Kapitel 37 Konfrontation

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Die schwere Holztür öffnete sich einen winzigen Spalt. Der Geruch von Weihrauch stieg mir in die Nase. Und ich konnte bereits das warme Kerzenlicht erkennen, welches den Raum erhellte. Es hätte nicht mehr viel gefehlt und das Mysterium wäre gelüftet gewesen, aber es sollte einfach nicht sein. Meine Sinne schärften sich. Die Alarmglocken in meinem Kopf sprangen auf rot und ohne zu zögern, ließ ich von der Tür ab.
"Verriegelt die Tür von innen! Erst wenn ihr meinen Befehl hört oder mehrere Stunden verstrichen sind, ohne das ich wieder komme, dürft ihr diesen Raum verlassen. Hast du das verstanden?"
Mit ernster Miene schaute ich dem verunsicherten Mann in die Augen. Er nickte verwirrte. "Aber..aber was ist denn..?" stotterte er los.
"Keine Zeit für Fragen. Los jetzt!" befahl ich streng. Mit einem letzten Blick in Richtung des Raums, erspähte ich einen Altar, so etwas wie alte Schriftzeichen die darin eingemeißelt waren und mehrere Menschen die auf dem Boden knieten und beteten. Doch mehr konnte ich nicht sehen, denn die Tür verschloss sich, noch bevor ich mehr in Erfahrung bringen konnte.

Meine Beine rannten, so schnell sie nur konnten. 
Wieso ist er hier? Wo zur Hölle ist Uraume wenn man sie braucht? Woher wusste er wo ich bin? Und das alles genau jetzt wo Sukuna nicht mehr hier ist...
Fragen über Fragen stapelten sich in meinem Kopf, doch ich hatte keine Zeit darüber nachzudenken. Alles was zu diesem Zeitpunkt wichtig war, war es die Menschen hier zu beschützen. Ich würde es nicht zu lassen, dass er auch nur einem von ihnen ein Haar krümmt. Ich holte ein paar mal tief Luft, als ich den Tempel verließ und am Eingang stehen blieb. Am unteren Ende der Treppe standen sie. Lässig. So als wären sie nur für einen kleinen Kaffeeklatsch vorbei gekommen. Doch wir wussten alle, dass dies nicht der Fall war. Eine leichte Brise wehte durch meine langen schwarzen Haare. Die Luft fühlte sich an, als hätte man sie unter Strom gesetzt. 
"Schön dich wieder zu sehen Shio." 
Es klang fast so, als würde er tatsächlich vor mir stehen. Dieses Lächeln. Seine Ausstrahlung. Seine Stimme... es schien fast perfekt. Und doch gab es winzige Nuancen die anders waren. Sein Lächeln war nicht wirklich echt. In seiner Ausstrahlung lag keine Geborgenheit. Kein Frieden. Und seine Stimme war kalt. 
"Die Freude scheint einseitig zu sein, denn ich hätte gut darauf verzichten können, dein Gesicht hier zu sehen." 
"Wirklich? Dabei hatte ich ehrlich gedacht, du würdest zu mindestens etwas Begeisterung empfinden, wenn du mich siehst." Er versuchte dabei traurig zu klingen, doch es amüsierte ihn nur. Er war jedoch nicht das einzige Problem. Vulkankopf hatte er auch mitgebracht. Außerdem das Flickengesicht und einen Kerl den ich noch nicht kannte, aber er hatte etwas eigenartiges. Seine Farbe war nicht klar zu identifizieren. Es schien fast so, als wäre er sowohl Fluch, als auch Fluchmagier. Zu gern würde ich ihn gerade in mein Labor schleifen und ein paar Tests an ihm durchführen. Das mir diese Chance durch die Lappen geht... es ist zum verrückt werden. Ich könnte so viele neue Informationen gewinnen. Aber wenn es Ernst wird, dann muss ich kurzen Prozess mit ihm machen. 
"Wieso seid ihr hier? Und woher wusstest ihr wo ich bin?" Diese Fragen brannten mir auf der Zunge. Denn egal wie ich es betrachtete, es machte keinen Sinn. Warum gehen sie das Risiko ein hier her zu kommen? Woher hatten sie die Informationen, dass ich mich hier aufhalte? Was beabsichtigen sie damit? Doch noch bevor das Geto Imitat antworten konnte, sprudelte die Lava nur so aus dem Vulkankopf heraus.
"Du dummes Weib! Wegen dir ist Hanami von uns gegangen. Er hat sich geopfert um uns zu beschützen, dafür wirst du bezahlen!" Er schien noch wütender zu sein, als bei unserer letzten Begegnung. Wirklich erstaunlich. Er empfindet sogar solche Gefühle... fast wie ein Mensch.
"Und wer soll dieser Hanami sein?" gab ich leicht provokant zurück, denn es machte mir auf eine verdrehte Art und Weise Spaß diesen Fluch noch weiter zu reizen. Offenbar können auch Flüche wahrhaftige Freundschaften schließen, denn seiner Reaktion nach zu urteilen, war Hanami sehr wichtig für ihn.
"Ich mach dich kalt!" schrie er brodelnd, doch er wurde von einem Arm zurück gehalten.
"Jogo ich hatte dir doch gesagt, dass wir nicht deshalb hier sind, also bitte beruhige dich." Und für einen kurzen Moment konnte ich beobachten, wie sich die beiden stritten, während das Flickengesicht Freude strahlend durch den Garten des Anwesens tollte und wie ein kleines Kind alles ganz genau begutachtete. Und der mies drein guckende Typ mit dem schwarzen Balken auf der Nase und Augenringe die nicht gesund aussahen, stand einfach nur da. Wie ein Vater der keine Lust darauf hatte, seine nervigen Kinder zurecht zu weisen. 
"Wenn ihr her gekommen seid um euch zu streiten, dann würde ich euch bitten wieder zu gehen oder wollt ihr bleiben und das Gleiche Schicksal teilen, wie euer Freund Hanami." Und mit einem mal wurde es toten Still. Was nicht nur daran lag, dass alle Anwesenden ihre Klappe hielten und mich anstarrten. Sondern auch deshalb, weil ich plötzlich eine Hand in Form einer Klinge an meinem Hals hatte und einen überaus tückischen Fluch hinter mir, der meine Seele mir nichts dir nichts mit einer Berührung den Gar aus machen konnte. Doch ich würde ihn nur über meine Leiche erlauben, mich zu berühren. Auch wenn ich seiner Seele nichts anhaben konnte, so gab es dennoch einen Weg ihn auszutreiben. Dieser Weg wäre mühselig, aber er würde funktionieren. Ich müsste seinen Körper nur immer und immer wieder zersetzen, sodass er seine Fluchkraft aufbrauchen müsste, um sich zu regenerieren und irgendwann wäre auch sein Limit erreicht und ich könnte ihn besiegen.
"Du solltest nicht so große Töne von dir geben, wenn du doch klar im Nachteil bist Schätzchen." Seine Stimme war genauso widerlich, wie seine Persönlichkeit. 
"Ich weiß nicht wovon du sprichst." gab ich ohne mit der Wimper zu zucken zurück und ließ seine Hand, die sich an meiner Kehle befand, absterben. 
Noch bevor er mir etwas entgegen setzen konnte, erklang die Fake Stimme Getos.
"Mahito das reicht! Die gute Shiori möchte doch zu gern erfahren, was wir hier machen, also sollten wir es ihr erklären." Das Flickengesicht ließ von mir ab und beschäftigte sich damit, die Fische im Teich zu beobachten. Er war definitiv ein Psychopath von einem Fluch.
"Also dann ich bin ganz Ohr. Was wollt ihr hier?" 
Langsam begann dieser Kenjaku die Stufen hinauf zu laufen. Mit jedem Schritt erhöhte sich mein Puls. Ich wollte nicht, dass er mir näher kam, denn auch wenn ich weiß, dass es nicht der wahre Geto ist, so reißt er dennoch immer wieder alte Wunden auf.
