Kapitel 6

8 1 0
                                    

Tage verstreichen. Nur noch wenige Tage vor der Zeremonie. Alle wichtigen Räume, besonders der Festsaal, wurden dekoriert. In diesem Raum war ich noch nicht. Sicherlich ist er sehr groß. Das Essen wurde vorbereitet, gekocht und auf den Tischen zum bedienen serviert, die Gäste eingeladen und jetzt werden noch einige letzten organisatorische Sachen erledigt.
Ich schaue ab und an nach meinen Patienten, suche in den Bibliotheken, nach Büchern, die helfen könnten, die Schattenkreaturen loszuwerden und erzähle Theodora über die Höhle, damit sie mir einige Soldaten zuweist. Doch Theodora empfand es als zu gefährlich, da wir zu wenig über sie wissen.
Was Lizzy betrifft, wollte ich Theodora noch nichts erzählen.
Ich bin noch nicht zuversichtlich genug, dass etwas passiert ist. Wenn etwas passiert sein sollte, weiß ich nicht, was passiert ist, sodass ich es als nicht nötig empfinde, dies zu berichten.

Die Bibliothek, in der ich war, war so viel kleiner als ich es gewohnt bin. Die Bücher angereiht in den Regalen und ordentlich nach Themen sortiert. Nicht viele Personen sind dort drin, weshalb es still und beruhigend ist, um zu lesen und sich zu konzentrieren.
Nach langem Recherchieren habe ich einige Legenden gefunden, die über alles Mögliche erzählen und auch über die Schattenkreaturen, doch in keiner besagt es, wie sie besiegt werden können und ob sie besiegt werden können.
Ich wünschte, ich würde in meinem Heimatland sein, dort ist eine Ansammlung an Schätzen und Wissen über die Welt. Dort reicht die Sammlung bis zu fünf Stockwerke, man würde denken, die Bibliothek ist in einem Gebäude für sich. Zum Glück kommen die Bücher mit unserer Magie angeflogen, so muss man keine Treppen steigen.

Meine Befürchtung allerdings ist, dass ich dort nicht willkommen bin. Die Heimat, in der ich rein geboren wurde, ist nicht mehr meine Heimat.
Mein Heim fühlt sich nicht heimisch. Manchmal habe ich mich selbst gefragt, wo ich denn dazu gehöre?
Deshalb wohne ich seit längerem im Anwesen der Geschwister, denn in meinem kleinen Haus fühle ich mich nicht sicher.
Doch sehe ich es als Gelegenheit, Lizzy zu beobachten und zu dokumentieren, ob etwas drastisches passiert.
Außerdem suche ich eine Gelegenheit, Theodora näher kennenzulernen und näher zu kommen.

Wie jeden Tag führe ich einen Stift und einige Papiere mit mir. Ab und zu mal ein Buch.
Jedesmal wenn ich meine Nase in Dokumente stecke oder in ein Buch vertieft bin, kommt von irgendwoher Lizzy und erschreckt mich, sodass ich vor Schreck meine Sachen fallen lasse.

"Es wird nie langweilig, wenn du deine ernste Miene ablegst und Herr Hasenfuß raus kommt." Vor Lachen muss sie sich immer ihren Bauch halten. "Geschrien, wegen einer kleinen, niedlichen Spinne." Verspottet Lizzy mich.
"Haha, ich muss mich zu Tode lachen…" ich blicke sie finster an, da es mittlerweile nicht mehr witzig ist, dennoch muss ich etwas schmunzeln, weil ich erleichtert bin, dass sie nicht merkwürdig geworden ist.
“Schau mich nicht so böse an, das ist doch alles nur ein Spaß.”
"Wieso nennst du mich eigentlich immer Herr Hasenfuß? Was hat deine Gemüter erregt, sodass ich diesen Spitznamen verdient habe?" wollte ich eine Rechenschaft von ihr.

Diesmal sieht sie mich bitterernst an und richtet sich auf.
"Erinnerst du dich an den Tag auf dem Besen?" Ich nicke, bevor sie fortfährt, wie könnte ich so ein Ereignis vergessen.
"Theodoras Duplikat, hat ALLES gehört." Ich schlucke schwer, stehe kerzengerade und blicke nach unten zu Lizzy.
"Theodora sieht zwar aus wie ich und ich wie sie, aber…" , "Jeder! ist! Ein! Individuum!","Und jeder! ist Einzigartig! Sowie du, Ich, Theodora oder jeder andere Verbrecher und Abschaum auf dieser Welt. Hast du mich verstanden?" Mit jedem Wort tippt sie mit ihrem Index Finger auf meine Brust.
Ich konnte dabei nichts sagen, da ihr Blick und Ton mich verstummen lässt. So ein verängstigter Mensch bin ich.
"Haben wir uns verstanden?"  Wiederholt sie, aber diesmal mit Nachdruck. Ich nicke nur und Lizzy verschwindet aus meinem Sichtfeld. Ich war größer als Lizzy, aber in dem Moment fühlte ich mich winzig klein. Danach tat meine Brust weh und ich reibe es mit meiner Handfläche, in der Hoffnung, dass die Schmerzen dadurch verschwinden.

Hex - Everywhere in EveryoneWo Geschichten leben. Entdecke jetzt