Am nächsten Morgen wache ich durch das Klingeln meines Weckers auf. Schlaftrunken probiere ich ihn abzustellen, doch ich brauche mehrere Versuche dafür. Der Abend mit Julia, Ben und Elias war sehr schön. Wir haben viel geredet, gelacht und getrunken. Leider. Denn heute fühlt sich mein Kopf an, an würde er gleich explodieren. Was haben wir uns nur dabei gedacht? Wir sind doch keine Anfang 20 mehr und stecken das nicht mehr so locker weg. Aber da sind wir selber Schuld. Ich muss schmunzeln, als ich an den Tag damals denke, als Julia und ich am Vorabend Feiern waren und wir danach beide am Glukosetropf gehangen sind. Oh Mann. Wir waren schon ziemlich verrückt. Wobei, vielleicht würde der heute auch nicht schaden. Mühsam quäle ich mich auf und mache mich langsam fertig für den Tag. Auch heute wähle ich den Fußmarsch ins Klinikum, jedoch aus einem anderen Grund als gestern. Währenddessen muss ich immer wieder an das Gespräch mit Julia denken. Jeder glaubt zu Wissen, dass Matteo mich mag, nicht nur als Ärztin. Doch ist dem wirklich so? Ich kann ihn seit gestern gar nicht mehr einschätzen. Er hat sich entschuldigt und hat meine OP übernommen. Wieso? Hat er womöglich ein schlechtes Gewissen? Das kann ich nur herausfinden, wenn ich mit ihm rede. Aber allein beim Gedanken daran wird mir schlecht.
Im Klinikum angekommen führt mich mein erster Weg direkt an den Stationscounter. „Entschuldigung, Wissen Sie, wo das Mädchen liegt, das gestern mit der Trümmerfraktur eingeliefert worden war?" Frage ich die Schwester. „Moment, ich schaue gleich nach, Dr Winter. Luna Degen. Kinderintensivstation Zimmer 2." antwortet sie. „Danke." Sage ich und begebe mich direkt dorthin. Ich muss wissen, wie die OP gelaufen ist. Auf der Kinderintensivstation angekommen suche ich das Zimmer und gehe in den Beobachtungsraum. Ich öffne die Tür und im Raum sitzt eine Person. Doch mit der Person hätt ich jetzt nicht gerechnet. Matteo lehnt im Drehstuhl und es scheint, als ob er dort schon länger sitzen würde. „Matteo" sage ich leise, doch es genügt, damit er aufschreckt und sich schnell zu mir umdreht. „Elly." Sagt er ebenfalls leise. „Wie spät ist es?" Fährt er verwundert fort. „Kurz vor 8." antworte ich ihm. „Sag mal, bist du etwa die ganze Nacht hier gesessen?" „Hmm." Brummt er nur und streckt sich mühsam durch. „Wie ist die OP gelaufen?" „Es gab ein paar kleine Komplikationen, wir mussten ihren Kreislauf mehrmals stabilisieren, aber den Bruch konnte ich gut versorgen." „Gut." Antworte ich und nehme ihre Akte in die Hand und lese sie mir durch. „Oh Mann. Die Kleine hatte ganz schön Glück." „Ja, hatte sie." „Hast du überhaupt geschlafen, Matteo?" Frage ich ihn nun besorgt, doch die Antwort kenne ich bereits. „Ach." Antwortet er und winkt nur ab. „Ich geh mich umziehen, schaue was ansteht und übernehme dann. Und Sie, Dr. Moreau, ruhen sich aus. Haben Sie verstanden?" Versuche ich es im Befehlston. „Winter. Immer das letzte Wort haben." Kontert er geschickt und schmunzelt. „Ja." Sage ich nur, lächle ihn kurz an und verlasse den Raum.
Sein Lächeln zu sehen tat gut, sehr gut. Vielleicht kann es doch noch normal zwischen uns werden. Nach dem ich mich umgezogen habe und den Plan des Tages gecheckt habe, gehe ich wieder zurück zu Luna, doch Matteo ist bereits weg.