"Ich möchte, dass du dich uns anschließt liebste Shio." Seine Worte waren sanft. Ich beachtete nicht einmal den vor Wut kochenden Vulkan, am Ende der Treppe, sondern starrte einfach nur in die dunklen Paar Augen, die jetzt direkt vor mir standen. Sein Lächeln schien diesmal wahrhaft echt zu sein. Denn ich konnte keine Feindseligkeit oder ähnliches feststellen. Doch das ergab keinen Sinn...
Ich musste schwer schlucken, denn die Worte steckten mir wie ein Kloß im Hals fest. Allein seine Anwesenheit ließen meine Gefühle verrückt spielen.
"Ich... Nein. Das werde ich ganz sicher nicht tun." 
Ohne sein wunderschönes Lächeln zu verlieren, hob er seinen Arm und legte sie an meine Wange. Er strich mir behutsam mit einem Finger über meine Haut und ich konnte etwas Schmerz in ihm fühlen. 
"Du bist immer noch so schön wie damals." flüsterte er leise vor sich hin. Doch bevor ich darauf reagieren konnte, sprach er weiter.
"Willst du weiterhin ein Leben voller Lügen leben?" sein Hand nahm er zu sich zurück. Sein Gesichtsausdruck wandelte sich schlagartig. Jetzt wirkte es so, als würde ich ihn anekeln.
"Was meinst du damit? Ich bin hier nicht die Lüge, sondern du! Ein billiges Imitat, dass seine wahre Identität hinter der eines anderen versteckt!" 
"Es ist eher eine Illusion als eine Lüge, denn immerhin weiß ich wer ich bin, was du nicht von dir behaupten kannst, nicht wahr?" 
Diese Frage überrumpelte mich komplett, was er direkt ausnutze. Meine Deckung hatte einen Riss und nun hatte er die Gelegenheit, mich in den Abgrund zu reißen.
"Willst du nicht wissen, wer du wirklich bist liebste Shio?" Und dann trat er so nahm an mich heran, dass ich seinen Duft einatmen konnte. Verwirrt blickte ich in Getos Kastanienbraune Augen. Er legte seine Hand an mein Kinn und neigte meinen Kopf nach oben, sodass ich ihn direkt ansehen musste.
"Mag sein, dass dir Sukuna ein paar nette Geschichten erzählt hat, aber glaub mir, er wird dir niemals die Wahrheit über dich erzählen. Ich hingegen werde dir versprechen, niemals Geheimnisse vor dir zu haben. Die Welt wird dir zu Füßen liegen..." 
Doch noch bevor er zu Ende reden konnte, blickten wir beide zum Eingang der Sphäre. Uraume betrat den Garten. Auf ihrem Rücken trug sie Yuji. Er schien bewusstlos zu sein. Ein Stein fiel mir vom Herzen und doch wurde mir im gleichen Moment schlecht. Uraume ließ Yuji einfach fallen und nahm eine Kampfhaltung ein.
"Perfektes Timing!" schrie Kenjaku. Dann schaute er mich wieder an. In seinen Augen loderte das Feuer.
"Shiori ich möchte, dass du meine Frau wirst! Dann musst du dich nie wieder verstecken. Dann wird dir die ganze Welt gehören, so wie es früher war! Das werde ich dir versprechen. Denn ich liebe dich." 
Ich wollte etwas sagen, aber noch bevor ich einen Ton heraus bekam. Spürte ich ein paar weiche Lippen auf meinen. Seine Hände lagen sanft an meinen Wangen und auch wenn mein Gehirn wusste, dass es nicht der echte Geto war, der mich küsste, so ließ ich es dennoch zu. Ich hatte mir früher nichts sehnlicher gewünscht, als dass er zu mir zurück kehrt, mich in den Arm nimmt und nie wieder los lässt und jetzt könnte es so sein oder? Der Kuss fühlte sich so echt an. Alles um mich herum verschwand, bis es einen heftig Schlag tat. Getos Körper flog quer über das Gelände und prallte dann in den Tempel. Erst jetzt bemerkte ich Sukuna. Die Adern an seinen Schläfen pulsierten. Seine Augen wirkten tot. Sein gesamter Körper bebte vor Wut. Wie zur Hölle hatte er das gemacht? Wie konnte er mit Yuji tauschen? Doch dann drehte er sich zu mir um. Sein Blick war kalt. Und ich dachte wirklich, dass er mich umbringen würde, aber dann neigte er seinen Kopf an mein Ohr.
"Hol mich zurück." Flüsterte er. Und dann sank sein Kopf auf meine Schulter. Sein Körper wurde schlaff. Sein Tattoos begannen zu verblassen und ich wusste, was das bedeutete. Ohne zu zögern sprach ich die Worte aus und schon nahm Sukuna seine Gestalt wieder an. Er raffte sich auf. Strich mir über meine Lippen, verzog das Gesicht und seine Augen begannen zu glühen. So hatte ich ihn noch nie erlebt.
"Oh ho. Wenn das mal nicht Zwiegesicht Sukuna ist. Na hast du mich vermisst?"
Was redete dieser Kenjaku denn da? Und warum war er komplett unverletzt. Er hatte nicht mal eine Schramme, als er aus den Trümmern zurück kam. So lässig, als wäre er eben nur mal kurz spazieren gewesen.
"Das ist dein Todesurteil." sprach Sukuna voller Hass. Doch sein Gegenüber lachte nur. Die anderen hielten sich im Hintergrund. Offenbar waren sie nur mitgekommen um mich einzuschüchtern. Vielleicht um die Leute zu bedrohen, damit ich einknicke und mit ihnen gehe.
"Weißt du." begann Kenjaku. "Ich habe nicht vor zu sterben, also werden wir uns mal zurück ziehen. Ach so und Shio." Er winkte mir Freude strahlend zu. "Ich warte auf dich. Also wenn du endlich erkennst, dass dieser Fluch dich nur ausnutzt, dann komm zu mir." 
Gerade wollte Sukuna auf ihn los gehen, da hielt ich ihn zurück. Es wäre sinnlos. Er wollte ihn doch nur provozieren. Warum er darauf ansprang war mir jedoch unklar. Ich bin doch nur sein Spielzeug. Sein 'Vögelchen' welches er nach Lust und Laune quälen kann. Ob es ihn so sehr stört, dass man ihm sein Eigentum wegnimmt? Scheinbar ist der König der Flüche äußerst besitzergreifend. Denn eine andere Erklärung scheint mir irrational zu sein. Auch wenn ich mein Herzklopfen in manchen Situationen in seiner Gegenwart nicht leugnen kann. Und es mir tatsächlich etwas schmeicheln würde , wenn er mich aus ehrlichen Stücken beschützen wollte. Aber diese Gedanken waren reine Fantasie.
"Eine Göttin wie du hat etwas besseres verdient." flüsterte mir Getos Stimme ins Ohr. Und schon wurde wieder ein Teil des Gartes verwüstet. Doch Kenjaku lächelte nur und verschwand dann. Wie konnte er so schnell hinter mir sein? Wieso wich er Sukunas Angriffen so spielend leicht aus? Was meint er mit Göttin? War das wieder nur einer von vielen Spitznamen, so wie Vögelchen? Mein Kopf tat weh. All die Informationen waren zu viel. Ich hatte Probleme zu atmen. Meine Lungen zogen sich so sehr zusammen, dass ich dachte jeden Moment zu ersticken. Dann wurde mein Körper hoch gehoben. Und eine gewisse Geborgenheit umgab mich. Sukunas Körper hatte eine Wärme die mich wieder zurück in die Realität holte.
"Ich kann laufen." gab ich kleinlaut von mir. Doch der Fluch lief einfach weiter und schenkte mir keine Beachtung, also ließ ich ihn machen. Es hatte eh keinen Sinn mit ihm zu diskutieren und gerade brauchte ich diese Wärme, die von ihm ausging.


The Secret / Sukuna x ShioriWo Geschichten leben. Entdecke jetzt