Kapitel 18

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Sicht Matteo

Langsam komme ich wieder zu mir. Ich scheine auf einer Behandlungsliege zu liegen und ich spüre das Licht durch meine geschlossenen Augen. Was ist passiert? Oh. Ich erinnere mich wieder. Ich atme tief durch und versuche meine Augen zu öffnen. Und sie erblicken direkt die Gestalt von Elly. „Da bist du ja wieder." Sagt sie fürsorglich, nimmt meine Hand in ihre und drückt sie leicht. „Wie lange war ich weg?" Frage ich zaghaft. „Nicht so lange. Vielleicht eine Stunde." Erleichterung macht sich in mir breit. „Kannst du dich erinnern, was passiert ist?" Fragt Elly nun nach und ich bejahe ihre Frage durch ein Nicken. „Ich hab mir Schmerzmittel gespritzt. Dann bin ich ohnmächtig geworden." Erläutere ich. „Wer hat mich gefunden?" Fällt mir schlagartig ein. Mir ist, als ob ich in meiner Ohnmacht Ellys Stimme gehört habe. Doch das kann gar nicht sein. „Ich." Entgegnet sie. Also doch. „Du kannst dich übrigens bei Frau Stadler bedanken. Nein, du musst dich bei Frau Stadler bedanken." Fährt Elly nun fort, während unsere Hände noch immer miteinander verschränkt sind. „Wieso?" „Sie ist zu mir gekommen und hat mir gesagt, dass du sie aus dem Labor geworfen hast und dass du starke Schmerzen hast. Ich bin dann sofort zum Labor gerannt, doch ich hab dich nur mehr auf den Boden fallen gehört. Du hast nicht mehr reagiert." Erläutert Elly nun und ich würde mich am liebsten schon wieder selbst Ohrfeigen. Was hab ich mir nur dabei gedacht. Ich müsste doch am besten wissen, was zu hohe Medikation anstellen kann. Meine Stimmung schlägt augenblicklich um. War ich gerade noch, trotz der Umstände, ziemlich glücklich und froh, bin ich jetzt das Gegenteil. Eine Welle der Trauer und Selbstzweifel überkommt mich. Elly scheint meinen plötzlichen Wandel gemerkt zu haben, denn sie kommt näher und greift auch nach meiner zweiten Hand. „Was ist los, Matteo?" Fragt sie in ihrem einzigartig ruhigem, einfühlsamen Tonfall. Soll ich es ihr erzählen? Will ich es ihr erzählen? Jetzt? Andererseits, es würde mir gerade so gut tun. Ich hole nochmal tief Luft und kann ihr beim Folgenden nicht in die Augen sehen. „Meine Frau, Mirjam, hat sich mit einer Tablettenüberdosis umgebracht. Nachdem sie unser Kind verloren hatte.... Diese verdammten Tabletten!... Ich sollte doch wissen, dass ich mir nie zu viel vom Schmerzmittel spritzen darf. Und trotzdem hab ich's wieder getan." Ende ich nun leiser und bin dennoch wütend. Und zwar auf mich selbst. „Matteo..." Elly nimmt mein Gesicht in ihre Hände und küsst mich sanft. Und dabei hab ich das Gefühl, dass etwas in mir heilt. Eine tiefe Wunde in der Seele, noch viel tiefer und älter als Mirjams Tod. „Danke, dass du mir das erzählt hast. Matteo, ich bin für dich da und das werde ich ab jetzt auch für immer sein. Du bist mit deinen Ängsten und Sorgen nicht mehr alleine. Du darfst auch mal schwach sein, auch mal nichts tun können. Das ist menschlich und du bist auch nur ein Mensch, auch wenn du das manchmal vielleicht nicht so siehst. Außerdem hast du wunderbare Assistenzärzte, denen du schon so viel beigebracht hast. Die schaffen das auch wunderbar ohne dich. Auch deine Kollegen. Aber ich nicht. Ich hab mich noch nie so hilflos gefühlt, als in dem Moment heute, wo du regungslos am Boden gelegen bist. Ich hatte echt Angst um dich." „Ich..." „Nein, sag jetzt nichts. Lass das erstmal auf dich wirken." Entgegnet sie. „Ich muss zurück auf Station, ich komme sobald ich kann wieder vorbei." Sagt Elly, streicht mir sacht über die linke Wange und steht auf. Sie dreht sich um und geht zur Tür. „Danke." Kommt es nun voller Ehrlichkeit aus mir. Wir lächeln uns nochmal an und dann verschwindet sie durch die Tür. Hat sie recht mit dem was sie gesagt hat? 

Karussell der Liebe - Mattelly FanfictionWo Geschichten leben. Entdecke jetzt