Kapitel 11

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So hier ist ein neues Kapitel für euch ^^
Viel Spaß beim Lesen <3

(Lous Sicht)
Ich starrte auf das glatte Schachbrett, das direkt vor mir, auf dem kleinen Sofatisch lag.
Jede Figur stand fein-säuberlich auf ihrem zugewiesenem Platzt.
Jetzt sah das Spielfeld noch ordentlich aus und die Figuren standen übersichtlich.
Aber das würde sich spätestens ändern wenn wir anfingen zu spielen.
Dann würde das Spielfeld jede noch so kleinste Ordnung verlieren.
Das liebte ich so sehr an Schach, man musste im Chaos eine Ordnung finden.
Ich ließ meinen Blick nocheinmal über die wunderschönen Figuren gleiten.
Bevor ich meinen Blick hob und in Toms eiskalte Augen sah.
Sie erinerrten mich immer an Eis, wunderschön aber auch kalt zugleich.

Tom nahm zwei der Figuren, einen roten und einen Weißen Bauer, in seine beiden Hände.
Diese versteckte er dann hinter seinem Rücken und es dauerte einen kurzen Moment bevor sie verschlossen wieder auftauchten.
Er hielt mir seine beiden Hände hin und sah mich auffordernd an.
"Na los Williams, such dir eine Hand aus."
Als ich immernoch keine Anstalten machte eine zu wählen, fügte er noch spöttisch hinzu:
"Ich beiße schon nicht."
Das war genug, ich hatte keine Angst vor seinen Händen und besonders nicht vor ihm selbst.
Ich überlegte kurz, bis ich mich für seine linke Hand entschied.
Ich streckte meine Hand aus und berührte mit meinen Fingern seine Linke Hand.
Seine Hand war eiskalt und ich fragte mich im Stillen ob seine Haut immer so kalt war.
Er öffnete seine Hand und der weiße Bauer kam zum Vorschein.
"Du fängst an."

Jetzt fing das Spiel erst richtig an, ich sagte meinem Bauer seine erste Postion an und er folgte meiner Aufoderung.
So ging es die nächsten paar Minuten immer weiter, die Stille zwischen uns wurde nur unterbrochen, durch unsere Ansagen und durch die Bewegung der Figuren über das Brett.
So ging es immer weiter bis Tom meinen ersten Bauern, mit seinem Läufer, zerstörte.
Er grinste überheblich und überlegte kurz, bevor sich ein triumphierendes Lächeln auf seinem Gesicht ausbreitete.
"Wo wolltest du vorhin hin?"
Toll also hat er die Sache immernoch nicht vergessen.
"Zum Gemeinschaftsraum."
Es war eine halbe Lüge, immerhin wollte ich nicht zu meinem sonder zu seinem Gemeinschaftsraum.
Auch wenn er mit der Antwort nicht ganz zu Frieden zu sein schien, blieb er still und das Spiel ging weiter.

Es wurden immer mehr Figuren zerstört und somit auch immer mehr Fragen gestellt, wobei die meisten ziemlich oberflächlich waren.
Es wurden Fragen nach der lieblings Farbe oder dem lieblings Essen gestellt.
Dennoch lernte ich in diesen 20 Minuten die wir jetzt schon gespielt hatten, mehr über Tom als in meinem ganzen bisherigen Leben.
Beispielsweise wusste ich jetzt das seine Lieblingsfarben Schwarz und Grün sind und das sein Lieblingsfach Zaubertränke ist.
Ja es waren kleine Fragen und auch einfach zu beantworten, dennoch lernte ich etwas über mein Gegenüber und genau das war es was ich wollte.
Ich wollte hinter Toms Fasade schauen, wenn auch nur ein einziges Mal. Ich wollte wissen warum Tom war wie er nunmal war.

Das Geräusch vom zerspringen eines von Toms Bauern lenkte meine Aufmerksamkeit wieder auf das Spielfeld.
Ich war wieder dran mit einer Frage.
Was wollte ich noch über Tom wissen?
Irgendeine Kleinigkeit, etwas was Bekannte voneinander wissen sollten.
Da fiel mir eine Frage ein.
"Wann hast du Geburstag?"
Als die letzte Silbe meinen Mund verlassen hatte, war es als wäre die Atmosphäre aus dem Raum gewichen.
Der Raum kam mir plötzlich nicht mehr gemütlich und warm vor, sondern eng und kalt.
Dabei hatte sich nichts geändert, wir saßen immernoch im gleichen Raum wie davor, nur das jetzt alles so anders zu sein schien.
Tom vor mir hatte sich versteift und fixierte einen Punkt direkt hinter mir.
Hatte ich was falsch gemacht?

(Toms Sicht)
Wann hast du Geburstag?
Diese vier Wörter liefen in meinem Gehirn in Dauerschleife.
Es war keine schwere Frage nein, die meisten konnten sie einfach beantworten.
Aber ich war nunmal nicht wie die meisten anderen.
Die meisten Kinder in meinem Alter, hatten vermutlich gute Erinnerungen an ihre Geburstage.
Sie freuten sich jedes Jahr wieder auf diesen Tag.
Aber wie konnte ich mich auf den Tag freuen, an dem meine Mutter gestorben ist?
Das konnte kein Kind.
Damals vor bald 14 Jahren ist meine Mutter gestorben und genau an diesem Tag bin ich auf die Welt gekommen.
Heißt es nicht immer ein Leben für ein Leben?
Der 31. Dezember.
Ich.Hasste.Diesen.Verdammten.Tag
Jedes Jahr auf ein neues wurde ich an diesem Tag daran erinerrt, das ich allein gelassen wurde.
Eltern sollten ihre Kinder nicht alleine lassen, aber hier stand ich nun. Alleine.

