Kapitel 18

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Das erste, was Richard auffiel, als er von der Toilette zurückkam, war, dass Paul fehlte. Jedoch beunruhigte ihn das nicht sonderlich. Er kannte Paul und wusste, dass wenn sie feiern gingen, er meistens nach einigen Drinks ein Glas Wasser brauchte und ein wenig frische Luft.

Er setzte sich wieder neben Flake und wollte bei ihrem vorhin abgebrochenen Gespräch weitermachen. Doch dieser blickte ein wenig nervös in der Menge umher, was Richard stutzig werden ließ. "Hey, was ist denn mit dir los Flake"?, fragte er und rüttelte diesen leicht an der Schulter, damit er ihm wieder Aufmerksamkeit gab.

"Huhh? Oh sorry, ich war gerade gedanklich ganz woanders", sagte dieser und versuchte, sich wieder auf das Gespräch mit Richard zu konzentrieren. Jedoch fiel diesem sofort auf, dass Flake absolut nicht bei der Sache war. Immer wieder schweifte sein Blick durch den Club und Richard musste jeden Satz zweimal sagen, damit Flake ihm eine Antwort geben konnte.

Irgendwann war er so genervt von dem ganzen, dass er das Gespräch abbrach und Flake leicht genervt anblickte. "Sag mal ist da hinten eine Gruppe voller Supermodels oder wieso kannst du dich nicht auf unser Gespräch konzentrieren"? Normalerweise konzentriert sich der Keyboarder immer auf ihre Gespräche.

"Es tut mir Leid, Richard, um ehrlich zu sein, machen wir uns alle ein bisschen Sorgen. Wir können Paul nicht finden".

Auf einmal krachte alles über Richards Kopf zusammen. Es fühlte sich an, als würde ihm ein riesiger Stein auf den Kopf fallen und als würde seine Kehle zugeschnürt werden. Seine Hände begannen furchtbar zu schwitzen und ein eiskalter Schauer lief seinen Rücken herab. "Wie könnt ihr ihn nicht finden"?, fragte er fassungslos und drehte sich nun auch zu den anderen. Diese blickten ihn teilweise verlegen an. "Wir haben alle geglaubt, er geht nur kurz etwas zu trinken holen und kommt dann wieder. Jetzt ist er aber schon seit 15 Minuten verschwunden und wir können ihn im ganzen Club nicht sehen und der ist nicht so groß", sagte Till nach einiger Zeit. "Es wird schon alles gut sein", meinte Schneider. "Er ist vielleicht nur kurz raus gegangen oder hat eine hübsche Blondine oder so kennengelernt". "Tut uns echt leid man", sagte Till

Richard konnte es nicht glauben. Am liebsten hätte er seinen Freunden die Hölle heiß gemacht oder ihnen eine rein gehauen. Wie konnte man so unverantwortungsbewusst sein? "Entschuldigen könnt ihr euch später. Jetzt suchen wir ihn erst einmal"! Richards Stimme war am Beben und die Wut, die sich in ihm aufgebaut hatte, wurde immer größer. Er machte sich riesengroße Sorgen um seinen Freund. Was wenn ihm etwas passiert war? Wo war er? Was ist passiert? All die Fragen in seinem Kopf machten den Gitarrist noch wütender, da er keine Antwort auf diese besaß.

Richard riss seinen Freunden die Vodka Flaschen aus der Hand und zog sie hoch ins Stehen. Wie kleine Soldaten folgten sie ihm und machten sich auf die Suche nach Paul. Doch sie fanden ihn nirgendwo. Nicht auf den Klos, an der Bar oder an einem anderen Tisch. Es war, als hätte er sich in Luft aufgelöst. Auch nach dem mehrfachen Fragen bei anderen Leuten, ob sie ihn gesehen hatten, bekamen sie keine Antwort auf den Verbleib ihres Kollegen und Freund. Er kann doch nicht einfach so verschwunden sein.

So langsam bekam Richard Panik. Wo war sein Freund hin? Was, wenn ihm etwas Schreckliches passiert war? Sein Puls war mittlerweile auf 180 hochgegangen. Seine Wut war verschwunden, stattdessen machte er sich jetzt einfach nur riesengroße Sorgen um Paul. Er hat ihm doch gesagt, dass er heute an seiner Seite bleiben sollte. Aber gut, er wusste schließlich nicht, was passiert war, also konnte Richard ihm das nicht vorwerfen. Er wollte ihn nur so schnell wie möglich finden.

Seine letzte Option war es, ein Pärchen zu fragen, welches nahe am Eingang, angelehnt an einer Wand stand. Eigentlich hasste er es, fremde Leute anzusprechen, doch jetzt gerade hatte er keine andere Wahl. "Entschuldigen sie bitte", sagte er und erlangte sofort die Aufmerksamkeit der beiden. Richard setzte an, um weiter zu reden, doch er wurde von der Frau unterbrochen. "Hey, du bist doch Richard Kruspe von Rammstein, oder"? Frustriert seufzte Richard. Er wusste genau, was jetzt kommen würde und er hatte absolut keine Lust darauf.

Wie weit würdest du für die Liebe gehen? (-Paulchard)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt