Kapitel 21

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Am gestrigen Abend waren die Jungs nicht mehr nach Hause gekommen, vermutlich hatten sie wieder im Dorm übernachtet oder sogar überhaupt nicht geschlafen. Was ich allerdings nicht hoffe.

Den heutigen Tag hatte ich mit jede Menge zeichnen und skizzieren verbracht. Hauptsächlich hatte ich mich daran versucht, Menschen zu zeichnen und diese realistisch wirken zu lassen, was mir leider nur in der Hälfte der Versuche gelungen war.

Glücklicherweise waren Dad und Bong den Tag über nicht zu Hause, sonst hätte ich wieder einen Rüffel fürs nichts essen kassiert. Denn das hatte ich heute: Nichts gegessen, außer einem Apfel zum Frühstück. Durch das gestrige, üppige Mittagessen, bei dem ich, gegen meine eigenen Regeln verstoßend, alles aufgegessen hatte, war heute morgen meine Entscheidung gegen viel Essen ausgefallen.

Dafür würde ich heute Abend, also in knapp einer Stunde, beginnen, das Abendessen zuzubereiten. Meine Wahl war auf Nudelsalat gefallen. Ich will meiner Familie nämlich eine der vielen Seiten der deutschen Esskultur etwas näher bringen.

Die Jungs hatten sich für etwa 19:00 Uhr angekündigt und auch Dad und Bong hatten gemeint, dass sie versuchen würden, dann heim zu kommen.

Mit einigen letzten Strichen meines Bleistiftes stelle ich das beste Bild des heutigen Tages fertig. Es zeigt Stray Kids, wie sie im Tanzraum herumalbern.

Mit Stolz betrachte ich mein Meisterwerk, nehme dann meinen KPop-Zeichenordner und lege das Bild in eine der noch lehren Klarsichtfolien. Aufhängen kann ich es ja leider nicht, die Gefahr, dass meine Familie es sehen könnte, ist viel zu hoch. Also muss es in meinem bereits sehr dicken Ordner liegen und darauf hoffen, dass ich irgendwann den Mut aufbringe, meinen Brüdern die Wahrheit zu sagen: Dass ich nicht nur Army bin, sondern auch Stay.

Ich schiebe den Gedanken schnell in die hinteren Gefilde meines Kopfes, denn darüber möchte ich mir gerade keine Gedanken machen. Viel eher sollte ich überlegen, was ich jetzt mache. Zutaten einkaufen war ich gestern schon und noch ist es viel zu früh, um mit dem Kochen anzufangen.

Auf einmal brummt mein Handy. Es ist eine Benachrichtigung von Chrunchyroll, dass eine neue Folge von dem Anime draußen ist, den ich momentan schaue.

Also stelle ich meinen Zeichenordner weg und gehe zu meinem Fernseher, um mir die neue Folge reinzuziehen. Danach zappe ich noch in zwei andere Anime rein, um zu schauen, ob die meinem Geschmack entsprechen, doch ich bin von beiden nicht sonderlich angetan.

‚Venom' von Stray Kids, aka der Klingelton meines Handys, reißt mich aus dem dritten Trauerspiel eines Anime, in den ich gerade reinschaue. Froh, die Folge abbrechen zu können, nehme ich schnell den Anruf an.

Ich: „Hallo?"

Yongbok: „Hey Moon, ich bin's, Yongbok. Ich wollte Bescheid geben, dass Hyunjin und ich etwas früher heim kommen. Wir sind in etwa 10 Minuten zu Hause."

Meine Laune hebt sich sofort, als ich Yongies Stimme vernehme. Im Hintergrund kann ich Hyunjin mit irgendjemandem lachen hören und ein Lächeln schleicht sich auf meine Lippen.

Ich: „Okay, na dann... Ich freue mich auf euch."

Yongbok: „Wir uns auch. Bis gleich."

Das Tuten des aufgelegten Telefonats ertönt und ich erhebe mich vom Sofa.

Nachdem der Fernseher ausgeschaltet ist, mache ich mich langsam auf in die Küche.

Gerade als ich alle Zutaten herausgeholt und auf der Theke platziert habe, öffnet sich die Haustür und die Stimmen meiner jüngeren Brüder erfüllen die Luft. Mit langen Schritten gehe ich zu ihnen in den Flur und begrüße beide mit einer leichten Umarmung.

Plötzlich Geschwister (SKZ FF)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt