Das Leben einer Mörderin - Teufelsbraut Lilith

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ANKUNFT IM VIERTEL - KAPITEL 1

>> Ein Mensch mit zwei Gesichtern wird früher oder später vergessen, welches sein wahres ist!<<

Obwohl es später Herbst war, waren die Temperaturen noch ziemlich angenehm. Wenn man der Temperaturanzeige des Thermometers trauen durfte, welche noch immer knapp 25 °C anzeigte. Ein starker Windzug wehte ihre blonden Haare nach hinten. Hätte sie ihren Hut nicht festgehalten, so wäre er gewiss gen Sonnenuntergang fortgeweht worden. Als der Wind wieder abklang, trank sie genüsslich weiter ihren dampfenden Kamillentee, welchen sie schon seit Kindertagen so liebte, und genoss dazu die frisch gebackenen Kekse, ehe sie sich aufrichtete und die ersten Schritte in das große weiß gestrichene Anwesen ihres einstigen Freundes tat. Ein leises Seufzen konnte sie sich nicht verkneifen. "Du hättest dich nie mit uns anlegen sollen, Jack", murmelte sie, während sie vor dem regungslosen Körper ihres Kindheitsfreundes in die Hocke ging. Die blonde Schönheit streifte sich einen ihrer schwarzen Handschuhe ab und strich eine dunkle Haarsträhne aus dem bleichen Gesicht des Toten. Die Augen waren weit aufgerissen und aus den Mundwinkeln war bis vor kurzem noch frisches Blut hinabgeflossen. Das Blut, dessen Ursprung in einem tiefen Schnitt in der Kehle zu finden war, floss noch immer hinaus und verteilte sich großzügig auf dem zuvor grünen Teppichboden.

Ihr war bewusst, dass es nicht lange dauern würde, bevor die Polizei ihn finden würde und so beschloss sie ihr Kleid zu wechseln und dann zu flüchten. Im Grunde derselbe Ablauf, wie jedes Mal, nachdem sie ihre Arbeit erledigt hatte. Wie selbstverständlich stieg sie die Treppenstufen zu den vielen Gemächern hinauf und schloss sich in eines dieser ein. Sie legte also ihr Gewand ab und tauschte es durch ein jadefarbenes Kleid mit schwarzen Elementen aus, welches vorne kürzer war als hinten. Ihre schwarzen Handschuhe wurden durch lange in selbiger Farbe ersetzt und selbst für die Haare nahm sie sich die nötige Zeit, um diese neu zu stylen. Als die junge Frau nun mit leisen Schritten die Treppe hinab stieg, ertönte die Klingel des Anwesens. Um den Schein zu wahren, rief sie durch das stille Anwesen "Ich gehe" und dann in Richtung Tür, "Einen Augenblick. Ich bin gleich bei Ihnen!" Bei der Tür angekommen öffnete sie diese und blickte in die überraschten und zugleich verwirrten Gesichter eines jungen Mannes und seiner brünetten Begleitung, welche beide augenscheinlich der gehobenen Gesellschaft entstammten. "Einen schönen guten Abend, werte Herrschaften. Dürfte ich Ihre Namen und Ihr Anliegen erfragen?", fragte sie, mit leichten russischem Akzent, höflich die zwei, für sie, Fremden vor der Tür.

Der größere befreite sich zuerst aus seiner anfänglichen Starre und beantwortete die Frage der jungen Dame, "Ihnen ebenfalls einen schönen Abend junge Frau. Gewiss dürfen Sie fragen. Mein Name lautet Earl Bryan Williams." Er nahm die Hand der Frau vor ihm und hauchte einen Kuss auf den Siegelring an ihrem Finger, bevor er fortfuhr, indem er auf die brünette Frau im figurbetonten schwarzen Kleid mit tiefem Ausschnitt neben ihm deutete. "Und diese Schönheit hier ist meine reizende Gattin Rachel. Weshalb wir vor Ihnen stehen, Teuerste ist, weil wir eine Verabredung mit dem Herren des Hauses haben. Es ist und eine Ehre Sie kennenzulernen, Miss..."

Da die Frau sich ein solches Szenario bereits ausgemalt hatte, war sie auch darauf vorbeireitet, was sie antworten würde. "Auch ich fühle mich geehrt, Ihre Bekanntschaft zu machen. Mein Name ist Irina Iwanow. Ich bin eine Kindheitsfreundin, des wehrten Jackson Robertson. Bedauerlicherweise muss ich Ihnen an dieser Stelle mitteilen, dass er mir bereits vor langer Zeit das Versprechen gab, am heutigen Tage, mit mir auswärts zu speisen. Dies ist auch der Grund meines, am morgigen Tage endenden Aufenthalts, hier in England, bevor ich zurück nach Russland fliegen werde. Wie mir scheint, muss ihm diese Tatsache entfallen sein, als er sich mit Ihnen verabredete. An dieser Stelle möchte ich mich daher für ihn bei Ihnen beiden von Herzen entschuldigen. Es ist mir ein Rätsel, wie ihm ein solcher Fehler unterlaufen konnte." Sie machte einen höflichen Knicks vor den unerwarteten Besuchern. In der Zeit ließen ihre Gedanken etwas anderes verlauten, doch sie ließ sich nichts anmerken und lächelte weiterhin den Earl und seiner Countess entgegen. Während eben jene Countess sie finster ansah und kurz darauf verächtlich mit der Zunge schnalzte, machte ihr Gatte einen verständnisvollen Eindruck. "Nur keine Umstände, Miss Irina. Ich werde mit dem Viscount bei Gelegenheit einen neuen Termin für ein Zusammentreffen vereinbaren. Es würde dem Hausherren sicher missfallen, wenn Sie unseretwegen umsonst den langen Flug auf sich genommen haben müssten. Machen Sie sich also keine Gedanken. Ich wünsche Ihnen noch einen angenehmen Abend. Ich empfehle uns", verabschiedete er sich leicht lächelnd, ehe er auf dem Absatz kehrt machte und mit seiner Gattin den Rückweg zu ihrer schwarzen Limousine antrat. Hastig lief die Blondine dem Earl hinterher. "So wartet doch bitte einen Moment Earl William." Der Angesprochene blieb stehen und sah sie über die Schulter fragend an. "Ich danke Ihnen für Ihr Verständnis. Dies wollte ich Ihnen unbedingt noch mitteilen. Einen schönen Abend Ihnen beiden noch." Er nickte verstehend und ging weiter. Die Frau, welche sich mit dem Namen Irina Iwanow vorgestellt hatte, verneigte sich noch einmal und richtete sich erst wieder auf, nachdem die Limousine das Grundstück verlassen, und außer Sicht war.

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