Kapitel 26

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Alex' POV

Ich hatte kein gutes Gefühl dabei, Keat bei Harry und den anderen alleine zu lassen.

Ich hoffte, dass er keine Probleme hatte einzuschlafen. Denn die hatte ich. Geschlagene Stunden lag ich wach und wälzte mich im Bett umher oder lief im Raum auf und ab.

Mein Zimmer war leer, die anderen hatten sich alle nach dem Essen zu ihren Freundinnen ins Zimmer geschlichen.

Wie mir erklärt wurde, waren sie alle so eine Art Clique. Die Mädels waren zusammen in einem Zimmer und die Jungs.

Ich legte mich wieder hin und starrte gedankenverloren an die Decke. Ich dachte an Mom, ich dachte an früher. Früher, als noch alles gut war und dann, als alles begann anders zu werden.

Ich erinnerte mich noch genau...

Es war ein verregneter Samstag, irgendwann im September. Ich war erst vor ein paar Wochen 11 Jahre alt geworden. Mom und ich saßen zusammen im Wohnzimmer und spielten Karten. Den ganzen Tag hatte es bereits gegossen wie aus Eimern. Mein Dad war in die Kneipe gegangen, zu seinem wöchentlichen Spieleabend mit seinen Freunden. Das tat er schon jahrelang und wenn er nach Hause kam, brachte er mich ins Bett und las mir eine Gute Nacht Geschichte vor. Ich liebte solche Tage wie diesen einen Samstag.

Wir alle waren fröhlich, mittags saßen wir zusammen am Esstisch, wenn meine Eltern gemeinsam gekocht hatten und ich freute mich immer, wenn Dad mich auf die Arbeitsplatte gehoben hatte und ich im Topf umrühren konnte.

Doch an diesem Samstagabend war etwas anders. Etwas, was ich erst viel später verstanden hatte.

Dad kam nach Hause, er benahm sich anders. Er war laut und tollpatschig. Mom sagte mir, das kam daher, weil er zu viel Bier getrunken hatte.

Doch schnell entdecke Mom rosa Lippenstift auf seinem Kragen und ein gigantischer Streit brach aus.

Ich musste mir die Ohren zuhalten, weil Dad so laut geschrien hatte. Er rastete aus und er schlug meine Mom. Ich wollte sie um jeden Preis beschützen, also rannte ich auf die beiden zu und stellte mich ihm in den Weg, als er dabei war noch einmal mit seiner Faust auszuholen.

Er schrie laute und furchtbare Worte aus und packte mich an den Schultern. Dass mein Dad stärker war als ich stand nicht zur Debatte. Er hob mich hoch und schüttelte mich, ich hörte wie Mom ihn anflehte damit aufzuhören.

Er tat es nicht. Er drückte mich gegen die Wand und seine Faust landete in meinem Gesicht. Dann warf er mich einfach weg, als wäre ich ein altes Kaugummipapier gewesen. Ich flog durch den Raum und auf den gläsernen Couchtisch. An diesem Abend brach ich mir 12 Knochen und prellte mir 7 Rippen. Ohnmächtig lag ich in dem Haufen von Scherben. Zu mir kam ich erst im Krankenhaus.

Es war ein langer und schmerzvoller Aufenthalt, doch Mom war jeden Tag bei mir. Sogar Dad. Er weinte und sagte, dass es nie wieder vorkommen würde. Doch das tat es. Es waren leere Versprechen eines Mannes, der den Alkohol über seine Familie stellte.

Es begannen 6 schwere Jahre, in denen ich mehr Knochenbrüche erhielt, als ich zählen konnte.

Eines Nachts stritt er mit mir, weil meine Noten in der Schule nicht mehr gut genug waren. Dass es allein an ihm lag, schien er nicht zu realisieren.

Dad tat etwas, das ich nie wieder vergessen würde. Er haute eine Bierflasche an der Kücheninsel kaputt und schlug damit um sich. An diesem Abend erwachte das wahre Grauen dieses furchtbaren Menschen.

An diesem Abend hatte er versucht mich zu töten. Und er hätte es beinahe geschafft, wenn Mom ihn nicht im letzten Moment mit einer Blumenvase K.O. geschlagen hätte.

Aus anderen AugenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt