"Aufstehen" raunte es durch den Raum und etwas flog prompt auf mein Gesicht.
"Mach schon Prinzessin. Zieh dich um und dann los." Mein brummiger Wecker war genauso schnell wieder verschwunden, wie er so eben herein geschossen kam. Wiederwillig nahm ich das Kleidungsstück von meinem Gesicht und richtete mich auf. Das war eine der friedlichsten Nächte, die ich seid langer Zeit hatte. Schlaftrunken begutachtete ich den Stofffetzen in meiner Hand, den mir Toji zugeworfen hatte. Das wunderschöne rot strahlte eine gewisse Wärme aus und die hellrosa und dunkelroten Blüten darauf wirkten viel zu Mädchenhaft für mich. Doch es gab auch schwarze Akzente, die dem ganzen einen düsteren Flair verliehen. So etwas hatte ich selbst noch nie an, wie kommt der Kerl darauf, dass ich so etwas anziehen soll? Mit dem Kimono in der Hand stampfte ich ins Nebenzimmer.
"Wieso soll ich diesen Fummel anziehen? Und wo hast du das überhaupt her?"
Ohne mir eine Antwort zu geben, stand er vom Stuhl auf und zog mich wieder ins Schlafzimmer.
"Los ausziehen."
Verwundert starrte ich ihn an.
"Mach schon. Der Auftraggeber will, dass du das trägst, also beeil dich, wir sind eh schon spät dran. Ich helf dir beim anlegen."
Wiederwillig drehte ich mich um und streifte mir meine Kleidung vom Leib, sodass ich nur noch meine Unterwäsche an hatte. Behutsam stellte er sich hinter mich und hielt den Kimono so, dass ich ihn ganz leicht anziehen konnte.
"Mach die Arme etwas nach oben damit ich dir den Obi anlegen kann."
Wieder tat ich, was mir gesagt wurde. Er streckte seine Arme um meinen Körper und legte den Obi direkt unter meinem Busen an. Während er ihn richtig faltete, blickte ich an mir herab. Jetzt fielen mir auch die kleinen goldenen Verzierungen an den Rändern des Stoffes auf. Die Ärmel weit ausgestellt, die schwarz und rot Töne verliefen fließend ineinander, oben war er eher rötlich und nach unten hin wurde er immer dunkler. Die Blüten wirkten plötzlich wunderschön darauf, so als würden sie dorthin gehören.
"Fertig" erklang die Stimme hinter mir. Langsam drehte ich mich um. Irgendwie fühlte es sich merkwürdig an einen Kimono zu tragen. Der Stoff lag ganz anders auf der Haut, der Körper wurde auf eine ganz andere Art und Weise betont und das Atmen fiel mir durch den eng angelegten Obi etwas schwerer. Ich schreckte zusammen, als eine Hand mein Haar berührte. Toji hatte eine Strähne meiner langen schwarzen Haare nach vorne geholt. Sein Blick so undurchschaubar wie eh und je.
"Ich sehe bestimmt albern darin aus. Wieso muss ich dieses Ding tragen?" Kritisch blickte ich wieder an mir herab, doch eine Hand packte zärtlich mein Kinn und zog es nach oben.
"Du siehst wundervoll aus. Genauso wie deine Mutter und jetzt lass uns gehen. An der Tür stehen die passenden Geta Schuhe, bitte zieh sie an."
Er nahm seine Hand von meinem Gesicht und ging hinaus. Seine Worten lösten in mir wieder ein Gefühl von Geborgenheit aus. Auch wenn ich nicht glauben wollte, dass mir dieser Kimono stand, war ich etwas erleichtert darüber zu hören, dass er mir anscheinend doch stand. Ich ging ihm nach, zog die Schuhe an und trat nach draußen. Es war ungewohnt in diesen Dingern zu laufen und auch der Kimono schränkte meinen Bewegungsradius ein. Mein Entführer wartete schon auf mich.
"Wir müssen etwa eine Stunde Richtung Osten laufen, dort werden wir von jemandem abgeholt, der uns an einen anderen Ort teleportiert. Von dort aus ist es dann nicht mehr weit bis zum Übergabeort." Und dann lief er auch schon los. Ohne sich umzudrehen verschwand er langsam im Wald und ich versuchte irgendwie hinterher zu kommen. Doch mein Outfit machte es mir fast unmöglich, durch die dicht bewachsene Gegend zu laufen. Immer wieder blieb ich mit dem Stoff an Ästen und Gestrüpp hängen oder stolperte über irgendwelche Wurzeln. Ich hatte schon Angst mein Gewand kaputt zu machen. Das ging so lange bis ich Toji aus den Augen verlor, weil mein Schuh wieder mal an etwas festhing und ich kurz nicht aufmerksam war, wohin er lief. Wäre dieses bescheuerte Halsband nicht, dann wüsste ich jetzt in welche Richtung ich laufen müsste, aber so kann sich doch kein normaler Mensch orientieren. Genervt stöhne ich. Was jetzt? Soll ich nach ihm rufen? Oder einfach willkürlich weiter laufen? Ich schaute mich noch einmal genau um. Vielleicht kam er ja zurück, weil er bemerkt hatte, dass ich nicht mehr da bin. Doch dann spürte ich zwei Hände an meinem Körper und wie sich meine Beine vom Boden lösten.
"Muss ich dich schon wieder einsammeln Prinzessin? Was würdest du nur ohne mich machen mh?" Ein Lächeln bildete sich auf seinem Gesicht. Und es wirkte im ersten Moment befremdlich, aber dann fing ich ebenfalls an zu lachen. Es war irgendwie ansteckend.
"Tja dann würde ich wohl in diesem unpraktischem Outfit hier sterben."
In seinen Armen zu liegen fühlte sich nicht falsch an, aber auch nicht richtig. Es war eher so, dass ich es für etwas ganz normales hielt.
"Wir kommen nicht vorwärts, wenn du weiter so langsam läufst. Ich trag dich das restliche Stück, aber nur weil ich den Termin nicht verpassen will. Verstanden."
Ich nickte und dann lief er los.
Eine ganze Weile schwiegen wir. Nur das rascheln der Blätter, das Vogel Gezwitscher und ab und an das rauschen eines Baches, waren zu hören. Es wirkte wirklich sehr idyllisch. Doch mir fiel ein Satz wieder ein, den er vorhin zu mir gesagt hatte und der mich beschäftigte.
"Was meintest du eigentlich vorhin mit 'Genauso wie deine Mutter'? Kanntest du sie etwa?"
Seine Miene wurde etwas dunkler.
"Ja."
Erwartungsvoll blickte ich ihn an und wartete auf mehr als nur ein 'ja', was er mir anscheinend auch ansah, denn er rollte genervt mit den Augen.
"Was willst du denn noch wissen?"
"Na alles. Ich kannte sie ja kaum. Erzähl mir einfach was über sie. Bitte."
Er atmete einmal tief ein und wieder aus und begann dann zu erzählen.
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The Secret / Sukuna x Shiori
FanficShiori Hika ist 24Jahre alt und lebt in der Jujutsu Akakdamie im Geheimen. Nur wenige wissen von Ihrer Existenz, da Sie für viele einfach zu gefährlich zu sein scheint. Doch was hat es mit Ihr auf sich? Warum hält Sie die Akademie Geheim? Und wieso...