„Und ich habe auch schon eine nächste Idee wie", dabei hob Lia die Rolle in ihren Händen vor Veras Nase. Ein modriger Geruch drang aus dem Leder, als wäre es feucht gelagert worden. Verwirrt drückte sie es mit dem Handrücken beiseite und stand auf.
„Findest du nicht, dass es Wichtigeres gibt, über das wir gerade sprechen könnten", die Prinzessin war ihr keine Rechenschaft schuldig, aber Lia war weich und Vera hatte sie bewusst überrumpelt.
Sie hatte das Gefühl über die vielen Eindrücke und nun enttäuschten Hoffnungen, die die Bibliothek barg, beiseitegeschoben, aber vergessen würde sie es nie. In diesem Moment schien ihr die Information über die Ausmaße von Lias Macht weitaus wichtiger als vergangene Dinge, denn wenn Lia die Zukunft so formen konnte, wie die Wände dieses Schlosses, war ihr Großes möglich und doch tat sie es nicht. Die Vergangenheit war bereits geschehen, die Zukunft lag in ihren Händen. Vera konnte sich beim besten Willen nicht erklären warum, Lia das nicht sah oder wollte.
Lias schultern sanken und ein enttäuschter Ausdruck huschte so kurz über ihre Stirn, dass es nicht mehr als ein Aufflackern war.
„Jetzt hälst du mich für ein Monster. Ich weiß es."
Vera lachte harsch auf. Lia ein Monster, wohl eher im Gegenteil. Sie schien vergessen zu haben mit wem sie sprach.
„Du bist, bei allem Respekt, nicht das Monster im Raum, Prinzessin." Die Weißhaarige stupste ihr Gegenüber ohne jeglichen Respekt an. Lia sah auf. Ihre Lippen formten ein perfektes Ohoth und Vera musste schmunzeln.
„Ich bin sicher, der Wächter hatte es verdient auch, wenn ich ihn hier nie als schlechten Menschen erlebt habe. Eher als ruhig." Lias Verständnis gegenüber ihrer Tat verwirrte die Dienerin und an Stelle davon sich zu rechtfertigen, hatte sie das Bedürfnis den Wächter zu verteidigen, der ihre kleine Schwester hatte entführen wollen.
„Im Grunde genommen nicht. Die wenigsten verdienen den Tod tatsächlich. Es war einfach ein langer Tag." Nie hatte sie so offen zugegeben, wie sehr sie sich für ihre lose Bogensehne schämte. Niemand würde ihre Familie bedrohen und ungeschoren davonkommen, dazu stand sie weiterhin, aber ihr Pfeil hätte schlichtweg in seinem Bein landen können.
War er aber nicht.
Vera sah zur Seite.
„Ich höre die Wände des Schlosses."
Ihr Kopf ruckte zurück.
„Was?"
„Ich höre das Eis und wenn ich es bitte für mich Platz zu machen, dann lässt es mich ein. So konnte ich den Gang erzeugen."
Vera lief ein Schauer über den Rücken. Das war nicht normal.
„Ich bitte das Eis und in der Regel erfüllt es mir den Wunsch. So war das schon immer."
„Hat es dir jemals eine Bitte versagt?"
„Ich habe dir genug anvertraut. Eine Wahrheit für eine Wahrheit. Aber ich gebe dir einen Bonus, vom-Eis-geküsste", die Prinzessin drückte ihrer Kammerzofe die Schriftrolle in die Hand.
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Die Eisdienerin - Band 1
FantasyBAND I - Die Eisdienerin ✧✧✧ „Eis wird ihr Schicksal sein. Sie hat die Möglichkeit diese Welt zu verändern" ~ „Nichts wird sie verändern." Veralia Ristossorio wächst in einem kleinen Dorf im hinterletzten Winkel des Eiskönigreiches Musashia auf. A...