~3.4~
Geister.
Hexenbeutel.
Teufelspflanzen.
Dämonenhund. Es wird immer schwieriger, alles zusammenzubringen. Wieso fielen die Anzeichen niemanden auf? Es kribbelt mir in den Fingern, erneut bei Aran anzurufen. Doch ich kann froh sein, dass er gestern nicht gleich wieder auflegte. Der Hexenmeister hat eine schnell schmollende Natur, jedenfalls bei mir.
Nachdem Shay ins Café zurückkehrt, folge ich Pastor zum Auto und bin überrascht, als mir dieser ein abgepacktes Sandwich in den Schoss wirft, nachdem ich mich auf den Beifahrersitz schwinge. Er selbst hat sich bloß einen weiteren Kaffee besorgt und mustert mich argwöhnisch.
„Was wollte sie noch?", fragt er und nippt zum Schein am Kaffee, doch er schluckt nicht.
„Uns warnen", bekenne ich, ohne auf den eigenartigen Unterton einzugehen, der in der Frage schwamm. Ich streiche abwesend mit dem Daumen über eine der Plastikkanten des Sandwich, lasse den Nagel an der Kante klicken und das entstehende Geräusch echot durch den Raum.
„Wovor?", fragt Pastor und nun blicke ich auf.
„Den Omen", flüstere ich, während mein Blick an Pastor vorbei aus dem Fenster führt. "Der schwarze Hund. Die Geister. Böse Omen überall. Noch immer neugierig?", spotte ich und zische gleich darauf schmerzerfüllt, da die achtlose Bewegung eine der spitzen Plastikkanten der Verpackung in meinen Daumen treibt. Ein Schnitt, direkt unter dem Nagel. Ich sehe, wie er sich an der Stelle weiß verfärbt und es sich darunter schnell verdunkelt. Es blutet. Aus Gewohnheit nehme ich die Spitze zwischen die Lippen und sauge das Blut davon. Auf dem Bürgersteig neben uns bellt mit einem Mal ein Hund. Ein Collie. Wir zucken beide zusammen.
„Genug jetzt...", schimpft mein Nebenmann und presst die weiße Abdeckung seines Kaffees zurück auf den Becher. Ein brauner Fleck bildet sich auf seiner Hose, als sich ein Tropfen löst. „Schluss mit den Omen... Zeichen und Geistern! Da tötet jemand Menschen, alles andere ist nebensächlich." Seine Worte sind abschließend, ziehen eine genaue Linie. Pastor startet den Wagen und es entsteht eine Stille, deren Schwere wie giftiger Nebel um uns herum schwappt. Ich wünschte, es wäre nur ein Verrückter, den wir fangen und einsperren können. Ich begehre den Gedanken, nicht weiterdenken zu müssen, nicht zu hadern und ständig zu suchen. Doch das muss ich. Die Linie verschwimmt schon im nächsten Moment wie ein in Sand gezogener Umriss bei Wellengang.
Mit geschlossenen Augen lehne ich mich zurück und spiele den Moment mit Shay erneut ab.
‚Wie kommst du darauf, dass er mich verfolgt?' Shay atmete tiefer als nötig ein, als ich sie das fragte. Sie wich meinem Blick aus und schüttelte kaum merklich ihren Kopf, bevor sie sprach.
‚Ich sah ihn zum ersten Mal wahrhaftig bei dir im Wald.' Sie stoppte und fuhr sich mit der Zunge über die trockenen Lippen. ‚Er stand bei dir. Vorher war er nur ein Gedanke, ein Gefühl.'
Statt ins Revier, fährt mich Pastor nach Hause. ‚Geh nicht in den Wald zurück.', mahnte Shay zum Schluss. Mit einem fahlen Seufzen öffne ich die Beifahrertür und steige aus. Ich lehne mich nochmals in den Innenraum, wackele mit dem abgepackten Sandwich.
„Danke dafür", sage ich schlicht und setze an, die Tür zu schließen, als mich Pastors ernste Stimme zurückhält.
„Damast, lass uns morgen die nächsten Schritte eruieren. Wir sprechen mit den Kollegen, planen ein gemeinsames Vorgehen. Keine Alleingänge." Eine Warnung. Eine leere. Er klingt fast wie Lamark und das lässt mich grinsen. Ich salutiere mit dem Sandwich, verkneife mir ein ‚Aye Sir' und schlage die Tür zu. Pastor wartet, bis ich wirklich im Haus verschwunden bin, bis er davonfährt, als würde ich, sobald er nicht hinsieht, davonlaufen.
DU LIEST GERADE
Solution X
Mystère / Thriller~Es gibt Dinge in dieser Welt, die mehr sind als bloße Fantasien in den Schriften vergangener Zeiten. Tief verankert in alten Religionen, Bräuchen und Erinnerungen existieren Wesen und Kreaturen jenseits von hell und dunkel. Nichts ist nur schwarz...