VIII ⏐ Princess Penny

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Keine Ahnung, was die Kleine an sich hatte, aber Penny konnte nicht aufhören, an Susi zu denken. Wie souverän sie mit ihren fünf Jahren reagiert hatte, als Penny mit dem Messer abgerutscht war. Beeindruckend.

Doch das war nicht alles. Die Traurigkeit in den großen braunen Kulleraugen verfolgte sie. Die Kleine hatte vor einem halben Jahr ihre Eltern verloren und lebte nun im Waisenhaus. Seitdem hatte sie kein einziges Wort mehr gesprochen.

Nicht mal beim Kochen war ein Ton über ihre Lippen gekommen. Die kleine Susi hatte ihr alles mit Gesten und Blicken erklärt. Kein Wunder, dass dann ein Unglück passiert war. Schließlich hatte Penny so etwas noch nie gemacht und Susis stumme Anleitung nur zum Teil verstanden.

Nun fragte sie sich pausenlos, was wohl vorgefallen war, das dieses kleine Mädchen so verstört hatte. War sie nur aus Trauer verstummt? Oder hatte Susi etwas gesehen, das ihr im wahrsten Sinne des Wortes die Sprache verschlagen hatte? Penny nahm sich vor, der Sache auf den Grund zu gehen.

Die älteren Kids waren bei DJ in guten Händen. Nur die kleine Susi blieb irgendwie außen vor. Das wollte Penny ändern.

***

Bewaffnet mit Malblöcken und Buntstiften, die sie auf dem Schreibtisch in ihrem Zimmer gefunden hatte, machte sich Penny auf die Suche nach Susi. Sie schaute in jede Ecke, doch die Kleine war nirgends zu finden.

„Was tust du da eigentlich?", fragte DJ neugierig, als sie sich gerade wieder aufrichtete. Unter dem großen Esstisch nachzusehen, hatte auch nichts gebracht.

„Susi ist verschwunden", antwortete sie und erschrak selbst beim Klang ihrer brüchigen Stimme. Sonst hatte sich Penny viel besser im Griff, aber ... „Ich weiß wirklich nicht, wo ich noch suchen soll. Wenn ihr was passiert ist, weil ich nicht für sie da war, könnte ich mir das nie verzeihen! Die ganze Situation vorhin muss ihr doch auch Angst gemacht haben."

Eine große Hand legte sich auf Pennys Schulter. Mit Tränen in den Augen schaute sie zu dem anderen Betreuer auf. Der nickte ihr aufmunternd zu. „Keine Sorge. Sie sitzt auf dem Bootssteg. Ich habe sie gerade noch gesehen."

Penny atmete hörbar auf und fühlte sich gleich um einiges besser. Zum Glück ging es der Kleinen gut! Penny schüttelte über sich selbst den Kopf. Warum war sie nicht auf die Idee gekommen, draußen nachzusehen? Das war doch naheliegend! Gut, dass DJ alles unter Kontrolle hatte. Penny musste anscheinend noch sehr viel lernen ...

„Danke", murmelte sie kaum hörbar und ließ einen verblüfften jungen Mann im Haus zurück.

Ohne lange nachzudenken, stürmte Penny zum See. Ihr ursprünglicher Plan und auch die Malsachen waren vergessen. Jetzt zählte nur noch eins: Sie wollte sich mit eigenen Augen davon überzeugen, dass Susi okay war.

Gesten sagen mehr als tausend WorteWo Geschichten leben. Entdecke jetzt