Kapitel 10

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25. Dezember 2009
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Liebes Tagebuch,
Der gestrige Abend mit Felix und seiner Familie war mit Abstand das schönste Weihnachtsfest, das ich jemals hatte. Mama war den ganzen Abend super drauf und man hatte das Gefühl, sie konnte für kurze Zeit ihre Schmerzen vergessen. Dieses Leuchten in ihren Augen, während wir alle am Esstisch saßen, hatte ich schon lange nicht mehr gesehen. Felix und ich sind dann später noch mit seinem Bruder und seinen Freunden feiern gegangen, um seinen Geburtstag würdevoll ausklingen zu lassen. Ich liebe es so sehr, Zeit mit ihm zu verbringen. Egal, was wir machen. Wenn er da ist, ist für den Moment alles kurz mal gut und wenn er mich anschaut, wie er mich gestern Abend so oft angesehen hat, sehe ich eine Zukunft. Für mich und für uns.
(...)
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„Hey Babe." begrüßte mich Leon mit einem flüchtigen Kuss, als ich aus dem Badezimmer trat. „Du siehst umwerfend aus."

„Danke, du auch.", entgegnete ich. Seine dunklen Haare waren leicht nach hinten gegelt, er trug eine graue Jeans und ein eng anliegendes rotes Longsleeve, dessen Ärmel hochgekrempelt war und was seine tätowierten Arme zum Vorschein brachte.

„Ist Kostja schon da?", fragte er und sah kurz um sich.

„Noch nicht. Er schrieb mir aber, dass—", begann Alina, wurde aber sodann von der Klingel unterbrochen. „Ah, das ist er bestimmt!"

Alina lief zur Tür und öffnete diese.
„Hey.", hörte ich sie ihren Freund begrüßen, der in der nächsten Sekunde bereits in der Wohnung stand.

„Was geht?", begrüßte er sie mit einem Grinsen und Alinas Augen leuchteten. „Alles Gute zum Geburtstag, mein Engel."

Ich verstand schon, warum sie so verrückt nach ihm war. Kostja war die Art Mann, die einen mit einem einfachen Grinsen zum schmelzen bringen konnte. Er war aber auch die Art, die einem das Herz in Stücke reißen konnte, wenn man nicht aufpasste.

„Was geht, Alter? Lang nicht mehr gesehen.", sprach Leon und streckte Kostja die Faust zur Begrüßung hin.

„War viel los in letzter Zeit.", erklärte dieser. „Aber du bist ja auch ständig auf Achse."

„Stimmt schon.", nickte Leon. „Aber heute Abend lassen wir mal wieder so richtig die Sau raus, was sagst du?"

Kostja lachte. „Bin ich dabei, Bruder. Aber lass mal erstmal eine rauchen gehen und ein bisschen vortrinken, oder? Ist noch viel zu früh, um los zu gehen."

„Klar.", entgegnete Leon und die beiden verschwanden in der Küche.

„Wir haben richtig Glück, dass die beiden sich so gut verstehen.", sprach Alina leicht verträumt. „Übrigens habe ich uns alles für Caipirinhas besorgt. Möchtest du einen?"

„Gerne.", nickte ich. „Ich muss aber erstmal dein Geschenk aus meinem Zimmer holen. Ich komme sofort."

„Du hast noch ein Geschenk für mich? Ich dachte, der Kuchen wäre das Geschenk."

„Als wenn ich dir nur einen Kuchen schenke.", schüttelte ich den Kopf. „Da kommt noch mehr."

Alina grinste in freudiger Erwartung. „Alles klar, ich mache uns die Drinks, du holst mein Geschenk."

„Okay.", stimmte ich lachend zu.

In meinem Zimmer öffnete ich meinen Kleiderschrank und holte aus der hintersten Ecke ein rechteckiges, in rosa Papier eingepacktes Geschenk hervor, als mein Handy aufblinkte.

The Diary of Jane - Felix Lobrecht FFWo Geschichten leben. Entdecke jetzt