Kapitel 17

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Seine Augen musterten mich genau, als er sich wieder auf das Bett fallen ließ und mich anschaute. Er schien genau zu wissen, dass ich ihm was zu sagen hatte, allerdings fehlten mir die Worte. Ich musste meinem Entführer danken und mich gleichzeitig entschuldigen, was mir alles andere als leicht fiel. Jedes kleinste Detail schien mich abzulenken, dieses Mal der Größenunterschied, der, trotz dem Marco saß und ich vor ihm stand, sehr enorm war. ''Was gibt's denn?'' Marco holte mich wieder in die Realität zurück und grinste mich leicht an, bevor er sich etwas nach hinten fallen ließ. Seinen Kopf legte er in seinen Nacken und starrte an die Decke.

''I-ich hab mich nicht richtig verhalten, das weiß ich und es tut mir auch leid. Es ist nur so: Ich musste eine solche Situation noch nie erleben und-'' Ich unterbrach mich selbst, damit ich einen neuen Satz anfangen konnte. ''Was hast du eigentlich gemacht? Also mit dem Mann?'' Sein Blick war auf mich gerichtet. Fast schon besorgt musterte er mich von Kopf bis Fuß, was mir ehrlich gesagt etwas unangenehm war.

''Ich glaub nicht, dass du das wissen willst.'', meinte er kurz, woraufhin ich nickte.

''Und was ist... mit diesen Drohungen?'' Ich ließ mich neben ihm auf das Bett fallen und versteckte meine Hände, die zugegeben etwas kalt waren, in den Ärmeln des Pullovers, als Marco sich neben mir wieder aufrichtete. Sein Blick lag weiterhin auf mir, das spürte ich.

''Machst du dir Sorgen um mich?'' Mein Blut stieg mir in die Wangen, als ich meine Lippen aufeinander presste und mich nicht rührte. Aus meinen Augenwinkeln konnte ich genau sehen, wie sich ein Lächeln auf seinen Lippen bildete. Er schien die Röte in meinem Gesicht genau zu erkennen, was die Situation nicht erträglicher machte. ''Seine Leute werden von all dem nichts mitbekommen. Oder sie werden zumindest nicht daran denken, dass ich für seinen Tod verantwortlich bin. Es war keine gute Idee von ihm gewesen, ohne Hintermänner hier aufzutauchen.''

''Und was ist, wenn sie's doch erfahren?'' Meine Stimme war leise, weswegen ich schon fast dachte, er würde mich nicht hören, als er mich allerdings dazu zwang, aufzuschauen, überzeugte er mich vom Gegenteil.

''Dir wird nichts passieren, Lena. Du bist hier sicher.'' Ich hielt meinen Atem an, als ich dieses wundervolle Glänzen in seinen Augen bemerkte. Mein Herz schien einige Sprünge zu machen und ich verspürte plötzlich unglaubliches Glück. ''Vertrau mir.''

***

Ausgeschlafen strich ich mir über meine Augen. Draußen schien es noch stockdunkel zu sein, was mich etwas wütend machte. Anscheinend war mein Schlafrhythmus auch nicht mehr der, der er früher mal war. Ich verspürte plötzlich den Drang dazu, einfach unter die Dusche zuspringen. Fast schon zu enthusiastisch versuchte ich aufzustehen, konnte mich aber nicht rühren. Zwei starke Arme hinderten mich daran, aufzustehen und drückten mich gegen einen Körper. ''Was machst du?'', brummte Marco. Seine Stimme jagte mir eine Gänsehaut über meinen kompletten Körper. Sie war so verdammt rau, als hätte er Ewigkeiten am Stück geschrien. Auf irgendeiner Art und Weise gefiel mir der Klang.

''Ich will aufstehen.'', flüsterte ich, woraufhin sich Marco neben mir aufrichtete. Mit einer Bewegung erstrahlte das gedämmt Licht von der Decke auf uns herab. Marcos Haare lagen unordentlich auf seinem Kopf und seine Augen sahen total verschlafen aus. Der Gedanke daran, dass ich genau so aussehen würde, ließ mich fast schon erröten.

''Ist irgendwas passiert?''

Ich setzte mich nun auch auf und schüttelte grinsend meinen Kopf. ''Wollte nur duschen gehen.'' Marco zog eine Augenbraue hoch und beobachtete mich, bevor er mich angrinste und ungläubig seinen Kopf schüttelte.

''Mitten in der Nacht kommst du auf die Idee, duschen zu gehen?''

''Schieb das auf meinen Schlafrhythmus. Der macht Probleme.'' Entschuldigend warf ich meine Hände in die Lüfte und wollte kurz darauf aus dem Bett klettern, wurde allerdings wegen eines Griffs um meinen Oberschenkel davon abgehalten. Verwirrt schaute ich zu Marco, der mich provozierend musterte. ''Lass das...'', jammerte ich und wollte seine Hand von mir entfernen, was mir auch kurz gelang, aber nur wenig später hatte er es geschafft, dass er über mir lag und mir den Weg, mich von ihm zu entfernen, nur noch schwerer machte.

''Du gehst jetzt nicht duschen.'', lachte Marco. Seine Finger strichen mir eine blonde Haarsträhne aus meinem Gesicht, die sich verselbstständigt hatte. Lächelnd wanderten seine Augen um mein komplettes Gesicht, bis sie wieder auf meine Augen trafen. Aus seinem Lachen wurde ein unglaublich niedliches Lächeln, was mein Herz zum Schneller schlagen brachte. ''Hat dir eigentlich schon mal jemand gesagt, dass du unglaublich niedlich bist, wenn du schläfst beziehungsweise gerade aufgestanden bist?''

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Wird Marco hier etwa zum kleinen Gentleman? ;)

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