Der Vormittag verläuft ruhig, das ist gut. So habe ich auch Zeit, mir den ein oder anderen Kaffee zu holen und nach Luna zu sehen. Plötzlich klingelt mein Handy. ‚JULIA' steht auf dem Display und ich hebe ab. „Hey Julia. Na die Nacht gut überstanden?" Beginne ich unser Gespräch. „So gut wie du scheinbar nicht." Lacht sie ins Telefon. „Hast du Zeit zum Mittagessen?" Fragt sie. „Ja, klar. Gleich in der Cafeteria?" „Ja. Bis gleich." Ich gehe aus dem Raum und einmal quer durchs Klinikum. Gerade als ich über die Glasbrücke gehe, höre ich jemande meinen Namen sagen. „Elly! " Ich höre Schritte hinter mir und schon beginnt mein Herz wieder zu rasen. Langsam drehe ich ich mich um. „Elly, wir müssen reden. Dringend." Sagt Matteo schnell.
Ich weiß, aber ich weiß nicht, ob ich für dieses Gespräch bereit bin. „Ja, ich denke auch." Quäle ich schließlich aus mir heraus. „Heute nach Dienstschluss im Keller?" Fragt Matteo nach und ich meine Verunsicherung in seiner Stimme zu hören. „Ähm.. ok." Antworte ich nur. Ein kurzes Lächeln schummelt sich auf seine Lippen und schon dreht sich wieder um und geht weg. OK, das war jetzt echt seltsam. Im Keller? Wieso im Keller? Meine Beine tragen mich wie automatisiert zur Cafeteria und dort sehe ich auch schon Julia sitzen, die mir fröhlich zuwinkt. „Hey." Sagt sie und lächelt mich an. „Du siehst aus, als ob du einen Geist gesehen hättest." Fährt Julia amüsiert fort. „Nicht ganz. Aber ich habe Matteo gerade gesehen und wir werden nach Dienstschluss miteinander reden." Antworte ich und weiß nicht, wie ich darüber denken soll. Schon allein beim Gedanken an dieses Gespräch wird mir irgendwie schlecht. „Es ist wichtig, dass ihr miteinander sprecht, Elly. Das hatten wir doch gestern schon. Und wer weiß, vielleicht verläuft es auch super harmonisch." „Da kennst du Moreau schlecht." Lache ich schon fast hysterisch. „Komm, jetzt essen wir erst mal etwas. Mit leerem Magen kann man sowieso nicht denken." Da hat sie auch wieder recht.
Der restliche Tag vergeht sehr schnell, schneller als mir lieb ist. Jetzt ist Dienstschluss und ich stehe im Bereitschaftsraum vor meinem Spind. Mein Herz pocht. Ich öffne den Spind und nehme die kleine schwarze Tasche vorsichtig heraus. Das Stethoskop bedeutet mir so unheimlich viel. Und es gibt mir immer Kraft und Mut wenn ich es ansehe. So auch jetzt. Entschlossen gehe ich in den Keller. Obwohl ich nicht weiß, was jetzt geschehen wird, gehe ich da jetzt selbstbewusst rein. Ich stehe an der letzten Stufe und da sehe ich ihn sitzen. Und all mein Selbstbewusstsein ist plötzlich wie weggeblasen. Matteo hebt den Blick und sieht mich direkt an. „Hallo." Sagt er und lächelt sanft. Er klopft mit der Hand auf den freien Platz neben sich auf dem Bett und deutet mir somit, mich neben ihm zu setzen. Das mach ich auch.
DU LIEST GERADE
Karussell der Liebe - Mattelly Fanfiction
FanficElly Winter kommt nach einem halben Jahr zurück ans JTK. Doch will sie, nach alldem was passiert ist, überhaupt Matteo Moreau begegnen? Wie werden die beiden aufeinander reagieren? Was ist mit Beat? Und vor allem, wie geht es Elly mit der ganzen Sit...