Kapitel 19

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Ich öffne meine verschlafenen Augen, als ich vorsichtig angestupst werde. Vor mir kniet Chan, der mir leise einen guten Morgen wünscht und meint, dass es gleich Frühstück gibt. Dann verschwindet er wieder aus meinem Sichtfeld.

Kurz bleibe ich liegen, um wacher zu werden. Meine Matratze ist unnatürlich hart und trotzdem flauschig. Irritiert setze ich mich auf und sehe mich um.

Die Matratze ist in Wirklichkeit der Teppichboden im Wohnzimmer. Über mir ist eine der Sofa-decken ausgebreitet und unter meinen Kopf wurde eines der Sofakissen geschoben. Da läuft Chan an mir vorbei in Richtung Küche. Ich sehe ihm kurz hinterher, mich darüber wundernd, wieso er erst jetzt in die Küche geht. Das grummelnde Stöhnen nehme ich erst jetzt richtig war. Den Kopf suchend in Richtung des Geräusches drehend entdecke ich Yongbok, der gerade die Beine vom Sofa schwingt und mir ein schläfriges Lächeln zuwirft.

„Morgen, Moon", murmelt er. Eine Gänsehaut breitet sich überall auf meinem Körper aus. Seine Morgenstimme ist noch tiefer, als sie in den Aufnahmen immer klingt.

„Guten Morgen, Yongbok." Auch meine Stimme ist etwas rau vom Schlaf. Vorsichtig rappele ich mich auf, falle aber direkt fast wieder um. Mein Gleichgewicht ist auch noch nicht richtig wach. Ich stoße einen Seufzer aus.

„Alles gut, Moon?", Yongboks Stimme ist sehr nah hinter mir, sodass ich zusammenzucke.

„Ja, alles gut. Mir ist nur schwindlig." Scheinbar war das Nicken dabei nicht hilfreich, denn mein Gleichgewicht verabschiedet sich mal wieder beinahe.

„Whoa, vorsichtig." Yongie stabilisiert mich schnell an der Hüfte. Leise murmle ich ein Dankeschön, während ich mich etwas an ihn anlehne. Doch dann richte ich mich wieder ganz auf, da ich meine Berührungsängste wieder aufsteigen spüre.

Ich drehe mich halb zu Yongbok um: „Geht wieder, danke." Er lässt mich los und wir gehen gemeinsam rüber in die Küche, wo der Rest unserer Familie schon am Tisch sitzen und sich unterhalten, bis auf Dad, der versucht Tee zu machen, aber irgendwie sehr verzweifelt aussieht.

Mit, „Dad, lass mich das mal machen", tauche ich neben ihm auf und nehme ihm die beiden Teedosen aus den Händen. Missbilligend werfe ich einen Blick auf die Sorten.

„Holunder und Kamille? Ihu. Sorrry Dad, aber die Sorten passen gar nicht zusammen." Schnell stelle ich die Kamilledose zurück in den Schrank. Dafür schnappe ich mir die Dose mit dem Himbeertee.

„Hier, mach drei Teelöffel Himbeere und vier Teelöffel Holunder in den Teebeutel. Und der Wasserkocher muss genau jetzt ausgestellt werden, sonst brüht die Hitze den Holundergeschmack weg." Mit dem Wasserkocher in der Hand warte ich, bis Dad den Teebeutel in die Teekanne gehängt hat. Dann gieße ich vorsichtig den Tee auf.

„Gut, dass du übernommen hast, Moon. Ich hab wirklich keine Ahnung von guten Kombinationen wenn es um Essen oder Getränke geht." Ich grinse ihn an.

„Dafür haste ja mich. Und jetzt komm, die anderen wollen anfangen." Damit ziehe ich ihn zum Tisch hinüber. Wir setzen uns und wünschen uns allen einen guten Appetit. Doch während die anderen sich ihr Frühstück schmecken lassen, stehe ich nur auf und hole den aufgebrühten Tee zum Tisch.

„Vorsicht, heiß, auch wenn es nicht so heiß ist wie sonst." Nach dem Einschenken stelle ich die Kanne auf einen der Untersetzer auf dem Tisch, um nicht ständig zur Theke rennen zu müssen und schnuppere an meiner Teetasse. Der Duft breitet sich süßlich in meiner Lunge aus und kitzelt meine Sinne. Mit einem Lächeln nehme ich einen vorsichtigen ersten Schluck und genieße den Geschmack auf meiner Zunge.

„Willst du nichts essen?" Ich öffne meine Augen und sehe direkt über den Tisch in Chans aufmerksam auf mich gerichtete Augen.

„Nein, ich hab keinen Hunger." Mein Magen will zwar etwas anderes behaupten, doch ich lasse ihn nicht. Mit einem großen Schluck von meinem Tee bringe ich ihn zum Schweigen.

Plötzlich Geschwister (SKZ FF)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt