Kapitel 11

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Keaton's POV

Mom war nicht sonderlich begeistert von Alex. Sie hatte Maverick zu lange zugehört und schien Alex nun genau so wenig zu mögen wie mein Bruder es tat.

Angepisst öffnete ich an diesem Abend die Tür von Maverick's Zimmer.

"Keaton. Wusste gar nicht, dass du schon Zuhause bist."

Darauf antwortete ich nicht. Stattdessen zog ich meine Augenbrauen zusammen und blickte grimmig ins Zimmer, konnte noch nicht genau ausmachen, wo er sich befand. "Danke, dass du dafür sorgst, dass unsere Eltern den einzigen Freund den ich habe nicht mögen, nur weil du damit nicht klarkommst!" Ich war wütend auf ihn, zurecht.

Nur wegen Maverick durfte ich mir gerade alle möglichen Sachen von Mom anhören, was Alex denn für ein verantwortungsloser Junge war, der einen Blinden kochen ließ und was weiß ich nicht alles.

Und es nervte! Da hatte ich seit Jahren zum ersten Mal wieder einen Freund gefunden und Maverick machte alles kaputt.

"Keaton! Ich versuche dich zu beschütz–"

Ich unterbrach ihn augenblicklich. "Sag es bloß nicht. Ich hab es satt, dass weder du, noch Mom mir irgendwelche Freiheiten lasst! Wenn ich auf die Fresse falle, dann fall ich eben. Na und? Das gehört zum Leben dazu, sieh es doch endlich ein. Du musst Alex nicht mögen, du sollst ihn bloß akzeptieren. Und noch eins: halt deine Klappe, wenn du über Menschen redest, die du gar nicht kennst!" Damit ließ ich Maverick im Zimmer stehen oder sitzen – was auch immer – und brauste in mein eigenes Zimmer. Dabei stieß ich mir den kleinen Zeh am Bett und unterdrückte ein gequältes Jaulen, wie das eines Hundes. Ich war immer noch zu sauer um jetzt zuzugeben, dass ich mir wehgetan hatte.

Ich schmiss mich auf mein Bett und drückte meinen Kopf in das Kissen. Es war zum Kotzen. Zu gerne hätte ich jetzt mit Alex weitergeredet, ihm zugehört. Ich hatte nicht mal seine Telefonnummer. Montag würde ich ihn danach fragen.

Der Montag kam schneller, als mir eigentlich lieb war. Ich hatte keine Lust auf Schule, keine Lust auf Harry und seit zwei Tagen ging ich auch Maverick so gut es eben ging aus dem Weg.

Ohne ein Wort zu sagen brachte Maverick mich zum Klassenzimmer, er schien zu verstehen, dass ich sauer auf ihn war.

Mit einem Seufzen setzte ich mich hin, streckte meine Hand etwas zu schnell nach links aus und stieß auf Widerstand.

"Aua! Ist das deine Art guten Morgen zu sagen?" sagte eine belustigte Stimme, die ich – wenn ich ehrlich war – vermisst hatte.

"Ich wusste nicht, dass du schon da bist. Du warst so still. Sorry." Ich kratzte mich verlegen am Hinterkopf.

"Ach, schon vergessen. Du musst dich deswegen nicht entschuldigen."

"Ok, sorr–" Ich stoppte, als ich es selbst realisierte. "Sorry," murmelte ich hinterher und ließ direkt danach meinen Kopf auf die Tischplatte fallen.

Alex lachte und ich brummte.

"Es ist noch zu früh..." jammerte ich. Ich richtete mich wieder auf. "Wie war dein Wochenende?" fragte ich dann, hoffend, dass der Lehrer unsere Unterhaltung mit seinem Erscheinen nicht unterbrechen würde.

Allerdings war es auf einmal ungewöhnlich still.

Alex antwortete nicht direkt. "Es war ganz okay," sagte er.

Wenn ich eines gelernt hatte, in der Zeit in der ich blind war, dann, dass ich umso genauer auf die Stimmen der anderen achten musste. Alex klang bei diesem Satz ausweichend. Ich wusste nicht wieso, doch irgendwie verletzte es mich, dass er mich anlog. Ich wusste, dass er mir in keiner Art und Weise eine Erklärung schuldete, und doch löste dieser Satz so ein komisches Gefühl in mir aus.

Aus anderen AugenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt