochen. Sie war in ihrer Nähe geblieben. Denn sie schlief am Lagereingang.

Sie ist eine gute Mutter. Ich hoffe es vergehen noch etliche Blattwechsel, bevor sie uns verlässt.

Schlapp tauchte Sternensee in den kleinen Kriegerbau, und ließ sich ins Nest fallen. Ihre Knochen fühlten sich wie schwabbelige Regenwürmer an, und  ihre Beine waren inzwischen fast taub.

Glücklich kuschelte sie sich in den weichen Farn, und spürte dann warme Zungenstriche von Tannenschweif.

"Wir sind wahre Krieger!" flüsterte er.

"So wie wir es immer wollten!" krächzte Sternensee schon halb im Schlaf.
Sie war eine wahre WindClan Kriegerin. Und das würde sie immer sein.

Dann schaltete sich Nebelblick ein, doch Sternensee konnte nicht verstehen, was er sagte. Sie war schon tief im Schlaf versunken, und sie umschloss die völlige Dunkelheit.

-

"Da bist du ja endlich!" weckte eine knurrende Stimme Sternensee, aus ihrem erholsamen Schlaf.

Sie schlug die Augen auf, und sah dunkles Gras unter sich, und einige Schwanzlängen weiter weg stand Blattauge. Sie funkelte Sternensee an, und schnippte dann mit dem Schweif, damit sie ihr folgte.

"Sternenpfote, du kannst froh sein, dass du noch rechtzeitig kommst. Wir haben heute eine wichtige Zeremonie, und du sollst zuschauen!" fauchte Waldfell genervt, und steuerte auf einen kleinen Platz zu, auf dem sich schon viele finstere Krieger und Schüler versammelt hatten.

"Sternensee!" verbesserte Sternensee sie hastig. "Ich heiße jetzt Sternensee!"

"Ist ja auch egal! Setzt dich jetzt hin!" knurrte Blattauge, und ließ sich neben Hasenkralle nieder.

Schnell setzte sie sich auch auf die feuchte Erde, und biss die Zähne zusammen. Einen Kriegernamen zu bekommen konnte ja wohl nicht egal sein! Aber lieber hielt sie den Mund, anstatt die finstere Kriegerin zu provozieren.

"Komm her!" rief eine Katze aus der Menge, und eine kleine schwarze Kätzin trat aus den Bäumen auf die Lichtung. Ihre bernsteinfarbenen Augen leuchteten, und sie stolzierte auf und ab, als würde sie die Aufmerksamkeit genießen.

Das ist doch dieses Junge! erinnerte sich Sternensee. Das ist das Junge, das ich an meinem ersten Tag hier gesehen habe!

Die Kätzin wirkte trotz ihres jungen Alters sehr mutig, und hatte einige Narben.

Woher sie all die Narben wohl hat? Sie können unmöglich alle vom Training stammen!

Dann erhob sich Blattauge, und bedeutete der schwarzen Kätzin, mit einem Nicken, stehen zu bleiben.
Dann rief sie:"Heute wird Nachtpfote sich ihren Platz bei uns endgültig erkämpfen! Alles was sie machen muss, ist den Kampf zu gewinnen, und ihren Gegner zu töten!"

Nachtpfote nickte, und starrte dann in die Menge, als würde sie nach ihrem Gegner suchen. Sternensee schauderte, als Nachtpfotes Blick über sie huschte.

Sie werden sie ja wohl nicht auf mich hetzen! Oder? Sie macht mir Angst. Warum hat sie so viel... kampflust in sich?

Einige Herzschläge verstrichen, bis ein brauner Kater, mit schwarz gefleckten Beinen auf die Lichtung zu der Kätzin trat, und sie anfunkelte.

"Heute wird Nachtpfote die Prüfung ablegen, um endgültig zu uns zu gehören! Nachtpfote! Um diese Prüfung zu bestehen musst du Fichtentatze töten! Anderenfalls tötet er dich. Bist du bereit?" jaulte Hasenkralle.

"Ich bin bereit!" kam es von der Kätzin zurück, und Sternensee sah, wie sie ihre milchweißen Krallen ausfuhr, und mit dem Schweif peitschte.

