3. Dezember

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Der Wunschzettelzauber

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Der Wunschzettelzauber

"Sarah!", rief ihre Mutter die Treppe hoch, gerade als Sarah die Tür zu ihrem Zimmer zuschlagen wollte. Einen Moment überlegte sei, ob sie so tun sollte, als ob sie ihre Mutter nicht gehört hatte und die Tür einfach leise schließen sollte, doch sie verwarf die Idee. Ihre Mutter würde dann
die Treppe hochkommen und sie dann auch noch in ihrem Zimmer stören. Vermutlich würde sogar noch der Satz fallen. "Du musst mal wieder aufräumen." Pah wie sie Aufräumen hasste.
Sarah stieg missmutig die Treppe runter. Als sie die Küche spielten sie gerade ein Weihnachtslied im Radio an. Sie verzog das Gesicht. Sie war absolut nicht in Weihnachtsstimmung.
"Ah da bist du ja. Das Christkind brauch noch deinen Wunschzettel!", erklärte ihre Mutter. Sarah verzog das Gesicht. Das Christkind gab es doch gar nicht.
"Das Christkind gibt es doch gar-", wollte Sarah gerade ansetzten, als sie von ihrer Mutter unterbrochen wurde.
"Hüte deine Zunge, Sarah."
Im nächsten Moment stürmten Leon und Luis die Küche und ihre
Mutter warf ihr einen bedeutungsvollen Blick zu. Die beiden glaubten nämlich fest an das Christkind und hatten gestern in einer großen Bastelaktion ihre Wunschzettel fertig gemacht.
Bis letztes Jahr hatte Sarah das auch so gemacht, mit ihrem Vater zusammen. Doch ohne ihn wollte sie keinen Wunschzettel schreiben.

"Denk dran, heute Abend am ersten Advent muss der Zettel losfliegen, damit das Christkind genügend Zeit hat eure Geschenke zu besorgen." Sarah drehte sich nur um und verschwand in ihrem Zimmer. Ohne ihren Vater würde sie keinen Wunschzettel schreiben!
Sie machte die Musik laut an und legte sich aufs Bett. Warum musste ihr Vater auch ausgerechnet zur Weihnachtszeit auf der anderen Seite der
Welt sein. Sie hasst seine Arbeit. Immer wieder war er für Wochen, teilweise sogar Monate auf Geschäftsreise und nur selten konnte er sie in dieser Zeit besuchen. Doch noch nie war er über Weihnachten weg gewesen.
Plötzlich öffnete sich ihre Zimmertür. Sarah wolle ihre Mutter gerade anmeckern, dass sie doch anklopfen soll, als ihr auffiel, dass sie es vermutlich eh wegen der lauten Musik nicht gehört hätte. Sie griff nach ihrem Handy und stellte die Musik aus.
"Sarah, ich weiß, dass du den Wunschzettel immer mit Papa geschrieben hast und er dieses Jahr nicht hier sein kann, aber ich bitte dich trotzdem einen Wunschzettel zu schreiben, wenn nicht für dich, dann doch bitte für deine Brüder. Sie glauben noch an den
Weihnachtszauber. Bitte", ihre Mutter sah sie flehend an. Für einen Moment starrte Sarah missmutig an die Decke, bevor sie nickte. "Meinetwegen."
"Danke, mein Schatz und wer weiß, vielleicht gehen deine Wünsche ja trotzdem in Erfüllung", ihre Mutter lächelte ihr zu und verschwand aus dem Zimmer.

