Als mir bewusst wurde, dass ich die Gedanken an diesen Mord meinerseits nie wieder los werden würde, stand ich letztendlich vom Bett auf. Marco schien schon eine halbe Ewigkeit verschwunden zu sein, weswegen ich damit rechnete, dass der Tote nicht mehr im Flur liegen würde. Vorsichtig öffnete ich die Tür, hatte fast schon Angst in den Flur zu schauen, aber als ich alles so unberührt wiederfand, atmete ich erleichtert aus. Obwohl es schon fast unheimlich war, wie schnell Marco Spuren beseitigen konnte, war ich ihm wirklich dankbar dafür. Allein schon der Gedanke daran, dass ein blutverschmierter Mensch vor mir liegen würde, ließ meine komplette Farbe aus meinem Gesicht verschwinden.
Ich schlüpfte in den Flur, als ich einige Schritte auf den Treppen wahrnahm. Innerlich war ich schon wieder am Hyperventilieren, bis ich eine bekannte Stimme wahrnahm. ''Sie muss hier weg, Erik. Ich will sie nicht weiterhin diesem Umfeld aussetzen.'' Marco. Meine Augen wurden größer, als die Wörter langsam zu mir durchdrangen. Er wollte, dass ich verschwinde? So plötzlich? Wie angewurzelt blieb ich stehen, als ich zwei junge Männer erkannte. Zuerst schienen die beiden mich gar nicht zu bemerken, erst als sie unmittelbar vor mir standen, trafen ihre Blicke auf mich. Das Vorhaben verschlug mir fast die Sprache. ''Du musst hier verschwinden.'', meinte Marco knapp. Seine Mimik veränderte sich nicht, während seine Augen fast schon kalt glänzten. Mein Herz zerbrach in zwei Hälften. Ich hatte jemanden umgebracht - für ihn, wir haben uns geküsst, und er wollte jetzt mich allen ernstes los werden?
''Was?''
''Du hast mich schon verstanden.'' Seine Augen wendeten sich von mir ab und schauten zu dem jungen Mann neben sich. ''Du bringst sie nicht zu ihren Eltern, verstanden? Die denken immer noch, dass sie in England ist. Lass sie vorerst bei dir - ich kümmer mich um den Rest.'' Mein Mund klappte etwas auf, während ich den Tränen ziemlich nahe stand. Irgendwie verletzte es mich, dass er mich nicht mehr hier haben wollte.
Ich wollte nicht, dass irgendjemand bemerkte, wie es in mir drin aussah, weswegen ich all meine Gefühle unterschluckte. Ich wollte, dass es für Marco so aussah, als wäre ich froh, hier rauszukommen - auch wenn dies momentan nicht der Fall war. ''Wo sind meine Sachen?'' Meine Stimme klang erstaunlich normal, was mich verwunderte, bei den beiden Anderen allerdings als selbstverständlich wahrgenommen wurde.
***
Mit meiner Jeans und meinem Pullover trat ich aus dem Holzhaus an die kalte Luft. Meine Jacke befand sich zwischen meinen beiden Händen, während ich dem dunkelblonden Unbekannten, der höchstwahrscheinlich Erik hieß, folgte. Hinter mir spürte ich die Schritte von Marco, die allerdings nach einiger Zeit stehen blieben. Ich hoffte, dass er sich doch irgendwie umentscheiden würde, wurde aber enttäuscht, als mir gedeutet wurde, ich solle mich auf den Beifahrersitz setzen. Meine Unterlippe verfing sich mit meinen Zähnen, als die Tür zugeschlagen wurde. Es war eine Zeit lang still, nur mein Atem war zu hören, bis sich die Fahrertür öffnete und der Unbekannte in sein Auto stieg. Wenige Sekunden später startete sich der Motor, was mich schon fast zusammenzucken ließ. Eigentlich wollte ich einen Blick nach draußen vermeiden, aber als ich spürte, wie sich der Wagen in Bewegung setzte, wanderte mein Blick in einen Seitenspiegel. Der Blonde schien meinen Blick fast schon bemerkt zu haben, bevor er sich durch die zerzausten Haare fuhr und wieder in dem Haus verschwand.
Das war's. Ich war frei. Und würde vermutlich nie wieder hier her zurückkommen. ''Und? Wie geht's dir?'' Meine Augen fanden die des jungen Mannes neben mir. War das eine Ernst gemeinte Frage? Skeptisch hob ich eine Augenbraue.
''Ich hoffe wirklich, du meinst die Frage nicht Ernst...''
Er schnaubte kurz belustigt, bevor er dann grinsend seinen Kopf schüttelte. ''Nein.'' Seine Augen waren nun wieder auf den immer mehr werdenden Verkehr gerichtet. ''Aber ich hoffe wirklich für Marco, dass er dich gut behandelt hat.''
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UND BOOM da ist er, der 'liebe' Erik, thöhö :b (btw: Er ist ebenfalls kein berühmter Fußballspieler - ein unbekannter Mensch eben, genau wie Marco :D)
Was denkt ihr, hat er mit Marco zu tun? ;) ♥
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Hard Times
RandomWas wäre passiert, wenn Lena an jenem Abend nicht im Kino gewesen wäre? Was wäre, wenn sie diesen Plan, der einigen Leuten innerhalb von nur wenigen Momenten das Leben nehmen könnte, nicht entdeckt hätte? Was wäre, wenn sie diesen schwarzen Männern...