"Dann... Krallen bereit! Auf Position! Kämpft!" jaulte Blattauge, und augenblicklich rannte die Kätzin auf Fichtentatze zu.

Fichtentatze duckte sich, als Nachtpfote sprang, und stieß sich dann vom Boden ab, um Nachtpfote in der Luft zu rammen. Doch sie zog schnell ihre Hinterpfoten weg, und landete auf dem verdutzt aussehenden Kater. Schnell bearbeitete sie mit den Hinterkrallen seinen Rücken, und grub die Vorderkrallen in sein Genick. Fichtentatze kreischte, und schüttelte Nachtpfote ab, worauf die schwarze Kätzin in ein Wurzelgeflecht flog, und kurz liegen blieb.

Die Katzen der Finsternis jaulten, und Sternensee wusste nicht, wen sie anfeuerten.

Fichtentatze grinste triumphierend, und sprintete auf Nachtpfote zu, die ihm aber sofort die Krallen auf die Schnauze drückte, und ihn wegschob. Dann sprang die auf ihn, und hakte die Krallen in seine Kehle. Kreischend versuchte Fichtentatze zu fliehen, doch schnell grub sie die Krallen noch tiefer, und Blut quoll aus der Kehle des Katers.
Mit einem Fauchen schüttelte er sich, doch die Kätzin hielt sich weiterhin auf seinen Schultern. Fichtentatze wurde immer schwächer, und taumelte schließlich nach hinten, bis er umkippte. Nachtpfote sprang von ihm herunter, und kam elegant vor ihm zu stehen.

Einige Katzen murrten leise und enttäuscht, doch die Mehrheit jubelte, mit einem wahnsinnigen Ausdruck in den Augen, der Sternensee erschaudern ließ.

Diese Katzen liebten es sich gegenseitig umzubringen. Und sie scherten sich nicht im geringsten um die Leben der Verstorbenen, die jetzt gewiss nicht im SternenClan waren, aber auch nicht mehr im Wald der Finsternis. Es war ihnen allen egal.

Sei nicht albern, er war sowieso böse.
versuchte sie sich einzureden.

Aber er war auch nur eine Katze. Er war schon tot. Hätte er da nicht eher Ruhe verdient? Aber er hatte keine Wahl. Er wurde vielleicht gezwungen zu kämpfen.
flüsterte ihr eine Stimme im Kopf zu.

Sternensee fröstelte, und plusterte ihr Fell auf, um größer zu wirken, und es wärmer zu haben. Aber vorallem hoffte sie, dass sie furchterregend genug aussah, damit keine Clan Katze mit ihr ins Gespräch kam.

Doch dann sah sie, wie Nachtpfote auf sie zukam. Sie schaffe es, nicht das Gesicht zu verziehen.

Diese Kätzin hatte ohne zu zögern getötet. Sie zeigte keine Gnade.

Ich kenne sie nicht. Ich muss vorsichtig sein.

"Hallo!" Nachtpfotes Stimme war höher als Sternensee gedacht hatte.

Natürlich Mäusehirn! Dachtest du, sie ist ein Kater?

"Wie fandest du meinen Sieg?" die Kätzin leckte sich gelassen das Blut von den Pfoten, und schnurrte.

"Ähm... beeindruckend" stammelte sie.

"Vielleicht können wir ja mal gegeneinander Kämpfen!" strahlte Nachtpfote sie an.

"Klar?"

"Cool! Bis bald!" schnurrte sie, und lief an Sternensee vorbei.

Ich habe sehr wenig geschlafen. Aber ich will aufwachen. Ich habe genug gesehen. Das ist es, was sie aus mir machen wollen. Sie wissen, ich kann es. Sie wollen mich zu einem erbarmungslosen Mörder ziehen. Ich kann das nicht. Ich will es einfach nicht.

Zitternd stand Sternensee auf, und verschwand unauffällig hinter den Bäumen. Sie wollte weg von all dem schrecklichen Grauen.

Es war von Anfang an falsch, hierher zu kommen!

Warrior Cats- Sternensees LeidWo Geschichten leben. Entdecke jetzt