Kapitel 4

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Als Milly zuhause ankam, war ihre Mutter nicht da. Sie kochte eine Gemüsesuppe und nachdem sie ihre Portion hatte, stellte sie den Rest in den Kühlschrank für ihre Mutter.

Sie stieg die Treppen hoch und betrat ihr immer noch fahl belichtetes Zimmer. Milly zog die Rolläden hoch und fütterte Mari. Als ihre Hand das schneeweiße Fell der Häsin durchfuhr dachte sie daran das sie heute noch ihren Vater sehen wird. Eine kühle Gleichgültigkeit machte sich in ihr breit. "Ich habe keine Lust auf ihn..." Murmelte das junge Mädchen und ließ sich auf ihr Bett fallen. Ihre Gedanken glitten von ihrem gehassten Vater ab und hielten sich an der Begegnung von heute morgen fest. Schielend warf Milly einen Blick auf ihre linke Hand, auf der Marco Salvatore heute morgen einen zärtlichen Kuss platziert hatte. Ein verträumtes Seufzen kam über ihre Lippen und sie verlor sich in Gedanken über den Mann mit den preußisch blauen Augen.

Ein Klopfen an ihrer Zimmertür riss Milly aus dem Schlaf. "Milly?" Verschlafen rieb sich die Blondine ihre Augen. "Ja?" Antwortete sie krächzend. "Papa ist draußen, er wartet auf dich." Klang die Stimme von Millys Mutter durch die hölzerne Tür. Millys hellbraune Augen weiteten sich, "Ich bin gleich unten!" Schnell rappelte sie sich auf und kämmte sich die Haare und strich ihre Klamotten glatt. Ihr Magen machte fünf Rückwärtssaltos als ihre verschwitzte Hand die Türklinke nach unten drückte.

Vor ihrer Haustür stand ein brummendes Auto und auf dem Fahrersitz saß der Mann der ihr Vater sein sollte. Ein Fremder.
Er stieg aus und strahlte über das ganze Gesicht. "Milly!" Ein entsetzter Ausdruck machte sich auf Millys hübschen Gesicht breit und sie bekam kein Wort raus. "Ich hab dich so vermisst." Der blonde Mann lächelte fürsorglich und seine Tochter verstand die Welt nicht mehr. Wie konnte er sie für Jahre hinweg ignorieren und dann zurück in ihr Leben treten mit einem "ich hab dich so vermisst"?

Wut stieg in Milly auf. "Vermisst?! Das kann doch wohl nicht dein Ernst sein!" Zischte sie angespannt.

"Weißt du überhaupt was du mir angetan hast?! Du kannst nicht einfach nach sechs Jahren hier wieder auf kreuzen und so tun als wärst du nur mal kurz zum Supermarkt gefahren!!"

Sein glückliches Gesicht fiel und seine groben Augenbrauen verzogen sich. "Ich hab das auch für dich getan! Das ständige Streiten wäre keine gute Atmosphäre für ein kleines Kind gewesen." Milly starrte ihn zornig in die blauen Augen. "Du denkst nur an dich. Hättest nicht in Betracht ziehen können das es mir vielleicht schlecht gehen könnte ohne einen Vater?!"

Vater und Tochter stritten und hitzige Kommentare flossen aus ihren Mündern und verbanden sich zu einem Fluss aus Hass und Kränkung.

"Ich will dich nie wieder sehen!" Schrie Milly und schmiss die Haustür zu. Überflutet von Emotionen rannte sie in ihr Zimmer und schloss zitterned die Tür. Ein Schluchzen kam ihr über die Lippen und sie fasste sich an die Stirn um ihr weinliches Gesicht vor niemand bestimmten zu verstecken. Langsam sank sie auf den Boden und zog die Knie an ihre Brust.

Nachdem sie sich ausgeheult hatte schaute sie in den Spiegel an ihrer warm weißen Wand. Das blaue Mondlicht erfüllte ihr Gesicht in einem sanften Schein und ihre rot angelaufenen Augen schauten traurig in sich selbst. Milly seufzte und zwang sich in ihr Bett zu gehen. Ein Buch lag auf ihrem Nachttisch. Sie war schon fast damit durch, es fehlten nur noch vier Kapitel. Sie schnappte sich das Buch und schaltete eine Lampe an. Während sie las, verging die Zeit wie im Flug und als sie  die letzten Wörter gelesen hatte, schlug die Uhr zwei.

Sie schloss das Buch und schaltete die Lampe aus. Sie zog sich die Bettdecke bis zur Nase und dachte als eine Art Gutenachtgeschichte an einen gewissen älteren Herrn.

Morgen ୨ৎ RoutineWo Geschichten leben. Entdecke jetzt