Wie weit würdest du für die Liebe gehen? (-Paulchard)

Kapitel 5.

Völlig überrascht und irgendwie auch schockiert blickte Richard seinen besten Freund an. Mit einer solchen Frage hatte er überhaupt nicht gerechnet. Er hatte bis jetzt eigentlich noch nie über solche Dinge nach gedacht. Er hatte in der Vergangenheit ein oder zwei Mal, etwas mit Männern gehabt, aber noch nie so richtig. Paul schien zu bemerken, das seine Frage seinen besten Freund gerade mehr als nur überforderte und fügte noch ein "Entschuldige, wenn das unpassend war" hinzu.

Dieser wank jedoch schnell ab und sagte: "Nein, nein, alles gut. Ich habe damit nur nicht gerechnet. Lass mich mal nachdenken. Ja, habe ich. Also, geküsst und auch schon einmal fast etwas gehabt, aber das ist Jahre her. Dennoch war es der beste Kuss und der beste 'Blowjob', den ich jemals bekommen habe. Im vergleich zu den Frauen die ich bis jetzt hatte". Nun veränderte sich Pauls Gesichtsausdruck, doch diesen konnte Richard nicht deuten, so sehr er es auch versuchte. Paul sah verwirrt und gleichzeitig ein wenig schockiert aus. Hatte er mit so einer Antwort nicht gerechnet?

"Wieso glaubst du, hat es sich so gut angefühlt?", fragte Paul neugierig und stützte die Ellbogen auf seine Beine. "Ich weiß nicht. Wahrscheinlich, weil beim Gleichgeschlechtlichen besser verstanden wird, was dein Partner will, als bei einer Frau. Wieso stellst du mir plötzlich solche Fragen? Gibt es etwas, was du mir sagen willst?"

Plötzlich wurde Paul kreidebleich und machte der weißen Wand hinter ihm ordentlich Konkurrenz. Hatte er sich jetzt verredet? Hatte er etwas falsches gesagt und Richard schöpfte nun Verdacht auf etwas? Er wusste momentan selbst noch nicht genau, welche Gefühle er für seinen besten Freund empfand. Doch irgendwo musste er doch anfangen, oder? Er wollte auf gar keinen Fall mit Richard spielen oder ihn auf irgendeine Art und Weise testen. Paul wollte lediglich seinen Gefühlen auf den Grund gehen. Aber der Kleinere hatte Angst, Richard oder die Band zu verlieren, wenn er der Sache weiter auf den Grund ging. Dennoch musste er es wissen.

"Ach ähhhh, weißt du... ach keine Ahnung, wie ich das sagen soll", stammelte Paul, während er sich verzweifelt das Gesicht in den Händen rieb. Ein schwerer Seufzer entwich ihm, bevor er zu Richard hinüberschaute. Dieser erwiderte sein Lächeln verständnisvoll und strich ihm sanft über den Rücken. Dabei hinterließ er eine wohltuende Wärme, welche einen warmen Schauer über die Stelle lief, die von Richards sanfter Berührung erreicht wurde. Augenblicklich entspannte sich Paul ein wenig.

"Du kannst mit mir über alles reden, Paul, egal was es ist. Das weißt du, oder? Egal, was du gleich sagst, fragst oder tust, ich könnte dir niemals böse sein", versicherte Richard mit einem ruhigen Tonfall und einem warmen Lächeln auf den Lippen.

Langsam kehrte die Farbe wieder zurück in Pauls Gesicht. "Danke, Reesh. Was würde ich nur ohne dich tun? Nun ja, ich bin mir nicht zu 100% sicher, ob ich hetero bin, und ich weiß nicht, wie ich das herausfinden soll, außer es... es einmal zu probieren, zumindest mit einem Kuss. Und weil du mein bester Freund bist, dachte ich..." Paul zögerte einen Moment, bevor er fortfuhr, "dachte ich, dass ich das vielleicht mit dir versuchen könnte."

"Du möchtest, dass ich dir einen Kuss gebe, und du möchtest sehen, wie du dich dabei fühlst", erklärte Richard noch einmal genauer, als wäre er sich nicht ganz sicher, ob es wirklich das war, was sein Gegenüber gerade meinte. "Genau!" bestätigte Paul mit einem leichten Nicken, seine Unsicherheit spiegelte sich in seinem Blick wieder.

Leicht skeptisch blickte Richard ihn an. "Es muss doch an einer bestimmten Person liegen, dass du so denkst. Warum gehst du nicht zu dieser Person und gestehst ihr offen, wie du dich fühlst?", fragte er, obwohl sich bei dem Gedanken, dass sich Paul in einen anderen verlieben könnte, sein Herz schmerzlich verkrampfte und es trieb ihn fast in den Wahnsinn. 

Ein wenig verzweifelt blickte Paul seinem besten Freund in die Augen. "Das kann ich nicht, zumindest noch nicht. Ich will mir zuerst ganz sicher sein, bevor ich irgendetwas versuche. Ich habe keine Lust Versuchskaninchen mit ihm zu spielen und dann raus zu finden, das ich doch nicht auf ihn stehe", erklärte Paul rasch und versuchte, seine inneren Konflikte zu verbergen. Die Wahrheit war, das er einfach nur Richard küssen wollte. Der Gedanke heraus zu finden wie weich seine Lippen wirklich waren, verfolgte ihn bis in seinen Schlaf.