Es war kaum zu glauben. Die Social-Media-Prinzessin hatte in der ganzen Zeit nicht ein einziges Mal nach ihrem Handy gefragt. Ihre Zickereien waren auf dem Tiefpunkt und selbst die vernichtenden Blicke, für die sie so berühmt war, hatte er schon seit Tagen nicht mehr gesehen. Stattdessen verbrachte Penny fast ihre gesamte Zeit mit Susi.
Er hatte ja gewusst, dass sich die beiden guttun würden. Doch dass sein Plan so schnell Früchte tragen würde, damit hatte er nicht gerechnet. Natürlich sprach die Kleine noch immer nicht, aber sie blühte in Pennys Gegenwart regelrecht auf. Die beiden saßen oft stundenlang auf dem Steg, beobachteten die Enten oder kritzelten irgendwas auf die Malblöcke, die Penny ständig mit sich herumschleppte.
DJ nahm an, dass sie über die Bilder miteinander kommunizierten. Doch er fragte nicht, ob seine Vermutung zutraf. Er wollte den zarten Frieden zwischen ihnen nicht zerstören, indem er zu früh nachbohrte.
Am vorletzten Abend kam Penny dann von selbst zu ihm. „Sag mal ... dieser König Drosselbart hat doch einen Hilfsfond für benachteiligte Kinder eingerichtet."
„Ja ...", antwortete DJ gedehnt. Er war gespannt, worauf sie hinauswollte.
„Meinst du, wir können mit ihm über die Möglichkeit einer Kunsttherapie reden? Mir hat das damals sehr geholfen und ich glaube, auch Susi und andere traumatisierte Kinder könnten davon profitieren. Ich ... ich würde mich gerne engagieren und vielleicht ..."
„Ja?", hakte er nach, als sie nicht weitersprach.
„Ich habe schon daran gedacht, selbst eine Ausbildung zur Kunsttherapeutin zu machen. Mein Abitur habe ich ja. Ich müsste mir nur einen Studienplatz suchen und ..." Als sie seinen intensiven Blick bemerkte, brach sie ab. „Ach, vergiss es. Das war eine blöde Idee. Wer sollte sich schon von mir helfen lassen, nachdem ich in meinen Videos jahrelang alles und jeden schlechtgemacht habe." Penny ließ den Kopf hängen.
„Nein, das ist keine blöde Idee. Ganz im Gegenteil." Behutsam legte ihr DJ eine Hand auf die Schulter. Als Penny nicht reagierte, rückte er näher und streichelte stattdessen über ihren Rücken. „Nach allem, was ich in den letzten Tagen gesehen habe, wärst du eine hervorragende Kunsttherapeutin. Susi hat dank dir enorme Fortschritte gemacht. Ich bin mir sicher, dass König Drosselbart sehr dankbar für deine Hilfe sein wird."
Als Penny den Blick hob und ihm tief in die Augen sah, geschah es. Abrupt richtete sie sich auf. „Du?", hauchte sie fassungslos. Ihre Stimme klang erstickt, als sie verzweifelt hinzufügte: „Wie konntest du nur?!"
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Gesten sagen mehr als tausend Worte
Short StoryKönig Drosselbart einmal anders ... Auf Social Media ist Penny eine Prinzessin, doch ihre herablassende Art sorgt Stück für Stück dafür, dass ihre Beliebtheit nachlässt. Selbst Pennys gutmütiger Marketing-Berater hat eines Tages die Nase voll und ve...