❞ 𝘁𝗮𝗴 𝘃𝗶𝗲𝗿 ❝

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Mein Großvater ist vor etwa einer Stunde losgegangen, in die Stadt. Ich bin froh, dass ich mit Ilayda alleine sein kann.

Das Wetter macht wieder nicht mit, aber sie heute auf jeden Fall zu sehen, ist ein gutes Gefühl. Wir haben uns gestern verabredet. Wir haben uns versprochen uns heute zu sehen.

Sie mag mich, hat sie mir gesagt. Du bist nett, Matthew. Ich finde, das ist ziemlich das selbe, oder? 

Nur das ich dagestanden habe und vor mich hin gelächelt, wie jemand, der sich in einer Art Trance befindet. Kein "Ich finde dich auch nett, Ilayda", während mein Kopf geschriehen hätte "Nein, es ist viel mehr als das", nein, ich stand da und habe gelächelt. Wie in Trance. Peinlich. 

Es klopft an der Tür. Ich stürme dorthin und reiße sie auf. Hab dich mal im Griff!

,,Komm rein!" 

Sie lächelt mir zu. Ihre nassen Haare kleben ihr im Gesicht, ihre Wangen sind gerötet und ihr Kleid haftet am Körper. Sie trägt heute ein leichtes Strickjäckchen darüber. 

Als sie merkt, wie ich sie anstarre, schaut sie verlegen an sich herunter. ,,Ein weißes Kleid bei dem Wetter war wohl nicht so schlau..." 

Ich muss auch lächeln. ,,Wir finden sicher etwas, dass dir passt."

Doch sie schüttelt nur den Kopf und tritt endlich ein. ,,Ich möchte es nicht ausziehen."

Sie hat es bis jetzt immer getragen. Seit der ersten Sekunde, in der ich sie gesehen habe. Ob sie wohl keine anderen Klamotten hat? 

Eine peinliche Stille breitet sich zwischen uns aus. 

,,Was ist in der Tasche?", frage ich sie schließlich und deute auf das, was sie in ihren Händen umklammert hält. 

,,Tampons."

,,Nur?" 

,,Und ein Buch."

,,Liest du gerne?"

,,Ich schreibe." 

,,Geschichten, Gedichte, Briefe?" 

,,Tagebuch."

Es wäre unhöflich zu fragen, ob ich es lesen kann. 

,,Möchtest du Tee?"

Sie nickt. 

Und plötzlich fühlt es sich an, als wäre die Kälte von draußen hier rein gewandert. Ilayda mag Fragen nicht. 

wellenschlagWo Geschichten leben. Entdecke jetzt