семь (7.)

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NAZAR

Ganz schockiert betrachtete ich die toten Leichen unserer Männer und ballte gleichzeitig meine Hände zu Fäusten, da mich die Tatsache, dass es doch glatt jemand gewagt hatte, sich mit uns anzulegen extrem überraschte.
Mit einem Mal wurde mir bewusst, ich würde in Zukunft vorsichtiger sein müssen, um nicht noch weitere Leben aufs Spiel zu setzen, auch wenn diese vielleicht nur teilweise bedeutsam waren.
Ich warf meinen beiden Brüdern einen Seitenblick zu, welche mich ebenfalls etwas ratlos anstarrten und überlegte fieberhaft, wer zu so etwas fähig war.

„Wer könnte das nur gewesen sein?", fragte Lukjan laut murmelnd.

„Ich habe keine Ahnung", entgegnete ich.

„Und du Artemji?", setzte ich hinterher.

Mein Gefühl sagte mir, dass etwas ganz gewaltig nicht mit ihm stimmte, denn normalerweise war mein Bruder nicht so viel am nachdenken sondern reagierte meist sofort darauf, wenn man ihn etwas gefragt hatte.

„Wieso glaubt ihr eigentlich, ich könnte was darüber wissen?", giftete er.

Lukjan und ich tauschten einen Blick aus, wobei uns beiden aufgefallen war wie er zusammenzuckte bei meiner Frage, was meine Alarmglocken noch lauter schrillen ließ.
Ich überlegte das Thema noch intensiver anzusprechen, entschied mich aber im letzten Moment dagegen, denn ich wollte Artemji nicht noch weiter aufregen.

Eines war sicher, mein Bruder hatte etwas zu verheimlichen, wobei mir nicht aufgefallen war, wenn er sich von uns abgewendet hatte und aufhörte uns über jedes kleinste Detail zu informieren.
Es ärgerte mich, dass ich Artemij wohl das Gefühl überliefert hatte, Lukjan und mir nicht mehr vertrauen zu können.
Ich wusste, ich würde mir dieses wieder mühsam erkämpfen müssen, bis wir wieder zusammengeschweißt wie eine Einheit sein würden und erst dann konnte ich sicher sein, wir würden diesen Kampf gewinnen.
Und wir könnten alle draufgehen, wenn nicht alle am selben Strang ziehen würden.

Lukjan fixierte mich noch immer, so als würde er versuchen meine Gedanken zu lesen, während Artemji auf seinem Handy herumtippte und von ihm vermutlich gerade keine Hilfe zu erwarten war.
Amara hatte ich beauftragt den gesamten Wald nach Spuren der möglichen Täter abzusuchen und war am Überlegen, ob es vielleicht sogar das Geschickteste wäre einen Privatdetektiv zu beauftragen.

„Du weißt genau, wer es war. Habe ich nicht recht, Bruder?", hakte Lukjan bei Artemji nach und riss ihm das Handy aus der Hand.

„Gib es mir wieder", brummte er und streckte fordernd seine Hand aus.

„Erst wenn du meine Frage beantwortet hast!", hielt Lukjan dagegen.

„Ich werde einen Scheiß tun!", machte Artemji ihn an.

Ich beobachtete wie in Starre das Geschehen und es war so ziemlich das erste Mal, wo ich keinerlei Ahnung hatte, wie ich am Besten einschreiten sollte, ohne das die Situation noch weiter zu eskalieren drohen würde.
Beschwichtigend hob ich meine Hand, in der Hoffnung es würde etwas bewirken können und meine Brüder würden beide aufhören sich so in den Haaren zu haben, doch das wären einfach nicht wir.
Kampflos aufgeben war keine Option, weswegen Artemji einen Schritt auf ihn zu machte und nach seinem Handy griff.

Ich warf Lukjan einen strengen Blick zu, welcher ihm signalisieren sollte, dass er es besser sein ließ, vor allem da wir Drei gerade keinen Streit gebrauchen konnten, welcher uns entzweien würde.
Dieser allerdings dachte gar nicht daran meine versteckte Warnung zu beachten, sondern warf das iPhone in die Höhe, wobei dieses durch die Gegend flog und bevor einer von uns es aufheben konnte auf dem Boden das Display zersprang.
Mein Bruder sah etwas bestürzt aus und ich wusste, er hatte dies nicht beabsichtigt, sondern es war einfach nur ein Reflex gewesen, damit Artemji nicht danach greifen konnte.

