Kapitel 8

156 3 0
                                    

Sicht Elly

Ich sitze im Beobachtungsraum von Luna und kann nicht aufhören zu grinsen. Jeder, der mich jetzt sehen würde, würde weiß Gott was von mir denken, doch ich bin gerade einfach nur glücklich. Matteo Moreau hat mich geküsst. Er hat mich tatsächlich geküsst. Und es hat sich so richtig angefühlt. Nie hätte ich das erwartet. Ich hätte wirklich gedacht, dass das mit Matteo und mir in einer Katastrophe enden würde, er nicht mehr mit mir sprechen würde und wir nie wieder so schön miteinander arbeiten könnten. Doch ich scheine mich getäuscht zu haben. Ich hoffe es zumindest. Matteo so zu sehen, so ehrlich, so verletzlich, so sanft, hat ihn noch weiter in mein Herz geschoben. Was das jetzt zu bedeuten hat, ist mir für den Moment egal. Jetzt will ich einfach den Moment genießen.

Ich werfe noch einen Blick auf Luna, ihre Werte und ihre Akte und gehe dann langsam wieder Richtung Ausgang.

Vorm Eingang sehe ich Matteo wieder. Er steht mit dem Rücken zu mir und scheint in Gedanken zu sein, denn er bemerkt mich nicht. Ich nähere mich langsam, bis ich neben ihm stehe. Dann sieht er mich an. „Lust auf eine kleine Spritztour?" Fragt er mich. „Klar, wieso nicht." Antworte ich fröhlich. Dass lässt sich ein Matteo Moreau natürlich nicht zweimal sagen. So schnell kann ich gar nicht schauen, schon hat er meine Hand genommen und mich zu seinem Auto geleitet. „Schon eine Weile her, dass ich mit dir in deinem Auto gesessen bin." Schmunzle ich und muss an damals denken. „Stimmt. Insgeheim hatte ich damals schon gehofft, dass du doch bleiben würdest." Gesteht er dann. „Echt?" Frage ich nach. „Ja, echt. Vielleicht noch nicht auf die Art, wie ich es mir jetzt wünsche, aber ja. Ich hab dich schon damals sehr gemocht." Gesteht er mir. Und wenn ich ehrlich bin, ich ihn auch. „Also, wo fahren wir hin?" Fragt Matteo. „Hmm. Keine Ahnung." „Ok, dann zeig ich dir jetzt was." „Was denn?" Frage ich neugierig nach. „Überraschen lassen, Winter." Antwortet er nur. Die Fahrt dauert nicht lange und dann parkt er seinen Oldtimer geschickt in eine kleine Parklücke ein. „Wie viele Frauen hast du damit schon herumkutschiert?" Frage ich frech nach. „Nicht viele." Ich schau ihn an und ziehe kritisch eine Augenbraue nach oben. „Echt jetzt. Leyla, Vivi, meine Nachbarin und Rössler." Antwortet er und ein kleines Lächeln umspielt seine Lippen. „Frau Rössler also." Sage ich und lache. „Ja, Wette verloren." „Sowas aber auch." Kontere ich gespielt entsetzt und wir lachen.

Es ist inzwischen dunkel geworden, doch das stört uns nicht. Fröhlich gehen wir weiter bis Matteo plötzlich stehen bleibt. „Was ist?" Frage ich verwirrt. „Wir sind da." Sagt er ruhig. Ich sehe mich um und staune. Wow, so schön habe ich Erfurt noch nie erlebt. „Na, was sagst du?" Fragt Matteo leise. „Das ist ja unglaublich hier. Wieso kenn ich den Platz nicht?" „Den kennt kaum wer. Aber ich komme gern hierher. Vor allem, wenn ich nachdenken, oder mal dringend abschalten muss." „Du überrascht mich immer wieder." Sage ich leise und sehe ihm dabei tief in seine wunderschönen Augen. „Dort drüben ist eine Bank." Sagt er, nimmt vorsichtig meine Hand und zieht mich mit sich. Wir setzen uns und genießen einfach nur die Aussicht und die Anwesenheit des jeweils anderen. Matteo legt vorsichtig seinen Arm um mich und ich lehne meinen Kopf an seine Schulter. „Siehst du das Café dort vorne? Mit den grünen Lichtern?" Fragt er. Ich folge seinem Blick und entdecke es. „Ja." Antworte ich und in meinem Kopf beginnt es zu arbeiten. Das kenn ich doch, oder? „Dort waren wir Frühstücken, bevor ich dich wieder zum Flughafen gefahren habe." Erläutert Matteo und ein Lächeln umspielt seine Lippen. Ja! „Ja stimmt. Als ich für Elias' Doktorfeier gekommen bin." Die Erinnerung daran wird wieder lebendig. Matteo und ich waren zum Frühstück verabredet, nachdem ich ihm am Vortag über Boston erzählen wollte und er, in typischer Moreau-Manier, abgeblockt hatte. „Über deinen Vorschlag gemeinsam zu Frühstücken, war ich noch Wochen später überrascht." Gebe ich zu. „Und Vivi hat das irgendwie mitbekommen und mich Wochen später noch damit aufgezogen." Schmunzelt er. „Echt?" Ich lache. „Ja, aber das wars wert." „Das ist ganz schön lange her." Stelle ich fest. „Und trotzdem sitzen wir gerade hier." Antwortet Matteo etwas leiser. Wenn mir das letzte Woche jemand gesagt hätte, ich hätte ihm nie im Leben geglaubt. Wenn ich an meine Ängste und Zweifel denke, die ich hatte, nach Erfurt zurückzukehren. Ich hätte so viel verpasst. „Was ist los?" Matteo scheint meine Gedanken mitbekommen zu haben. „Weißt du..." ich richte mich auf, sodass ich ihn ansehen kann. „Ich hatte solche Angst nach Erfurt zurückzukommen. Mir ging es wirklich schlecht, als ich das letzte Mal wieder in Zürich angekommen bin. Ich hatte Schuldgefühle gegenüber Beat, und gegenüber dir. Mein Gedankenkarussell hat sich immerzu gedreht. Ich hab lange gebraucht, bis ich nicht immer an dich denken musste. Und als mir dann meine Klinikleiterin eröffnet hat, das ich das nächste Monat in Erfurt arbeiten werde, ist alles wieder über mich hereingebrochen. Ich hatte solche Angst, dass du nicht mit mir reden würdest. Dass wir nie mehr zusammenarbeiten können und dass ich es nicht aushalten würde, dich zu sehen." „Das ist meine Schuld, es..." „Nein, Matteo. Es ist auch meine Schuld. Aber das ist jetzt egal. Wir haben es geschafft. Wir haben miteinander geredet und uns endlich getraut, ehrlich zu uns selbst zu sein. Das ist das, was zählt." Dann küsst er mich und ich habe das Gefühl, dass all die Angst, die Zweifel und die Trauer der letzten Monate, einfach von mir abfallen. Wir blenden alles rund herum aus, es gibt nur noch uns zwei und diesen Kuss. Wenn es nach mir ginge, könnte es für immer so bleiben. Doch dann spüre ich in meiner Jackentasche etwas vibrieren. Umständlich unterbreche ich den Kuss. „Was ist?" Fragt Matteo. „Mein Handy klingelt." Antworte ich entschuldigend und suche es in meiner Tasche. Das vibrieren hat inzwischen gestoppt. Ein kurzer Blick auf mein Handy lässt mich sofort wieder unsanft auf den Boden der Realität zurückkommen. 5 verpasste Anrufe von Beat. „Scheiße!" Sage ich lauter als beabsichtigt. Matteo sieht mich fragend an und ich halte ihm mein Handy hin. „Oh, Beate hat dich angerufen." Meint er nur ironisch und mit einem Schmunzeln, sodass auch ich kurz auflachen muss. „Mann, scheiße. Ich hab ihn total vergessen." Sage ich und ärgere mich sehr über mich selbst. „Seid ihr noch zusammen?" Fragt Matteo nun beinahe ängstlich nach. „Ja." Gebe ich leise von mir. „Was heißt das für mich?" Kommt nun von ihm. Genau vor dieser Situation hatte ich Angst. Beat und unsere Beziehung habe ich den ganzen Tag verdrängt. Das sollte mir doch Antwort genug sein, oder? „Dass ich mit dir zusammen sein will, Matteo. Dass ich mich von Beat trennen werde." Gebe ich nun zu und nehme seine Hände in meine. Dann nimmt Matteo unsere Hände und führt sie zu seinem Mund, sodass er einen Kuss darauf platzieren kann. „Du solltest ihn zurückrufen, Elly." Meint Matteo nun leise. „Ja, ich weiß. Aber nicht jetzt. Vielleicht später." „Hast du Hunger?" Probiert es Matteo mit einem Themenwechsel und ich bejahe. Hand in Hand gehen wir wieder zurück.

Karussell der Liebe - Mattelly FanfictionWo Geschichten leben. Entdecke jetzt