Im Schatten des Tony Stark

30. Olivia

Mit pochendem Herzen trat ich aus meiner Abstellkammer.
„Alles ok?" fragte Jake der meinen entgeisterten Gesichtsausdruck wahrgenommen hatte.
„Ja, hab mir nur den Finger in einer Schublade eingeklemmt. Geht aber schon wieder." log ich.
„Oh lass mal sehen ..." er streckte seine Hand nach mir aus.
„Passt schon, ist wirklich alles gut."
Ich nahm ihm die Pumpe ab und wickelte sie ein.
Mit einem Lächeln gab ich sie wieder zurück.
„Ok... danke nochmal."
„Kein Problem."
Unschlüssig standen wir im Flur rum.
„Ich mach mich dann mal auf den Weg ..." setzte er an.
„Ja, ich geh dann auch schon pennen, Tony braucht mich morgen im Büro."
„Oh dann wünsch ich dir viel Spaß."
Er setzte zu einer sehr seltsamen Umarmung an, ehe er in Richtung Haustür verschwand.
Seltsam.

Als ich hörte wie die Tür ins Schloss fiel, drehte ich mich sofort um wo auch schon Agent Romanoff stand und mich grimmig anstarrte.
Ich seufzte.
Eigentlich sollte ich ja Angst haben, immerhin hatte sie mir gerade mehr oder weniger damit gedroht mich umzubringen.
Aber eigentlich war mir das relativ egal.
„Also, was verschafft mir die Ehre?"
Ich wusste genau warum sie hier war. Ich konnte es mir heute morgen einfach nicht verkneifen sie Agent Romanoff zu nennen, obwohl sie sich als Natalie Rushman vorgestellt hatte.
„Woher weißt du wer ich bin?!" fauchte sie, die Augenbrauen tief in die Stirn gezogen ...
„Tee? Wasser? Kaffee? Nur Saft hab ich leider keinen und Alkohol biete ich dir jetzt auch nicht an ...bist ja vermutlich im Dienst."
Ich konnte es einfach nicht lassen.
„Sag mal..."
Damit hatte ich sie aus der Fassung gebracht, was mir unverschämte Freude bereitete.
Ich drehte mich um und machte mich grinsend auf den Weg in die Küche.
„Hey ... halt du kannst doch jetzt nicht ...alter!" schimpfend folgte sie mir.
In der Küche deutet ich auf einen Stuhl am Esstisch. „Setzt dich."
Erstaunlicherweise gehorchte sie, huh... eigentlich hatte ich mit ein bisschen Gegenwehr gerechnet.
Ich drehte mich wieder zu ihr um. „Also? Willst du was trinken?"
Sie sah völlig fertig aus, wahrscheinlich war ihr sowas noch nicht passiert.
Ich hätte euch laut loslachen können.
„Kaffee... ich nehm den Kaffee."
„Langen Tag gehabt?" fragte ich während ich eine Tasse aus dem Regal nahm.
„Eigentlich stell ich hier die Fragen... aber Ja... meine Tarnung wurde aufgedeckt." herausfordernd sah sie mich an.
„Ahhh nicht so gut in deinem Job Agent Romanoff, oder ?"
„Nein, gar nicht."
Grinsend stellte ich ihr den Kaffee hin.
„Danke."
Sie nahm vorsichtig einen Schluck. „Also, woher wusstest du wer ich bin."
„Ach ich weiß viel... ist so mein Ding."
„Jetzt ohne scheiß, woher weißt du das?! Dir ist bewusst das damit meine ganze Karriere ruiniert werden könnte."
„Beruhig dich Agent Romanoff, meine Quelle ist sicher."
Der Schatten ist sehr schweigsam, dachte ich mir.
Resignierend nickte sie.
„Wem hast du davon erzählt?"
„Niemandem."
„Wirklich nicht Olivia Stark?"
„Bah ne also bitte nenn mich nicht so."
„Wie denn dann."
„Liv."
„Liv?"
Sie schüttelte den Kopf.
„Du bist mein verdammter Auftrag und ich soll dich Liv nennen..."
Sie wirkte wirklich durch mit ihrem Leben.
„ich bin dein Auftrag?" fragte ich belustigt.
„Ja, du und dein Bruder." müde sah sie mich an.
„Oh sollst du uns killen oder so?"
„Nein ich soll Infos über euch herausfinden und Tonys Aktivitäten mit dem Anzug im Auge behalten... ich hab zu viel gesagt."
„Du bist aber echt eine schlechte Agentin wenn du deiner Zielperson deinen ganzen Auftrag erklärst." stellte ich fest.
„Ich weiß ehrlich gesagt auch nicht warum ich das gerade gemacht hab..." zweifelnd sah sie mich an.
Schweigend saßen wir nebeneinander.
Dann stand sie auf.
„Ich geh jetzt... sag einfach Tony nichts, ich hab einen Job zu erledigen. Das hier ist nie passiert."
Bevor sie zur Tür hinausging drehte sie sich noch einmal zu mir um.
„Das schloss an der Balkontür ... nicht besonders sicher... gute Nacht." sie lächelte etwas unsicher.
Dann ließ sie mich allein und verwirrt in meiner Küche zurück.