Kapitel 12: Massaker

9 1 1
                                    

Zwei der Banditen versuchten zu fliehen. Ihre Körper wurden allerdings zerrissen, als sie den Lichtkreis des Feuers verließen. Ich hatte bereits in der Finsternis Fallen vorbereitet, damit niemand entkommen konnte.

Ich stieß eine Klinge durch den Hals eines dürren Gegners, bevor ich mich dem letzten Überlebenden zuwandte. Er stand dort, sein Schwert mit zitternden Händen erhoben.

»Dämon!«, rief er, »du bist ein Dämon! Was...« Ich stand nun direkt vor, dicht genug, dass seine Waffe wirkungslos war. Ein langer Schnitt breitete sich über seine Brust aus und sein Wams färbte sich rot. Blut sickerte aus seinem Mund und er brach zusammen.

Das Lager war geräumt. Auf dem steinigen Boden bildeten sich rote Pfützen. In den Augen der Toten lag Entsetzen und Terror.

Ich nahm den Sack mit Münzen an mich und drehte mich zu der Schlafstelle mit den zwei Frauen.

Die Blonde war zurückgewichen und hatte ihre Hand nach hinten gestreckt. Ich bemerkte den Griff eines Schwertes oder Dolches, der unter den Fällen bei ihrem Kopfkissen hervorlugte. Sie selbst starrte mich mit aufgerissenen Augen an und folgte meinem Blick. Schnell zog sie ihren Arm zurück und hob stattdessen wieder die Decke, um ihre Blöße zu verdeckten.

Ich machte mir meine Gedanken darüber.

»Was ist mir ihr?«, fragte ich und deutete zu der zweiten Frau.

»Sie wurde von u-uns... nein, ich meine von diesen Bastarden entführt. War Teil einer Karawane unten bei der stillgelegten Mühle und...«

»Was war dort drinnen?« Nun deutete ich auf die beiden Phiolen.

»S-sternenstaub.«

»Eine Droge nehme ich an? Solch harmlosen Namen bedeuten oft nichts Gutes. Es wurde ihr gegeben, um sie gefügig zu machen, oder?«

Die blonde Frau antwortete nicht und verharrte in ängstlicher Anspannung.

Ich trat zu der Schwarzhaarigen und machte einige generelle Untersuchung. Der Herzschlag war unregelmäßig und sie reagierte auf keinerlei äußere Stimuli. Auch war die Haut beunruhigend kalt.

»Ich vermute eine Überdosis«, sprach ich und sah zu der Blonden zurück, die etwas zusammenzuckte, »wo ist die nächste Stadt? Vorzugsweise mit einem Tempel.«

Sie deutete mit einem Schlucken in die Nach hinaus. »J-jenseits der Bergflanke nach Osten hin. Hinter dem dortigen Ülmwald liegt Aronsfeld. Man müsste die Lichter ziemlich schnell sehen können.«

»Wie weit ist es entfernt?«

»Vier Stunden zu Fuß.«

Ich nickte, nahm ein halbes Dutzend Silbermünzen aus dem Sack und warf den Rest in ihren Schoß. »Behalt den Rest. Ich nehme an, du wirst von hier aus alleine deinen Weg finden können.«

»D-danke...«

Ich wickelte die Schwarzhaarige in eine der Decken und hob sie auf. Dunkle Venen legten sich über meine Arme und gaben mir die Kraft sie zu halten. Dunkle Tropfen sickerten aus meinem linken Auge und liefen an meiner Wange herab.

Ich machte mich daran mit der Ohnmächtigen das Lager zu verlassen. Ich hielt aber nochmal kurz inne, sah hoch zu den Sternen und sprach dabei ein letztes Mal zu der Blonden, ohne mich umzuwenden: »Lebenswege sind meist verworren und manchmal kann man auf falsche Pfade geraten. Dies muss nicht immer das Ende bedeuten. Allerdings sollte man eine zweite Chance nutzen, wenn sie sich darbietet.« Ich drehte meinen Kopf zu ihr und sie erzitterte unter meinem Blick. »Ich gehe davon aus, dass du das Geld nutzbringend einsetzt. Es wäre äußerst fatal, wenn ich dich jemals in einer ähnlichen Situation wie dieser wiederfinde. Einen guten Abend noch.«

Damit verschwand ich wieder in der Nacht.


Das Wispern aus dem AbgrundWo Geschichten leben. Entdecke jetzt