Ich sah die Situation mittlerweile völlig am eskalieren, was für mich irgendwie seltsam war, da wir Brüder uns noch nie so richtig in den Haaren hatten und wenn waren es nur kleine, harmlose, alberne Streitereien.
Doch dies war pure Ernsthaftigkeit.

„Ich bringe dich um!", brüllte Artemji voller Zorn.

Im nächsten Moment zückte er seine Pistole und hielt Lukjan diese direkt unter das Kinn, sodass dieser keine Chance hatte sich auch nur ansatzweise zu wehren.
Er schluckte einmal fest, während mein Bruder ihn am Kragen packte und wegen seines teuren Handys so dermaßen wütend war, sodass es ihn noch nicht einmal interessierte, dass dies vor ihm ein Mitglied seiner Familie ist.

„Das würdest du nicht wagen! Wir sind verwandt", hielt Lukjan dagegen.

Artemji ließ nicht locker und manchmal hatte ich das Gefühl er wollte immer die Kontrolle bewahren und alles in der Hand haben, weswegen er auch jetzt nicht locker ließ sondern weiter seine Waffe stur auf unseren Bruder richtete, um diesen im Glauben zu lassen, er würde tatsächlich abdrücken.
Es gab Tage, an welchen ich ihn so ziemlich überhaupt nicht einschätzen konnte und dieser zählte definitiv mit dazu.

„Beruhige dich wieder. Wir können ganz normal darüber reden. Ich denke nicht, dass Lukjan seine Frage böse gemeint hat und wenn du uns nicht sagen möchtest, wer es gewesen sein könnte, ist das auch okay", log ich.

„Du bist so ein verdammt mieser Lügner! Ich werde euch niemals verraten, wer unsere Männer wie Tiere abgeschlachtet hat. Das müsst ihr schon selbst herausfinden, denn ich lasse nicht zu, dass du sie darf abknallst, Nazar!", knurrte Artemji.

Sie? Sprach mein Bruder gerade wirklich von einer Frau. Verblüfft starrte ich ihn an und die Option von einer weiblichen Person überwältigt worden zu sein, fühlte sich definitiv noch seltsamer an, zumal ich es keiner zugetraut hätte.
Ich kannte keine Frau, die in der Lage wäre so viel Mumm zu besitzen, weswegen ich nicht dahinter kam, von welcher er sprach.
Wollte mein Bruder diese Frau vor uns beschützen, weil er etwas für sie offen hatte?
Schlug sein Herz möglicherweise für sie?

„Wenn du es uns verrätst, verspreche ich dir, sie nicht kaltblütig zu ermorden. Komm schon, sag es uns", forderte ich.

„Vergiss es. Ich kenne dich besser als jeder andere und weiß wie wenig dein Wort wert ist, wenn du schon so kommst"; entgegnete mein Bruder.

Leider hatte er damit irgendwie recht, weswegen ich mich etwas entlarvt fühlte und gegen Artemji nicht ankam. Bei Lukjan und seiner Loyalität war dies noch etwas ganz anderes, doch Artemji stand mit mir auf Augenhöhe, wenn nicht sogar zugegebenermaßen über mir.

Ruckartig ließ Artemji unseren Bruder los, was mich erleichterte und er wortlos das kaputte Handy aufhob.
Noch immer stellte ich mir die Frage, wie dies passieren hätte können, da ich nicht gedacht hätte das ein halbwegs großer Stein und der Schotterweg ein solches Ergebnis bewirken könnten.

„Das nächste Mal bringe ich dich wirklich um!", drohte Artemji ihm und kehrte uns den Rücken zu.

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Aus welchem Grund beschützt Artemji sie?

Steht er nun wirklich auf der entgegengesetzten Seite?🤔

Und was könnte dies für ihre Bruderschaft bedeuten?🙈

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