Kapitel 12.

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Der erste Drehtag endete damit, das alle aus der gesamten Band einfach nur Todesmüde in ihre Hotelbetten vielen. Sie waren kaputt, fertig und komplett außer Kraft. 

Es hatte an diesem Tag zu regnen begonnen und auch der Wetterbericht für die nächsten Tage sah nicht gerade besser aus. Dieser besagt das es stürmen und noch heftig gewittern würde. Doch Joern meinte das dies eigentlich genau perfekt wäre. Der Regen würde das Video dramatischer aussehen lassen und wir hätten einen gratis special effect. Irgendwie hatte er ja auch recht.

Für Paul war dies allerdings mehr als die Hölle. Jetzt war es doch sowieso schon so kalt und dann kam auch noch der Regen dazu. Kurz gesagt, er war komplett durchgefroren und das erste was er im Hotelzimmer tat, war es sich im Badezimmer einzuschließen und für mindestens eine Stunde ein kochend heißes Bad zu nehmen. 

Paul war mal wieder mit Richard in einem Zimmer eingeteilt gewesen doch dies störte keine der beiden im Gegenteil. Sie hatten gehofft, das sie zusammen in ein Zimmer kommen würden. Allerdings hatte auch keiner der beiden daran gezweifelt.

Während Paul eine gefühlte Stunde in der Badewanne lag, war Richard damit beschäftigt ihre Taschen auszuräumen und in den Schrank im Zimmer einzusortieren. Normalerweise würde er dies nicht tun wenn sie nur einen Tag bleiben würden. Doch so wie es aussah würde der Dreh für das Video noch einige Tage in Anspruch nehmen. 

Jedoch freuten sich alle aus der Band eher darauf, als dies, als harte oder nervige Arbeit zu sehen. Es war eine Changs für sie, endlich wieder richtig viel Zeit miteinander zu verbringen. Sie waren Familie für einander. Sie kannten sich alle schon so lange und waren unzertrennlich geworden. Sie verbanden so viele gemeinsame Erinnerungen miteinander, das sie sich ein Leben ohne ihre Band nicht mehr vorstellen konnten. 

Und das sollte auch eigentlich die Kernnachricht des Musik Videos sein auch wenn dies vielleicht nicht so rüber kam. 

Als Richard endlich fertig war mit dem einsortieren, legte er sich erst einmal auf das riesengroße Bett und schloss die Augen. Auch er war Hundemüde, es war schließlich ein langer Tag gewesen. Brummend kuschelte er sich in die weichen Kissen. Er war so kaputt das er sogar vergaß sich seine Klamotten und sogar seine Schuhe aus zu ziehen. Wenige Minuten später war er auch schon in seiner vollen Montur, friedlich eingeschlafen.

Unterdessen war Paul endlich fertig mit seinem Bad und marschierte nun in neuer Boxershort und aufgewärmt aus dem Badezimmer. Das einzige was er jetzt noch brauchte war eine Menge schlaf und die Nähe seines besten Freundes. Als er jedoch eben diesen friedlich schlafend im Bett vorfand musste er schmunzeln. 

Es passierte nicht oft das man ihn so fertig und komplett außer Kraft vor fand. Richard strotzte immer nur so voller Energie genau wie Paul. Jedoch ging ihm nie die Kraft aus. 

Paul ging also zum Bett und fing an, Richard zuerst seine Schuhe und dann den Rest seiner nervigen Klamotten auszuziehen. Dabei konnte er es nicht lassen, ab und zu einen Blick auf seinen trainierten Körper zu werfen oder ganz aus versehen über eben diese zu streichen. Es waren nur ganz kleine, hauchzarte Berührungen. Doch sie ließen Paul ganz warm werden und ließen sein Herz ein paar Takte zu schnell schlagen. Hoffentlich würde Richard nicht bemerken. 

Nachdem er fertig war mit seiner Tätigkeit, schlüpfte er sich unter die Bettdecke und kuschelte sich an seinen besten Freund näher heran. Kurz überlegte Paul ob es wirklich eine so gute Idee wäre, sich so nahe zu ihm zu legen. Was wenn er wieder etwas falsch machen würde und nicht neben Richard aufwachen würde? Die Gefühle die auf einmal wieder in Paul hochkamen waren nur schwer zu ertragen. Denn es fühlte sich beinahe so an, als würde ihm jemand einen schweren Stein auf die Brust legen und seine Lungen dabei zerquetschen. Das atmen fiel ihm schwer und er musste ein erneutes schluchzen unterdrücken. 

Fuck, das war echt nicht gut. Aufgrund dessen empfand er es als das beste aufzustehen, und selber auf der großen Couch gleich neben dem Bett zu schlafen. Sonst würde Richard dies vielleicht zuerst tun.

Somit legte er sich dort also hin und kuschelte sich in seine Decke. Ein bisschen bereute er seine Entscheidung. Doch alles war besser als noch einmal aufzuwachen und mit dieser erneuten Enttäuschung leben zu müssen. Mit dem Fakt, das Richard sich von ihm weggelegt hatte, das er ihn schlichtweg alleine gelassen hatte.

