Kapitel 38

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2 Monate später...

''Das ist gemein, Flo!'', maulte ich, als der braunhaarige Junge vor mir stand und mir grinsend ein Bild vor die Nase hielt. ''Ich war 4, da läuft man nun mal so rum!''

''Eben. Warum regst du dich dann darüber auf? Ist doch niedlich!''

''Wie würdest du es finden, wenn ich ein Bild von dir, auf dem du nackt in die Kamera grinst, auf meinem Handy haben würde und es somit an jede Person weiter schicken könnte?'' Ich verschränkte meine Arme vor meiner Brust und funkelte meinen besten Freund an. ''Lösch das!''

Grinsend sperrte er sein Handy und schmiss es auf mein Bett. ''Nein, ich brauch doch auch 'ne peinliche Erinnerungen von der lieben Lena.'' Ich wollte auf sein Handy losstürmen, es versuchen zu entsperren, aber es hatte sowieso keinen Zweck, da es nur durch einen Code entsperrt werden würde. Also blieb ich mit verschränkten Armen vor ihm stehen. ''Ach komm schon, als ob ich das jemals jemandem zeigen würde.''

''Würdest du - ich kenn dich.'' Ein Klopfen an meiner Zimmertür zogmeine Aufmerksamkeit auf sich. ''Ja?'', rief ich, woraufhin die Tür von meinem Bruder geöffnet wurde. Seine Mimik war hart, als er kurz schluckte und letztendlich ansetzte, etwas zu sagen.

''Du musst ans Telefon.''

Verwirrt legte sich meine Stirn in Falten. ''Bitte was?''

''Geh einfach. Jetzt. Die Polizei ist dran. Sie wollen mit dir reden.'' Mein Herz rutschte mir in die Hose. Die Polizei? Was wollten die von mir? Ich war schon seit mehr als zwei Monaten wieder in meinem komplett normalen Umfeld, hatte keinerlei Kontakt mehr zu Marco, Erik oder Becca. Die Zeit hatte mir geholfen, über die Erlebnisse etwas hinweg zu kommen, doch dieser Anruf schien die Wunde wieder aufzureißen und all die Gefühle wieder durch meinen Körper strömen zu lassen. Ohne meinem besten Freund oder meinem Bruder noch einen Blick zu zuwerfen, stürmte ich die Treppe nach unten, in unser Wohnzimmer und griff nach dem Hörer, der auf dem Tisch lag.

''Hallo?'' Meine Stimme war leise, aber ich war mir sicher, dass derjenige am anderen Ende mich deutlich hören konnte.

''Spreche ich mit Lena Klein?''

''Ja.''

''Gut. Ich bitte Sie, zu uns zu kommen.Wir konnten gestern Abend dem Auto folgen, in dem sich Ihr vermeintlicher Entführer befand. Zwei weitere Komplizen waren bei ihm. Wir bräuchten Sie jetzt für eine Gegenüberstellung, um sicher zu gehen, dass wir die Richtigen erwischt haben. Haben Sie die Möglichkeit in den nächsten Minuten zu uns zu kommen, oder soll ich Ihnen Kollegen vorbeischicken, die Sie dann zu uns bringen?''

Unglaubliche Übelkeit kam in mir auf. Sie hatten die drei. Sie hatten Marco, Erik und Becca. Mein kompletter Magen schien sich auf den Kopf zu stellen. ''I-ich denke, mein Bruder kann mich fahren.'' Meine Unsicherheit spiegelte sich in meiner Stimme, was dem unbekanntem Polizisten wohl auch nicht entgangen war.

''Machen Sie sich keine Sorgen. Die werden Ihnen nichts tun können, Sie sind bei uns sicher.'' Sicher vor was? Vor den ganzen Gefühlen, die sich jetzt durch meinen gesamten Körper zogen?

***

Mit zittrigen Beinen ging ich die Treppe nach oben, neben mir mein Bruder, der kein Wort von sich gab. Meine grauen Converse, die durch den Schnee, der vom Himmel viel, etwas nass geworden waren, passten zu dem Teppichboden in dem bekannten Polizeigebäude. Mit jedem Schritt wurde ich nervöser und ich konnte mir schon praktisch vorstellen, dass jegliche Farbe aus meinem Gesicht gewichen war. Meine eiskalten Hände versteckte ich in der dicken Winterjacke, als wir einen Flur betraten. Es wirkte fast so, als hätten hier alle nur auf mich gewartet. ''Da sind Sie ja endlich!'' Der große Polizeibeamte kam auf mich zu und schüttelte mir meine Hand, bevor er sich meinem Bruder zuwendete. Ich war mir ziemlich sicher, dass er derjenige war, mit dem ich gesprochen hatte.''Sie müssen sich keine Sorgen machen: Wie schon erwähnt sind Sie hier sicher.'' Ich hörte, wie sich die Tür, durch die ich vor einigen Minuten gekommen war, erneut öffnete und wendete meinen Blick fast schon automatisch von dem Polizisten ab. Allerdings bereute ich es nach einigen Sekunden wieder, als ich bemerkte, wer durch die Tür trat. Meine Beine schienen mich fast nicht mehr tragen zu können, während seine Augen auf meine trafen. Sie schienen so dunkel zu sein. Seine Handgelenke steckten in Handschellen, als er durch eine graue Tür geschoben wurde. Nur wenig später folgten ihm auch Erik und Becca. Becca's gerötete Augen waren überrascht, als sie mich erblickte. Sie schien geweint zu haben. Warum hielten sie sie fest? Sie hat doch nichts mit dieser Kriminaliät zu tun.

Nur einige Sekunden später wurde ich von meinem Bruder getrennt und ebenfalls durch die graue Tür geschoben, die danach mit einem lauten Knall in ihr Schloss fiel. Ich zuckte etwas zusammen, bevor meine Augen wahrnahmen, dass die drei alle auf einer Seite des Tisches saßen. Ihre Hände lagen, immer noch in den Handschellen steckend, auf dem Tisch, während Marco und Erik beide auf einen Punkt auf dem Tisch starrten. Nur Becca schaute zu mir und es zerbrach mir mein Herz, als Tränen ihre Wangen hinunterkullerten.

''Also, dann wollen wir mal loslegen.'' Der Polizist ließ sich auf einen Stuhl fallen und deutete auf den freien Platz neben sich, woraufhin ich aber bestimmt meinen Kopf schüttelte. ''Kennen Sie die drei Personen?''

Hard TimesWo Geschichten leben. Entdecke jetzt