capítulo seis

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Als ich wieder wach wurde, waren die Vorhänge offen und die Sonne schien ins Zimmer. Erst jetzt nahm ich wahr, wie schön es war. Alles war hell und ordentlich eingerichtet. An den weißen Wänden hingen Bilder in verschiedenen Kunstrichtungen. Eine kleine Sitzecke mit weißen Sesseln und einem kuscheligen Teppich. Wer auch immer das Zimmer gestaltet hat, hatte einen guten Geschmack.

„Buenos días, mi amor." , kam es von rechts. Ich schrak auf und starrte Álvaro an. Als er mein Gesicht sah, fing er an zu grinsen und knöpfte sich sein weißes Hemd zu. An seinen Armen und Schultern lag es sehr eng und man sah seine definierten Muskeln. Mein Blick wanderte weiter runter, zu seiner grauen Anzughose. Und leider waren seine Armmuskeln nicht das Einzige, was den Stoff spannte. Mein Gesicht war wahrscheinlich hochrot angelaufen, als ich ihm schnell wieder ins Gesicht sah. Ich hätte daran denken müssen, dass Männer morgens nicht so entspannt sind.

Das Grinsen auf Álvaros Gesicht wurde noch breiter und ich wäre am liebsten auf der Stelle gestorben. Zu meinem Glück unterbrach er nach ein paar Sekunden die peinliche Stille. „Dort ist das Bad. Es müsste alles da sein, falls noch etwas fehlt, dann sag Alice bescheid. Da ist das Ankleidezimmer. Die rechte Seite ist deine. Ich hol' dich in einer Stunde zum Frühstücken ab." Und dann ging er.

Im Bad musste ich erst einmal schlucken. Natürlich hatte ich nach dem hübschen Schlafzimmer nichts Billiges erwartet, allerdings hätte ich nicht gedacht, dass es so groß und luxuriös sein würde. Es gab eine große Badewanne, zwei Waschbecken, Toilette und mein Highlight, eine Regendusche. Natürlich stieg ich als erstes unter die Dusche und zu meinem Erstaunen gab es alles, was ich brauchte.

In ein Handtuch eingewickelt ging ich Richtung Waschbecken und begann mir mit einer neuen Zahnbürste die Zähne zu putzen. Als ich mich im Spiegel ansah, hätte ich mich beinahe erschrocken. Obwohl ich wahrscheinlich mindestens einen Tag lang geschlafen hatte, waren dunkle Augenringe unter meinen Augen zu erkennen.

Nach dem Zähneputzen suchte ich in den Schränken nach Schminke und wurde fündig. Ich hatte eigentlich nur vor, meine Augenringe abzudecken, allerdings konnte ich bei der tollen Schminke nicht widerstehen und benutze auch Mascara und etwas Blush.

Als ich zufrieden war, föhnte ich mir noch die Haare und kämmte sie durch. Wieder im Schlafzimmer angekommen, blieb ich kurz stehen, da das Bett gemacht worden war, was bedeutete, dass jemand im Zimmer war. Dann fiel mir auf, dass ich die Badezimmertür nicht abgeschlossen hatte. Wenn Álvaro zurückgekommen wäre, hätte er einfach ins Bad kommen können. Der Gedanke jagte mir einen kalten Schauer über den Rücken. Weil ich nicht wusste, wie lange ich im Bad gebraucht hatte, lief ich mit schnellen Schritten zum Ankleidezimmer, um mir etwas anzuziehen.

Es war ein nicht ganz so großer Raum, welcher aber dennoch mit sehr viel Kleidung befüllt war. Auf der rechten Seite, so wie Álvaro es gesagt hatte, suchte ich mir etwas zum Anziehen raus. Zu Hause hätte ich mir einfach etwas Bequemes angezogen, aber da Álvaro ein Hemd getragen hatte, überlegte ich, ob ich auch etwas Formelles anziehen sollte. Letztendlich entschied ich mich für einen grauen Hoodie und eine schwarze Leggings. Es war nicht so formel wie Álvaros Outfit, aber er hatte mir nicht gesagt, was ich anziehen sollte.

In den Schubladen suchte ich nach Unterwäsche und Socken, aber ich fand sie nicht. „Dort drüben." Erschrocken fuhr ich herum und sah in Álvaros belustigtes Gesicht. Er stand an den Türrahmen gelehnt in der Tür. „Danke." , kam es nur kurz von mir. Dann ging ich auf die Schublade zu, auf die er gedeutet hatte, und zog mir die erstbesten Sachen an. Ich wollte mir gerade den BH anziehen, als er plötzlich seine Hand an meine Hüfte legte. Sofort erstarrte ich und hob meinen Kopf, um in den Spiegel zu gucken. Als ich in seine grauen Augen sah, überkam mich ein kalter Schauer. Gierig sah er mich an und fror mich dann mit seinem eisigen Blick von innen ein.

Er unterbrach den Blickkontakt und senkte seinen Kopf, um dann leichte Küsse auf meiner nackten Schulter zu verteilen. Langsam wanderte er immer weiter in die Richtung meines Halses. Ich konnte spüren, wie sich mein Magen zusammenzog und mir übel wurde. Als hätte Álvaro meine Gedanken gehört, stoppte er und ging aus dem Zimmer. Bevor er die Tür schloss, drehte er sich noch einmal um und sah mich wieder durch den Spiegel an. „Beeil dich, die anderen warten schon." Er sah mir noch kurz in die Augen, aber wendete sich dann ab.

Erleichtert atmete ich aus und sah mich wieder im Spiegel an. In meinem Kopf ratterte es und ich wollte wissen, warum er das alles tat. Dann realisierte ich erst, dass er gesagt hatte, die anderen würden schon auf uns warten. Wie viele Menschen warteten denn jetzt auf uns? Wieder wurde mir schlecht und ich sah mich im Zimmer um, um sicherzugehen, dass es wirklich keinen anderen Ausgang gab.

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