Und so kam der nächste Morgen schneller als erhofft. Richards Wecker riss ihn bereits um 7 Uhr in der Früh aus seinen Träumen. Genervt versuchte er unter der Bettdecke irgendwie an sein Hand ran zu kommen. Doch es endete damit das er schlussendlich doch unter dieser hervor kriechen musste um ihn auszuschalten. Da er jetzt so oder so nicht mehr schlafen konnte, drehte er sich auf die andere Seite um Paul aufzuwecken. So hätten sie vielleicht noch ein bisschen Zeit zum quatschen oder vielleicht sogar kuscheln.

Zu seinem enttäuschen lag er allerdings nicht neben ihm. Verwirrt blickte er sich im Zimmer um. Wo war er bitteschön. Nach kurzem suchen entdeckte er seinen besten Freund endlich. Er lag zusammengerollt auf der großen Couch. Fragend stand Richard auf um zu ihm zu gehen. Anscheinend hatte Paul ihm gestern auch seine Klamotten ausgezogen, ohne das er es bemerkt hatte. Ein heißer Schauer lief seinen Körper hinunter bei dem Gedanken an welchen Stellen er ihn gestern berührt hatte. Wie gerne wäre er dabei wach gewesen.

Langsam kniete er sich vor die Couch und betrachtete Paul kurz beim schlafen. Seine Brust hebte und senkte sich ruhig und gleichmäßig. Er hatte den Mund leicht geöffnet und ein leises Schnarchen entfloh ihm ab und zu. Verträumt fuhr ihm Richard sanft durch die kurzen braunen Haare. 

Sie waren weich wie Seide trotz dem Fakt das sie so kurz waren. Er sah einfach  nur zum knuddeln aus. So süß und so unschuldig. Am liebsten wäre er heute einfach nur im Bett mit ihm geblieben. Einfach nur um mal wieder mit ihm so richtig lange zu reden, dass hatten sie schon so lange nicht mehr getan.

Langsam beugte er sich nach unten um ihm sanft ins Ohr zu flüstern. "Paulchen, du musst aufstehen, wir müssen los zum Schloss", flüsterte er und rüttelte ihn sanft an der Schulter. Doch dieser brummte nur und zog sich die Decke über den Kopf. "Lass mich in ruhe", sagte er in einem verschlafenen und ziemlich bissigem Ton. Ein wenig erschrocken wich Richard zurück. So etwas kannte er gar nicht von Paul.

Er versuchte es erneut. "Komm schon, ich mache dir einen Kaffee und du ziehst dich daweil an was haltest du davon"? Doch das verschlimmerte die Situation anscheinend nur noch mehr. Nun setzte sich Paul nämlich auf und sah ihn mit finsterem Gesicht an. 

"Ich habe gesagt du sollst mich in Ruhe lassen! Geh du schon mal vor mal schauen wann ich nachkomme", sagte er. Ein wenig fassungslos stand Richard auf und sah seinen besten Freund skeptisch an. Was war bitte passiert? "Paul das geht nicht wir brauchen dich. Wir brauchen dich für jede einzelne Szene in diesem Video du kannst nicht einfach liegen bleiben". Richard meinte es noch nicht einmal böse. Wenn sie die Möglichkeit hätten, würde er ja seinen Wunsch respektieren, aber das ging nun einmal nicht. 

"Hast du mir nicht zu gehört? Lass mich verdammte Scheiße nochmal in Ruhe! Oder schaffst du sogar das nicht"? Pauls Stimme war sehr laut geworden bei seinen letzten Worten und sein Gesicht hatte sich noch mal deutlich verfinstert. Hätte man ganz genau hingehört, hätte man wahrscheinlich hören können, wie Richards Herz leicht einriss und zu bröckeln begann. So hatte Paul noch nie mit ihm geredet und es brach ihm das Herz. 

Er fühlte wie sich in riesiger Klumpen in seinem Hals breit machte und seine Lungen schwer wie blei wurden. Um nicht auf der Stelle vor ihm loszuheulen drehte er sich einfach nur Kopfschüttelnd um, zog sich an und stapfte zur Tür. Kurz bevor er aus dieser draußen war, drehte er sich noch einmal zu ihm um. 

Mit aller Kraft musste er die aufkommenden Tränen herunter schlucken bevor er sich umdrehte und seinem besten Freund tief in die Augen sah.

"Ich habe keine Ahnung was mit dir los ist, was passiert ist oder gegen wen du solch einen Groll hegst das du so zu mir bist. Du bist mein bester Freund und ich dachte immer das wir alles miteinander beredet können. Doch anscheinend habe ich mich geirrt. Komm auf alles erst einmal wieder klar und komm dann zum Drehort". Mit diesen Worten verschwand er aus der Tür und knallte diese nicht gerade sanft hinter sich zu.

Zurück ließ er einen gebrochenen Paul welcher all seine Worte und Taten zu tiefst bereute. Hatte er nun alles verloren?

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Wie weit würdest du für die Liebe gehen? (-Paulchard)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt