Plötzlich Geschwister (SKZ FF)

Kapitel 2

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Acht Stunden später, ich bin gerade mit dem Mittagessen fertig geworden, als ich einen Anruf mit unterdrückter Nummer erhalte. Ich gehe dran: „Hallo, Marie Chegal hier. Was kann ich für Sie tun?"

„Hallo Moon-Schatz, tut mir leid, störe ich dich gerade?" Die Stimme meines Vater ertönt etwas verzerrt aus meinem Handy. Meine Laune hebt sich schlagartig. Es kommt nicht oft vor, dass ich mit meinem Vater telefoniere, da er noch in Südkorea lebt und die 7 Stunden Zeitverschiebung sind echt heftig. „Dad!! Nein, du störst ganz und gar nicht. Was gibts?"

„Muss was passiert sein, damit ich meinen kleinen Engel anrufen darf?", erwidert er scherzhaft empört, spricht dann aber direkt weiter: „Aber ja, es ist tatsächlich was passiert. Ich hab mich verliebt. Das ist schon ein bisschen her, aber er hat mich gestern gefragt ob ich mit ihm zusammen sein möchte, und ich hab Ja gesagt." Schon seit dem 'Ich hab mich verliebt' quietsche ich leise und als er erwähnt, dass er jetzt einen Freund hat, juble ich los. „Uuuuuuu!!! Dad hat einen Freund!! *quietsch* Herzlichen Glückwunsch, Dad! Wer ist der Glückliche? Kenne ich ihn?"

„Nein Maus, du kennst ihn nicht. Er heißt Lee Bong und ist der Chef der Cybersecurity von Samsung Electronics hier in Seoul. Wir haben uns vor etwa einem halben Jahr kennengelernt. Und jetzt sind wir zusammen und haben gemeinsam entschieden, dass er in zwei Wochen zu mir in die Villa zieht. Dann bin ich nicht mehr so alleine, wie er sagt."

Das Letzte sagt er mit einem Schmunzeln, denn wir wissen beide ganz genau, dass er sich alleine auch sehr wohl fühlt und da er ein eher introvertierter Mensch ist, relativ viel Zeit für sich alleine braucht.

Aber ich freue mich für ihn, dass er endlich jemanden gefunden hat, mit dem er vielleicht vollständig über das Verschwinden meiner Mutter hinweg kommt. Sie hat sich in einer Nacht und Nebel Aktion irgendwo ins Ausland abgesetzt, was meinem Vater das Herz gebrochen hat.

Damals war ich 15 Jahre alt, bin damit aber besser klar gekommen, da meine Mutter sich, als ich älter wurde, eh nicht mehr so wirklich für mich interessiert hatte. Zum Glück war mein Vater aber so vernünftig und war weder dem Alkohol noch irgendwelchen Drogen verfallen, sodass wir unser Leben relativ normal zu zweit fortführen konnten. Und bis meine beste Freundin Minji verstorben ist, war alles gut. Danach war ich so gebrochen, da ich überall Erinnerungen mit ihr sah, dass ich ins Ausland floh; in die Heimat meiner Mutter, nach Deutschland. Glücklicherweise hatte sie mir von klein auf Deutschunterricht gegeben, weshalb ich mich relativ schnell ganz gut zurecht fand und in der Schule hatte ich schließlich auch Englisch gehabt, wodurch es gefühlt noch einfacher wurde.

Mein Vater und ich unterhalten uns noch eine gute halbe Stunde über Gott und die Welt, doch dann meint mein Vater: „Maus, ich muss langsam Schluss machen, es wird spät und ich muss morgen früh raus. Lass uns demnächst wieder telefonieren, dann stell ich dir Bong vor, wenns dir recht ist."

„Klar, das würde mich sehr freuen. Am besten machen wir das, wenn er bei dir eingezogen ist, dann ist es vielleicht leichter für euch, wegen Telefonkosten. In zwei Wochen am Dienstag hab ich wieder Nachtschicht, dann können wir gegen 21 Uhr Koreazeit telefonieren."

„Sicher? Das ist ... 14 Uhr bei dir, mitten in deinen wertvollen Schlafstunden."

„Keine Sorge, Dad. Ich mach mir was zu Essen, dann hab ich noch was zu tun, wenn wir miteinander sprechen."

„In Ordnung, Maus. Dann bis Dienstag in 2 Wochen um 21/14 Uhr. Hab dich lieb, Kiddo."

„Bye Dad, hab dich auch lieb." Damit legen wir auf. Oje, wir haben eine dreiviertel Stunde miteinander gesprochen. Die Telefonkosten werden lustig... nicht.

Aber nun sollte ich wirklich wieder ins Bett gehen, die Nachtschicht letzte Nacht war schließlich sehr anstrengend, weil wir ständig zu irgendwelchen Prügeleien gerufen wurden, bei denen sich irgendwelche Volldeppen mit Bierflaschen die Köpfe eingeschlagen haben.

Mehrere halbwegs erholsame Nächte und zwei Wochen später, klingelt erneut mein Telefon, während meine Spagetti im Kochtopf versinken. Unterdrückte Nummer, wer das wohl ist? Oh Wunder, mein Vater natürlich.

Meine übliche Begrüßung auf Deutsch und sein besorgtes Gefasel von geraubtem Schlaf später stellt er mir endlich seinen Freund vor: „Also Maus, hier neben mir sitzt gerade Bong." und etwas leiser, wohl zu Bong: „Stell dich mal vor."

„Hallo Moon, schön dich endlich kennen zu lernen. Ich bin Lee Bong, 46 Jahre alt und komme aus Seoul, Südkorea. Ich bin der Chef der Cybersecurity-Abteilung der in Seoul ansässigen Samsung Electronics und seit 15 Tagen mit deinem Vater Daeshim zusammen."

„Die Freude ist ganz meiner seits, Herr Lee. Wie Sie sicherlich wissen, ist mein Name Chegal Moon. Ich bin 22 Jahre alt. Zudem stamme ich gebürtig aus Seoul, lebe aber derzeit in Nürnberg, Deutschland. Ich habe meine Ausbildung zur Notfallsanitäterin vor einem Jahr abgeschlossen und arbeite seitdem im deutschen Gesundheitswesen."

„Es würde mich sehr freuen, wenn du mich duzen würdest, Moon."

„Liebend gern, Bong." Wir unterhalten uns noch einige Zeit, bis auf der anderen Seite der Leitung auf einmal ein Handy klingelt.

„Oh, das ist Hyunjin, da muss ich ran gehen." Damit klinkt sich Bong aus dem Gespräch aus.

„Dad, wer ist Hyunjin?"

„Oh, das haben wir dir noch gar nicht gesagt, tut mir leid. Bong hat drei Söhne, zwei Adoptivsöhne und einen Leiblichen. Eigentlich wollten die drei morgen vorbei kommen, aber vermutlich ist was dazwischen gekommen."

„Uiii. Das heißt dann wohl, die drei sind auch bereits erwachsen?" „Ja, der Älteste, Chan, ist seit kurzem 24. Dann kommt Hyunjin, der ist 20 und dann Yongbok mit ebenfalls 20 Jahren."

„Dann bin ich ja vom Alter her voll in der Mitte. Kleine und große Schwester gleichzeitig."

„Naja, von Schwester würde ich jetzt noch nicht sprechen, aber so was in der Art." Kurz reden wir noch darüber, wann er mich mal wieder besuchen kommen kann und dann legen wir auf, weil ich schon sehr müde bin. Den Rest des Tages träume ich von kleinen und großen Brüdern in rosa Kleidchen. Ich frage mich, was ich da verarbeiten musste.

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