Einen Moment blieb Sarah noch liegen, bevor sie die Beine übers Bett schwang und sich an ihren Schreibtisch setzte. Ein leeres Blatt Papier war schnell gefunden und auch die Buntstifte lagen schnell bereit, nur gab es nichts, was sie sich wünschen wollte. Immer wieder setzte sie einen der Stifte an, um ihn dann doch wieder beiseitezulegen. Schließlich gab sie sich einen Ruck und schrieb groß oben auf das Blatt.
'Wunschzettel'
"Und was schreibe ich jetzt auf den Zettel?", murmelte sie.
'Vom Christkind kann man sich alles wünschen.' So hatte ihr Vater immer gesagt.
"Dann schauen wir mal, ob das Christkind, wirklich alles möglich macht", sagte sie etwas lauter, als sie wollte und war froh, dass noch immer die Musik lief.
'Ich wünsche mir, dass mein Vater nach Hause kommt und mit uns zusammen Weihnachten feiert.'
Zufrieden las sie die Worte. Das war ihr einziger Wunsch. Wenn sie etwas zu Weihnachten kriegen sollte, dann das. Nun gab sie sich doch
noch Mühe und verzierte den Wunschzettel mit Sternen, kleinen Tannen und Christbaumkugeln. Sie suchte noch die alten Glitzerstifte aus ihrem Schrank raus und vollendete den Wunschzettel mit einem Lächeln. Ihr Vater hätte den Wunschzettel auch toll gefunden.
Als es dunkel wurde ging sie ins Wohnzimmer. Ihre Brüder waren schon ganz aufgeregt und meckerten sie an, dass sie erst so spät da sei.

"Es muss doch dunkel sein, sonst kommt das Christkind nicht", kam ihre Mutter dazu. Sie öffnete die Terassentür.
"Und was steht auf deinem Zettel?", fragte sie Sarah.
"Das ist mein Geheimnis", antwortete Sarah und drückte den Zettel an ihre Brust. Sie wollte nicht, dass ihre Mutter ihr jetzt sagte, dass der Wusch nicht in Erfüllung gehen würde.
"In Ordnung, dann legt jetzt eure Zettel vor die Tür, damit das Christkind sie heute Nacht findet."
Zuerst legten Luis und Leon ihren Zettel vor die Tür und dann Sarah. Für einen Moment betrachteten sie die drei weißen Zettel in der Dunkelheit, als plötzlich ein Windstoß aufkam und Sarahs Zettel mit sich riss. Er flog wie eine Schneeflocke durch die Nacht und Sarah hatte keine Chance ihn zurückzuholen.
"Da muss aber ein ganz besonderer Wunsch draufgestanden haben, dass das Christkind ihn so schnell zu sich holt.", sagte Sarahs Mutter leise und zog ihre Tochter in eine Umarmung
Traurig lag Sarah abends im Bett und dachte an ihren Wunsch. Wie sollte ihre Mutter jetzt ihrem Vater sagen, dass sich Sarah nur
wünschte, dass er zu Weihnachten zurückkommt?
Die nächsten Tage dachte Sarah ständig an ihren Weihnachtswunsch. Die Tage vergingen und inzwischen war schon der dritte Advent. Sarah war bei einer Freundin gewesen und kam gerade nach Hause, als sie

etwas im Vorgarten im Busch hängen sah, langsam ging sie auf das weiße Stück Papier zu und zog es aus den Zweigen hervor.
Es war ihr Wunschzettel.
"Von wegen, so hat das Christkind den Zettel schneller", murmelte sie und verdrückte eine Träne. In diesem Moment merkte sie, dass sie die letzten zwei Wochen doch ein bisschen gehofft hatte, das Christkind,
von dem sie sich sicher war, dass es das nicht gibt, würde ihren Wunsch erfüllen.
Sie zerknüllte den Wunschzettel und ging zurück zum Eingangstor des Gartens, um den Zettel in die Mülltonne zu werfen, als ein Taxi vor ihr hielt. Sie hielt inne und sah, wie sich die Tür öffnete. Im nächsten Moment stürmte sie auf den Mann zu, der aus dem Auto stieg.
"Papa!", rief sie und fiel ihrem Vater in die Arme. "Was machst du denn hier?"
"Ich kann euch doch zu Weihnachten nicht alleine lassen."
"Nein, Papa, das geht auch nicht." Sarah umarmte ihren Vater fest und war sich nun doch unsicher, ob das Christkind nicht dafür gesorgt hatte,
dass ihr Wunsch in Erfüllung ging.

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© Meghan Sister | MeghanSister

24 Lichter | 2023Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt