Kapitel 6

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Milly kam nachhause und zu ihrer Überraschung stand das Auto ihrer Mutter vor dem Haus. Als die Blondine in das Haus eintrat, rief sie ein Hallo durch das Gebäude. Ihre Mutter kam die Treppen runter und lächelte sie liebevoll an. "Hallo, Maus. Wie war die Schule?" Fragte sie in ihrem üblichen, fürsorglichen Ton. "Anstrengend; Ich musste die ganze Zeit Kisten hin und her tragen!" Jammerte Milly. Ihre Mutter lief nach unten in den Gang und fragte: "Willst du vielleicht mit Einkaufen kommen? Du kannst dir auch was aussuchen und ich könnte ein bisschen Hilfe gebrauchen." Milly überlegte. "Mhh... Okay. Hab sowieso nichts zu tun." Sie grinste und rannte schnell in ihr Zimmer um zu schauen ob sie gut aussah nach diesem stressigen Tag.

Nach 30 min waren beide fertig und saßen angeschnallt im Auto. Während die schwarzhaarige Frau fuhr, lehnte sich ihre Tochter aus dem Fenster und hörte Lana Del Rey's klarer Stimme zu, welche im Radio spielte.

Auf dem Supermarkt Parkplatz schaltete Milly das Radio aus und ging schon mal vor. Die Klimaanlage blaß kühle Luft in ihre Richtung. Sie schlenderte schnurstracks zur Make-up Abteilung und durchstöberte sie nach Goldschätzen. Nach ungefähr 15 Minuten hatte sie immer noch nichts Gutes gefunden und nahm sich dann einfach einen süßen Lipgloss, welchen sie schon zweimal nach gekauft hatte.

Sie suchte den Laden nach einer schwarz haarigen Frau mit rotem T-Shirt ab. Als sie in der Konserven Abteilung war, drehte sie sich nach links und schaute genau in das Gesicht von Marco Salvatore. Nur wenige Meter von ihr weg stand ihre Mutter mit dem Rücken zu ihr gedreht und unterhielt sich fröhlich mit dem älteren Mann. Milly konnte spüren wie ihr Geist ihren Körper verließ. Ein paar Mal blinzelte sie, doch er war immer noch da. Keiner der beiden Erwachsenen hatte sie bis her bemerkt. Sie nahm ihren ganzen Mut zusammen und lief auf sie zu. "Hallo," Milly lächelte beide an und legte den rosa-roten Lipgloss in den Einkaufwagen.

Marco sah erst Milly überrascht an und dann ihre Mutter. "Das ist meine Tochter, Milly." Millys Mutter lächelte und strich ihrer Tochter eine Strähne aus dem Gesicht. Milly lächelte ihn schüchtern an. "Dich kenne ich doch," sagte er und Schmunzelte. Millys Mutter sah ihn verwundert an. "Du kennst sie?" Fragte sie Marco. "Wegen einer Unannehmlichkeit bin ich gezwungen die öffentlichen Verkehrmittel zu benutzen. Wir warten auf den gleichen Bus." Millys Mutter nickte mit Verständnis. Die Blondine räusperte sich. "Woher kennt ihr euch eigentlich?" Die schwarzhaarige Frau lachte. "Ach er ist mein Chef." "Oh! Wirklich?" Milly schaute die beiden überrascht an. "Ich- uhm... Ich muss noch was holen..." Ein gezwungenes Lächeln lag auf ihren Lippen und schnell verschwand sie in irgendeiner Richtung.

Als sie weit genug von den Erwachsenen weg war, stützte sie sich an ein Regal und hielt sich die Hand vor den Mund. Was was was was was das ist nicht real, das ist einer meiner delulu Tagträume ich muss aufwachen!! Inmernoch konnte sie seinen Blick auf sich spüren, noch nie hatte sie jemand so... Verlangend und mit so viel Interesse angeschaut. Sie nahm einen tiefen Atemzug und schaute sich um. Alles wohl doch real. "Scheiße... Ich kann das alles hier nicht mehr... Mein Leben verwandelt sich in eine Wattpad Story..." Flüsterte sie zitternd. Sie wusste nicht warum sie zitterte, doch es war ihr gleichzeitig auch glasklar. Sie schaute in den dunklen Bildschirm ihres Handys und sah nach ob sie wenigstens gut aussah. Danach nahm sie noch einen tiefen Atemzug. Ein... Und aus... Ein... Und aus...

Sie hatte sich endlich beruhigt und schnappte sich ein paar Erdnüsse, das erste Essbare was sie sah.

Heimlich schlich sie dahin zurück, wo sie dachte das die Zielobjekte sich aufhalten könnten. Sie luckte hinter einer fertig Hühnersuppe hervor und na sie mal einer an: sie standen immer noch an genau dem gleichen Platz. Milly staarte wohl ein bisschen zu lange, denn Marco blickte kurz von der Frau vor ihm auf und hielt einen kurzen Augenkontakt mit ihrer Tochter. Blitzschnell drehte sich Milly weg und presste ihren Rücken zum Regal. Aahh was mache ich bitte!! Verzweifelt rannte Milly wieder weg und holte sich Kaugummis mit Kirsch Geschmack, billig Perfum und Hasen Futter. Sie entdeckte einen Stand mit Büchern die Sonderangebot waren. Interessiert lief auf den Stand zu und fing an zu lesen.

Nach 20 Minuten hatte Milly alles zusammen gesucht und schaute nach ihrer Mutter. "Milly ich bin hier!" Rief ihre Mutter und Milly drehte sich zu der Stimme um. "Ah da bist du!" Marco war endlich weg. Die Blondine lief zu ihrer Mutter und legte alles auf das Fließband. "Brauchst du das wirklich..?" Fragte die schwarzhaarige Frau und hob die Süßigkeit hoch. "Meine Kaugummis sind schon fast leer!" Schmollte Milly. "Na gut..." Entgegnete ihre Mutter.

Zuhause angekommen schnappte sich Milly alle ihre Sachen und verschwand in ihrem Zimmer nachdem sie ihrer Mutter beim rein tragen geholfen hatte.

Sie warf sich auf ihr Bett und seufzte. "Und morgen werde ich ihn schon wieder sehen..."
Milly drehte sich zur Seite und betrachtete das Perfum. Durch ein Schütteln entstanden Blasen in der rosanen Flüssigkeit. "Ich vermisse Marco..." Sprach sie zu sich selber. Sie versuchte sich vorzustellen, wie das Gespräch morgen ablaufen könnte. Ich kann nur hoffen das er nicht gecheckt hat das ich auf ihn stehe... Milly setzte sie aufrecht hin.

Sie konnte nicht aufhören an ihn zu denken. Beim Abendessen spielte sie mit den Karotten auf ihren Teller rum und stellte sich vor wie er sie damit fütterte. "Milly, ist alles okay, Maus? Du isst ja gar nichts..." Fragte ihre Mutter besorgt. "Was? Ja alles okay." Die Blondine lächelte schwach. Millys Mutter fing an über ihre Kollegen zu sprechen und über deren Kinder. Milly und Brigittes Sohn wären anscheinend ein super Paar. Sie lächelte, aber innerlich musste Milly kotzen. Die schwarzhaarige Frau redete wie ein Wasserfall. Irgendwann hörte Milly ihr gar nicht mehr zu und dachte wieder an einen gewissen älteren Mann.

Doch ihre Mutter gewann ihre Aufmerksamkeit wieder, als sie den Namen 'Salvatore' aussprach. "Als ich heute mit ihm gesprochen habe, war er sehr an dir interessiert!" Milly schaute sie erschrocken an. "Keine Sorge! Ich hab nur Gutes über dich erzählt!" Lachte ihre Mutter. Ein gezwungendes Lächeln fand sich auf Millys Gesicht wieder. "Und was hast du so... Erzählt?" "Ach nur über deine Schulleistungen und so." "Ah okay..." Millys Mutter lobte ihren Chef noch ein Bisschen weiter und fing dann wieder an darüber zu sprechen das Ursula schon wieder schwanger war. Gelangweilt aß die Blondine die letzten Reste ihres Salates auf und stellte ihr Geschirr in die Spülmaschine. "Gute Nacht, ich gehe jetzt schlafen." Milly flüchtete in ihr Zimmer und schaltete das Licht an.

Sie wollte noch nicht schlafen gehen, deswegen kramte sie ihr altes Tagebuch hervor. Der letzte Eintrag war vor drei Jahren.

Liebes Tagebuch,

Ihr Stift glitt über das Papier und sie erzählte dem Buch alles über den Mann mit den preußisch blauen Augen. Als sie fertig war, legte sie den Kugelschreiber zur Seite und schloss das Buch.

Ein Gähnen entwich ihr und sie legte ihren schweren Kopf auf das Kissen. Die Müdigkeit überkam sie schnell und ihre hellbraunen Augen schlossen sich sanft.

Morgen ୨ৎ RoutineWo Geschichten leben. Entdecke jetzt