Kapitel 6

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09. April 2009
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Liebes Tagebuch,

Felix und ich haben das komplette Wochenende miteinander verbracht. Ich weiß nicht, was das mit ihm ist, aber jedes Mal, wenn wir zusammen sind, fühle ich mich, als wäre ich auf irgendeiner wahnsinnig guten Droge. Eine, die einen hoch fliegen und nie fallen lässt. Ich kann nicht genug davon bekommen und ich fürchte, dass ich langsam süchtig werde. Ich hatte wirklich nicht vor, mich in ihn zu verlieben, aber wenn er lacht ...
wenn er lacht, ist für einen kurzen Augenblick alles gut. Wenn er lacht, muss ich automatisch mit lachen. Wenn er lacht, ist da dieses Kribbeln in meinem Bauch, das ich nicht abstellen kann. Wenn er lacht, verliebe ich mich in ihn. Jedes Mal ein Stückchen mehr.
(...)
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„Erzähl mal, was geht so ab in deinem Leben? Ich weiß, dass du Juniorprofessorin bist. Das war's dann auch schon wieder.", sprach Felix und sah mich gespannt an.

„Ich weiß gar nicht, was ich dir sonst erzählen soll. Mein Leben ist grade eigentlich ziemlich langweilig.", erklärte ich.

„Bist du in einer Beziehung? Oder vielleicht schon verheiratet?"

„Siehst du hier vielleicht irgendwo einen Ring?", fragte ich und hob meine Hände. „Ne, verheiratet bin ich nicht. Aber es gibt da Jemanden.", murmelte ich hinterher und fühlte mich plötzlich irgendwie ein bisschen schuldig. So als dürfte es niemand anderen geben.

„Ah.", machte Felix und lehnte sich in die Sofalehne zurück. „Und? Ist es was ernstes?"

„Weiß ich noch nicht.", antwortete ich ehrlich. „Er liebt mich sehr, das weiß ich. Er ist gut zu mir. Wir streiten uns nie und ich fühle mich wohl in seiner Nähe."

„Aber?", bohrte er nach. „Das klingt, als würde da noch ein Aber kommen."

„Nichts Aber. Er ist toll."

Felix hob eine Augenbraue und sah mich an. „Ich tue jetzt einfach mal so, als würde ich dich nicht schon ewig kennen und ganz genau wissen, dass da noch irgendwas im Busch ist, von dem du mir nix erzählen willst und akzeptiere das einfach so."

„Da ist nichts, wirklich. Alles gut.", betonte ich. „Was ist denn mit dir? Beziehung? Verheiratet?", schob ich schnell hinterher.

„Nichts von beidem."

„Echt nicht?", sprach ich überrascht. „Wieso nicht?"

„Keine Zeit.", entgegnete er, bevor er einen Schluck Wasser aus seinem Glas trank. „Ich war ja die letzten Jahre permanent unterwegs."

„Aber du hattest Jemanden? Nach mir, meine ich.", sprudelte es aus mir heraus und ich hätte mich für meine Neugier in der nächsten Sekunde schon ohrfeigen können. Eigentlich wollte ich die Antwort gar nicht wissen. Andererseits ...

„Ja, da gab's schon ein paar.", murmelte er. „Aber alles nichts ernstes."

Ein paar. Ja, natürlich gab es die, Jane. Was dachtest du denn? Du warst auch kein Kind von Traurigkeit, also was hattest du erwartet?

„Verstehe.", nickte ich.

„Ich habe oft über uns nachgedacht, weißt du.", begann er und mein Herz setzte einen Schlag aus.

The Diary of Jane - Felix Lobrecht FFWo Geschichten leben. Entdecke jetzt