Ich blinzelte. Grelles Licht schien genau auf meine Augen zu scheinen, was mich verwirrte. Ich öffnete meine Augen, versuchte mich zu orientieren, bis ich bemerkte, wo ich überhaupt war. Mein Blick wanderte von dem Fenster zu dem Bett. Ich hoffte eigentlich, dass ich dort einen schlafenden Marco vorfinden würde, allerdings raubte mir der Anblick, der sich mir bot, meinen Verstand. Er saß da, seine Arme auf seinen Oberschenkeln abgestützt, während seine Augen fast darauf warteten, bis ich aufwachte. Er war nur mit seinen Shorts bekleidet, weswegen ich etwas beschämt meinen Blick von ihm abwendete und auf die Tür starrte. Ich habe gar nicht daran gedacht, wie peinlich es werden könnte, wenn Marco aufwacht und mich hier vorfindet. Ich war so unkontrolliert, dass ich nur daran dachte, nicht allein zu sein, hatte wahrscheinlich gar nicht damit gerechnet, dass ich einschlafen könnte. Ich spürte, wie mir mein Blut in meine Wangen schoss. ''E-Es tut mir leid.'' Meine Stimme durchbrach die Stille, die sich in dem Raum befand und mich fast erdrückte.
''Wofür entschuldigst du dich?'' Ich schluckte, er klang so emotionslos, fast so, als läge über seinen Augen schon wieder dieser unheimliche Schatten. Obwohl ich Angst vor seinen Reaktionen hatte, wendete ich meinen Blick nicht von der Tür.
''Ich hätte nicht zu dir kommen sollen...'', antwortete ich und stand von dem Sessel auf, bevor ich mich letztendlich doch zu Marco drehte. ''Es tut mir wirklich leid.'' Ich beobachtete, wie er aufstand und sich ein T-Shirt über zog. Er griff nach einer Hose, bevor er sich zu mir drehte. Ohne ein Wort zu sagen starrte er mich an, was die Situation wirklich nicht angenehmer machte.
''Warum nicht?'' Sein Mundwinkel zuckte ein wenig, fast so, als wollte er lachen.
''W-weil...'' Ich stoppte, wusste nicht wirklich was ich antworten sollte, bis mich Marco noch mehr aus dem Konzept brachte. Innerhalb von nur wenigen Sekunden stand er unmittelbar vor mir. Seine Augen verließen nie meine, während ich nach logisch klingenden Wörtern suchte, die ich allerdings nicht fand. Beschämt brach ich den Blickkontakt und nahm meine Unterlippe zwischen meine Zähne. Wirklich lang würde ich das hier nicht aushalten. Auf irgendeine, mir unerklärliche, Weise machte Marco mich verrückt. Er brachte mich durcheinander, verwirrte mich, einfach durch seine Körpernähe. Aber dann kommen diese fragwürdigen Wutausbrüche und ich verfalle wieder in eine scheinbar ewig lange Hassphase. Wieso?
''Du solltest das lassen.'' Ich spürte, wie er mich mit seiner Hand dazu zwang, ihn anzusehen. Vorsichtig strich er mit seinem Daumen über meine Unterlippe und hinderte mich somit daran, weiter auf ihr herumzuknabbern. Mein Herzschlag schien sich zu beschleunigen, als seine Augen wieder auf meine trafen. ''Zumindest, wenn du nicht willst, dass ich vergesse, was ich eigentlich vor hatte.'' Meine Augen vergrößerten sich, als ich mich daran erinnerte, was er sagte, bevor ich nach seinem Handgelenk griff und so seine Hand von mir entfernte. Ich räusperte mich kurz, beobachtete, wie Marco mich angrinste, bevor ich mich umdrehte und wieder durch die Tür in den Flur verschwand. Die Lampe war mittlerweile aus.
''Gestern Abend, oder viel mehr heute Morgen hat die Lampe seltsam geflackert... Ich glaub die ist kaputt.'', meinte ich und versuchte somit das Thema zuwechseln. Ich spürte Marco's Präsens nur einige Zentimeter hinter mir. Er folgte mir.
''Wie lang warst du auf dem Sessel?''
Etwas verwirrt zuckte ich mit meinen Schultern. ''Weiß nicht genau... bin so um drei zu dir, glaub ich.'' Ich schaute ihn nicht an, beobachtete die Lampe, die auf einer Kommode im Flur stand. Über ihr ein Spiegel, durch den ich allerdings genau sehen konnte, dass mich Marco angrinste.
''Wenn du mich vermisst, musst du mich wach machen, ich hab nichts gegen etwas knuscheln.'' Er schien bemerkt zu haben, dass ich ihn durch den Spiegel beobachtete, weswegen auch er meinen skeptischen Blick durch den Spiegel bemerkte.
''Du vielleicht nicht, ich dagegen um so mehr.''
''Hab ich mir schon gedacht.'', antwortete er gelassen und nickte. ''Aber vielleicht verlierst du deine Hemmungen, je länger du dich hier aufhältst.'' Ich schluckte und beobachtete, wie er die Glühbirne aus der Lampe drehte, aus einer Schublade eine Neue holte und somit das kaputt gegangene Etwas zum Erleuchten brachte. Nur kurz darauf zwinkerte er mir zu, verschwand dann die Treppe nach unten. ''Was willst du Essen?''
''Nichts.'', antwortete ich. Eigentlich dachte ich, dass es leise genug war, damit er es nicht hörte, aber das schien mir nicht gegönnt.
''Ich mach dir 'n Toast mit Nutella.'', meinte Marco knapp, als ich die Treppe nach unten ging. Mein Magen knurrte, auch etwas zu laut, was Marco nur zum Grinsen brachte. Seine braun-grünen Augen wanderten nun erneut zu mir. ''Bisschen Essen schadet dir nicht.''
''Ich bin nicht hungrig.''
''Und ich bin der König von China.'' Das Glas mit meinem geliebten Aufstrich trat in mein Blickfeld. ''Sei nicht so trotzig und ess was.''
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Hard Times
RandomWas wäre passiert, wenn Lena an jenem Abend nicht im Kino gewesen wäre? Was wäre, wenn sie diesen Plan, der einigen Leuten innerhalb von nur wenigen Momenten das Leben nehmen könnte, nicht entdeckt hätte? Was wäre, wenn sie diesen schwarzen Männern...