Kapitel 24

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Jane

23. Dezember 2023

Dick eingepackt, als wäre ich auf einer Expedition am Nordpol, und mit AirPods in den Ohren, lief ich vom U-Bahnhof nach Hause. Die Straßen im Prenzlauer Berg waren hell erleuchtet mit Weihnachtsdekoration und es war, zur Überraschung aller, auch der Jahreszeit entsprechend kalt in Berlin. Man konnte sagen: der Christmasspirit war zu spüren. In mir sah es allerdings alles andere als weihnachtlich aus. Ich konnte diesem Fest einfach nichts abgewinnen. Oder zumindest nicht mehr ...

„Hier in München schneit es.", freute sich Alina, mit der ich währenddessen telefonierte.

„Hier natürlich nicht.", lachte ich. „Ist nur saukalt."

„Ich schicke dir ein bisschen Schnee rüber. Für's Gefühl."

„Ich will das Gefühl gar nicht haben.", erwiderte ich. „Ich bin cool damit, der Grinch zu sein."

„Wäre ich Zuhause, würde das anders aussehen.", lachte sie.

„Du hast ja schon dein Bestes getan, in dem du unsere Wohnung in Whoville verwandelt hast.", entgegnete ich. „Wofür eigentlich, wenn du gar nicht da bist?"

„Na für dich!", sprach sie. „Außerdem komme ich doch Morgen Abend schon wieder. Auch nur für dich."

Humorlos lachte ich auf. „Nur für mich, ja? Das hat nicht zufällig auch etwas mit einem gewissen Herrn J.L. zutun?"

„Naja, seine Einladung zu Felix' Geburtstag war nur ein weiterer Grund, erst recht zurück nach Berlin zu kommen."

„Es entbehrt einer gewissen Ironie nicht, dass du Felix' Geburtstag feiern willst, obwohl du ihn gar nicht magst. Wenn's nach dir ginge, wäre es dir doch lieber, er wäre gar nicht geboren worden.", erwiderte ich amüsiert.

„So radikal würde ich es jetzt nicht ausdrücken.", murmelte sie. „Ich habe in letzter Zeit auch viel nach gedacht und bin zu dem Entschluss gekommen: so schlecht kann Felix ja gar nicht sein, wenn sein Bruder so ... naja, so ist, wie er halt ist. Ich gebe ihm einfach mal eine Chance."

„Das ist ja nett von dir.", lachte ich. „Weiß Felix auch schon von seinem Glück?"

„Nö, aber wird er dann sehen."

„Ich kann mir seine Freude bildlich vorstellen, wenn du da Morgen auftauchst."
Felix war sowieso nie ein großer Freund seines Geburtstags, und erst recht nicht von Weihnachten gewesen. Dann auch noch den Abend mit Alina verbringen zu müssen, würde sein persönlicher Endgegner werden, dessen war ich mir sicher.

„Du kommst doch auch, oder nicht?", fragte Alina.

„Natürlich.", antwortete ich.

„Na siehst du. Dann wird er sich an meiner Gegenwart gar nicht mehr stören. Der hat doch eh nur Augen für dich."

Ich verdrehte die Augen. „Du sollst aufhören, sowas immer zu sagen."

Meine Freundin lachte. „Ja ja, tut mir leid. Ich lege jetzt mal auf und mache mich für's Familienessen fertig. Es gibt Grünkohl."

„Ekelhaft.", entgegnete ich mit angewidertem Gesichtsausdruck.

„Du weißt nicht, was gut ist.", sprach sie. „Was gibt's bei dir heute?"

The Diary of Jane - Felix Lobrecht FFWo Geschichten leben. Entdecke jetzt