Lous Blick brannte sich unangenehm in meine Haut und ich hob meinen Kopf und sah ihr in den Augen.
"31. Dezember."
Sie riss überrascht ihre Augen auf, nickte dann aber.
Ja in 10 Tagen würde ich um ein Jahr älter sein.
Aber ich würde diesen Tag wie in jedem Jahr nicht feiern.
Warum auch? Niemand war da mit dem ich hätte feiern können.
Lou und ich spielten still weiter und ich konzentrierte mich voll ung ganz auf das Spielfeld.
In Schach ging es um Kontrolle, du musstest den Gegner kontrollieren ihn langsam aber sicher den Raum zum Atmen nehmen.
Und genau das tat ich gerade, ich nam die Schüssel und legte sie über das Feuer.
Das auseinanderbrechen von Lous Dame, hallte durch den Raum.
Viele Figuren blieben ihr nicht mehr.

Ich lächelte sie siegessicher an bevor ich wieder ernst wurde.
Die leichte Fragerunde war ab dem Moment vorbei gewesen wo sie mich nach meinem Geburstag gefragt hatte.
Jetzt war ich dran sie etwas persönliches zu fragen.
Eine Frage, die mir schon als wir angefangen hatten zu spielen auf der Zunge gebrannt hatte.
"Warst du jemals verliebt gewesen?"
Es sollte mich nicht interessieren und doch tat es das irgendwo.
Es war zu privart und ging mich auch nichts an, aber das ignorierte ich mal für den Moment.
Es dauerte einige Minuten, in denen die Stille nur durch das Knistern des Feuers unterbrochen wurde.
"Nein..."
Ein einziges Wort und ich zog überrascht meine Augenbrauen nach oben.
Ich wusste nicht genau was ich gedacht hatte was ihre Antwort wäre, aber das hatte ich irgendwie nicht erwartet.
Lou sah jetzt nicht wirklich schlecht aus, und unbeliebt war sie in unserem Jahrgang auch nicht gerade.
"Die meisten Jungs die ich in meinem Leben kennengelernt habe, waren nicht echt.
Ich warte darauf das jemand kommt der mein Herz verdient hat."
Sie sah vom Schachbrett auf und ihr Blick traf meinen.
Ich nickte einfach nur still als Antwort auf ihre Frage.

Es standen nurnoch ein paar wenige Figuren und ich stand kurz davor sie matt zu setzten.
Ich bräuchte nurnoch einen Zug und dennoch tat ich diesen nicht.
Ich wollte wissen, was sie mich als nächstes Fragen würde, also ließ ich sie meinen Läufer zerstören.
Sie blickte mich mit triupmhierendem Lächeln an.
Jetzt wusste ich warum sie nicht in Ravenclaw war.
"Was ist deine größte Angst?"
Meine größte Angst?
Ich hatte Angst manche Klausuren nicht zu bestehen.
Aber wovor hatte ich am meisten Angst?
Für manche wäre es, die Menschen zu verlieren die einem am meisten bedeuten.
Aber ich hatte niemanden, der mir so viel bedeutete das ich die Person niemals sterben sehen wollte.
"Meine größte Angst ist, nicht gut genug zu sein."
Es war eine Antwort, auch wenn es für mich nicht die Wahre war.
Die Wahre Antwort auf diese Frage würde ich immer tief in meinem Inneren mit mir tragen.
Still und leise so das niemand sie bemerkte.
Meine größte Angst?
Es war die Angst, der Wut und dem Monster in mir nach zu geben.
Und somit jemand zu werden, der ich nicht werden wollte. Der ich nicht sein sollte.
Der ich nicht wircklich war.
Jetzt gerade war ich kaltherzig, aber ich war kein Monster.
Und das sollte so bleiben.

Lou nahm mir meine Lüge perfekt ab. Sie passte ja auch perfekt zu dem Tom Riddle den jeder sah.
Ein letzter Zug und Lou stand im Schach-Matt.
Meine Dame fuhr auf die richtige Position und dann stand alles so wie ich es haben wollte.
"Schach-Matt."
Lou starrte überrascht das Spielfeld an.
Ihr König kippte um und zersprang in Stücke.
Sie sah wieder vom Schachbrett auf und nickte anerkennend.
"Ich wusste garnicht das du so gut in Schach bist."
Ich lachte daraufhin nur gefühlslos.
"Es gibt so einiges was du von mir nicht weißt Williams."
Lou verdrehte nur ihre Augen und sah mich dann abwartend an.
Bis ich eine Augenbraue nach oben zog.
"Du hast noch eine Frage."
Erinerrte sie mich, an unsere Spielregeln.
Etwas was mich seit dem Moment interessierte indem ich sie vor 3 Jahren das erste Mal gesehen habe.
"Warum bist du immer so guter Laune? Du wirkst nie traurig.
In den letzten Jahren, habe ich dich fast immer mit einem Lächeln im Gesicht gesehen. Warum?"
Sie lächelte mich traurig an.
"Ich bin die Person die andere tröstet und nicht die die getröstet wird.
Wenn ich traurig bin, dann tröste ich mich selbst.
Ich will mich anderen gegenüber nicht verletzlich zeigen, wenn sie glauben mich könnte nichts verletzten."
Zum ersten Mal seit über 3 Jahren sah ich Lou richtig, ich sah die richtige Lou.
Nicht der Sonnenschein von Gryffindor, nein sie, ich sah sie selbst.





Die Erbin Gryffindors Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt