Kapitel 10: Rückkehr zur Zivilisation

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Das ewige Wesen, was einfach nur Schöpfer genannt wurde, hatte die Welt und die verschiedenen Rassen geformt, bevor er seine Engel zurückließ und jenseits von Zeit und Raum verschwand. Vielleicht ließ er irgendwo gerade eine neue Blüte der Existenz erblühen.

Eine weitere Landmasse befand sich weit im Süden, ähnelte aber mehr der Antarktis meiner alten Heimatwelt, bevor die Eismassen geschmolzen waren. Nur Pinguine und interessanterweise sogar Eisbären lebten dort. Zwischen dieser weißen Küste und der bewohnten Welt war gähnender Ozean mit nur einer Handvoll tropischer Vulkaninseln mit spärlicher Bevölkerung, die laut den Seefahrern mehr und mehr unter den Folgen jahrtausenderlanger Inzucht litten.

Es gab bereits einige bestätigt Weltumseglungen verwegener Entdecker und kein weiterer Kontinent existierte laut dem aktuellen Wissensstand.

Meine Aufgabe war nun in die Zivilisation zurückzukehren und mit den Vorbereitungen zu beginnen. Nach meinem Aufenthalt in dem Tempel wusste ich nun, dass Zeiten des Umschwungs bevorstanden, und es wurde viel von mir erwartet. Ich hatte nicht vor zu enttäuschen.

Das Gebirge der Titanen war zwar das kaum erschlossenes Grenzland zahlreicher Königreiche, aber komplett menschenleer konnte es nicht genannt werden. Spätestens am Fuß der Berge sollte ich erste Siedlungen finden.

Ich begann also zu laufen und ließ den Tempel hinter mir. Die Stunden verstrichen. Einmal machte ich eine kurze Pause an einer kühlen und erfrischenden Quelle, doch ansonsten arbeitete ich mich unermüdlich nach unten.

Erste Vegetation zeigte sich um mich herum. Alder schwebten über mir. Einmal entdeckte ich vor mir einen Hasen, der in einem Büschel Gras hockte und schnell davonhüpfte, als seine Ohren sich in meine Richtung drehten.

Die Nacht kam. Sternenlos. Der Mond nicht mehr als ein silberner Schemen hinter einer Wolkenwand.

In dieser Finsternis sah ich dann, was ich erhofft hatte. Ein Feuer an einem der gewaltigen Hänge. Ich hielt darauf zu.

Schnell erreichte ich einen schmalen Pfad, entlang einer steilen Klippe. Es ging leicht aufwärts.

Nach einer Weile hörte ich lautes Lachen und Gejohle. Das Feuer war nun etwas über mir und ich konnte eine Art Lager erkennen.

Felle lagen verstreut auf dem Boden. Unbequeme, aber zweckmäßige Schlafplätze. Ein großes Stück Leder, vielleicht von einem Ochsen, war an zu einem primitiven Unterstand aufgespannt, unter dem man zwar nicht stehen, aber sitzen und liegen konnte. Man hatte dort ein behelfsmäßiges aber immerhin richtiges Bett aufgebaut.

Gut fünfzehn Individuen feierten dort. Einer hielt etwas außerhalb Wache.

Ich hob meine Hand und ich spürte, wie dicke, zählflüssige Tropfen von Dunkelheit von dieser Gruppe zu mir kamen.

Dies waren keine freundlich gesinnten Menschen.

Nun sah ich auch die Waffen, die im Schein der Flammen schimmerten.                

Das Wispern aus dem AbgrundWo Geschichten leben. Entdecke jetzt